Freitag, 5. Mai 2017

Der Tod so kalt

Ungewöhnlicher Stil, spannender Thriller


von Luca D'Andrea

Broschiert: 480 Seiten
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt
ISBN-13: 9783421047595

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Jeremiah Salinger verbringt mit seiner Frau einige Zeit in deren winzigem Heimatort Siebenhoch, einem Dorf mitten in den Bergen von Südtirol. Als er von den Bletterbach-Morden erfährt, lässt ihn der Gedanke an diese Morde nicht mehr los, obwohl sie bereits vor gut dreißig Jahren stattfanden. Damals gab es während eines heftigen Unwetters ein regelrechtes Massaker in der gleichnamigen Schlucht, der Täter wurde nie gefunden.

Kann es wirklich sein, dass niemand im Dorf weiß, was damals geschah? Salinger startet eigene Nachforschungen, auch wenn er seiner Frau hoch und heilig versprochen hat, alles ruhen zu lassen. 
Doch der Fall wird für ihn immer mehr zu einem Sog und er kann sich ihm immer weniger entziehen. Nach und nach wird klar, dass er so nicht nur seine Ehe aufs Spiel setzt.

Jeremiah Salinger, eigentlich Dokumentarfilmer statt Ermittler, war für mich zwar keine Identifikationsfigur, dennoch habe ich mich mit in seine Geschichte hineinziehen lassen. Mit jedem Detail, dass er ans Licht bringt, habe auch ich gerätselt, wie dieses Stückchen Information einzuordnen ist und lange Zeit hatte ich keinerlei Idee, was sich wirklich in der Schlucht ereignet hat.

Der Schreibstil ist ungewöhnlich und sicher nicht jedermanns Fall. Erzählt wird aus Sicht von Salinger. Dabei ist jedes Kapitel nochmals unterteilt in erstens, zweitens, drittens usw. Daher gleicht die Erzählweise immer wieder einer Aufzählung von Ereignissen, besonders, wenn die durchnummerierten Abschnitte nur ein paar Zeilen umfassen. Doch zum Ausgleich gibt es ebenso auch längere, mehr erzählendere Abschnitte. Dieser ganz eigene Stil ist gut an den Aufbau des Plots angepasst, so dass trotzdem schnell Spannung und eine leicht bedrohliche Grundstimmung erzeugt wird. Die Atmosphäre in den kargen, lebensfeindlichen Bergen, die ablehnende Haltung der Bevölkerung und auch Salingers innerer Drang, all dies wird gut eingefangen.

Neben den lange zurückliegenden Morden und Salingers Geschichte, wird auch viel über das Dorf Siebenhoch, seine Geschichte und Brauchtümer erzählt. Dies war für mich nicht immer so interessant, aber sie waren in Teilen wichtig für die Ereignisse und insgesamt herrschte eine ausgewogene Balance zwischen den einzelnen Komponenten der Geschichte.

Mein größter Kritikpunkt ist eigentlich die Auflösung. Eigentlich in sich logisch, doch die Art, wie die Lösung präsentiert wurde, wirkte auf mich überzogen und zu dramatisch. Dennoch konnte mich das Buch bis zum Ende fesseln und hat mir ein paar spannende Lesestunden beschert.

Zuletzt noch ein paar Worte zum Einband des Buches, den ich nicht nur von der Optik her gelungen finde. Neben den leicht erhabenen Buchstaben des Titels sind die Illustrationen auf dem Cover und auch auf der Rückseite des Einbandes mit einer rauen Beschichtung überzogen. Sie fühlen sich beinahe so wie die Oberfläche von Steinen oder Felsen an und das Buch ist dadurch auch haptisch ungewöhnlich.

Mein Fazit: „Der Tod so kalt“ ist ein spannender Thriller, den der Autor Luca D’Andrea geschickt aufbaut und der auf den Leser leicht eine ähnliche Sogwirkung haben kann, wie die Bletterbach-Morde auf Salinger. Nachdem dies erst der erste Roman des Autors ist, dürfen wir gespannt sein, was er sich als nächstes ausdenkt. Ich würde jedenfalls direkt nochmal zu einem Thriller aus seiner Feder greifen.

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