Montag, 8. Mai 2017

Das Haus der schönen Dinge





  • Erscheinungsdatum Erstausgabe : 02.05.2017
  • Verlag : Knaur Taschenbuch
  • ISBN: 9783426519370
  • Flexibler Einband 656 Seiten
  • Genre: Historischer Roman
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Ergreifende jüdische Familiengeschichte

Mit der Eröffnung des Kaufhauses Hirschvogl am Rindermarkt wird Jacob Hirschvogl zum Königlich-Bayerischen Hoflieferanten ernannt – endlich hat er es geschafft, sich zusammen mit seiner Frau Thea nicht nur den Traum vom eigenen Kaufhaus zu erfüllen, sondern auch als Jude in der Münchner Gesellschaft anerkannt zu werden. Um ihre spätere Nachfolge müssten sie sich keine Sorgen machen, ihr ältester Sohn Benno soll das Kaufhaus übernehmen, aber ausgerechnet er hat dafür überhaupt kein Interesse. Auch der jüngste Spross der Familie, Sepp, scheint nicht geeignet zu sein, da er ewig kränkelt. Die naheliegendste Lösung, ihre Tochter Lily, passt Jacob eigentlich nicht, trotzdem wird sie später seine würdige Nachfolgerin.

„Das Haus der schönen Dinge“ umfasst den Zeitraum von 1897 bis 1952. In dieser Spanne haben die Hirschvogls gegen Konkurrenten, Neider, Wirtschaftskrisen und Weltkriege zu kämpfen. Sie meistern diese Herausforderungen mit ihrem guten Gespür für die jeweilige Lage und immer wieder neuen fortschrittlichen Ideen – auch wenn sie oft als skandalös verschrien werden, der Erfolg gibt ihnen letzten Endes Recht. Doch dann kommen die Nazis an die Macht und alles wird anders ...

Heidi Rehns neues Buch ist unglaublich bunt, wild, atmosphärisch und zeigt die ganze Bandbreite des Lebens. Es behandelt unstandesgemäße Beziehungen zwischen verschiedenen Gesellschaftsschichten, Christen und Juden bzw. homosexuellen Partnern. Das ergreifende Schicksal der Familie und ihrer Freunde ist dabei eng mit Politik und (Stadt-)Geschichte verwoben.
Die Hirschvogls nehmen unter den Münchner Kaufhausbetreibern eine Vorreiterrolle ein. Sie haben z.B. als erstes „Kleider von der Stange“ und Lingerie, verkaufen Fahrräder und Hosenröcke und motivieren ihre Angestellten durch Umsatzbeteiligungen. Das Kaufhaus wird vor allem Dank Theas und später Lilys Wagemut und Ideen schnell die allererste Adresse in München. Überhaupt wird der Erfolg der Familie vor allem von starken Frauen bestimmt.
Die Geschichte wirkt dabei so real, dass ich kaum glauben kann, dass es das Hirschvogl und die Familie so gar nicht hat gegeben hat, sondern beispielhaft für die fast ausschließlich jüdischen Kaufhäuser dieser Zeit steht.
Der Roman ist sehr bildhaft und lebendig – ich bewundere die Autorin für ihre Fantasie und das Können, diese zum Leser transportieren.
Das Hirschvogl habe ich mir übrigens immer wie die „Galeries LaFayette“ in Paris vorgestellt: überbordend, opulent, beeindruckend.

Ich habe die Hirschvogls gern auf ihrem wechselvollen Lebensweg begleitet – die knapp 660 Seiten waren leider viel zu schnell ausgelesen.

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