Sonntag, 29. November 2015

Die Bastardtochter



 Produkt-Information

Art:             Taschenbuch
Genre:         Romane und Erzählungen
Sprache:      deutsch
Umfang:      544 Seiten
ISBN:          9783499268014
Erschienen: 2015
Preis:           9,99 €
Die Autorin Petra Schier veröffentlichte mit „Die Bastardtochter“ den dritten und somit letzten Band ihrer sogenannten „Kreuztrilogie“. Vorangegangen waren diesem Teil „Die Eifelgräfin“ sowie „Die Gewürzhändlerin. Dieser historische Roman kann allerdings auch ohne Kenntnis der ersten beiden Bände gelesen werden.

In „Die Bastardtochter“ erzählt Petra Schier uns über das Leben der jungen Frau Enneleyn von Manten und ihrer Familie im 14. Jahrhundert in der Handelsstadt Koblenz. Als uneheliche Tochter des Grafen Johann von Manten gilt die Protagonistin Enneleyn als Bastard. Nicht ganz selbstverständlich, erkannte der Graf seine uneheliche Tochter, die er mit einer Schankmarkt gezeugt hatte, als Tochter an und nahm sie sogar mit seiner späteren Ehefrau als junges Mädchen in seinen Haushalt auf. Sie wird hier aufs Beste erzogen, ausgebildet und auf eine würdige Ehe vorbereitet. Als Bastardtochter ist allerdings nicht sicher, ob sich ein potentieller Ehemann von Rang finden lässt. Als Ritter Guntram von Eggern schließlich um Enneleyns Hand anhält, überlegt sie daher nicht lange und entscheidet sich schnell für die Ehe mit dem in Koblenz unbekannten, aber äußerst galanten Ritter. Doch in der Ehe zeigt er sehr schnell sein wahres Gesicht, er demütigt und erniedrigt sie. Sie aber erträgt alles, um ihrem Vater keine Schande zu machen und sucht gar die Fehler bei sich. Eine wundersame Reliquie, das „Kreuz des Zachäus“, das warnende Signale zu senden scheint, gibt Enneleyns Familie und Freunden, weitere Rätsel auf.
Der Erzählstil dieses Historienromans ist äußerst unterhaltsam, denn der Schreibstil ist sehr flüssig und lebendig, an vielen Stellen auch emotional. Ein interessantes und wesentliches Element im Plot ist die recht mystische Geschichte um die geheimnisvolle Reliquie, das silberne „Kreuz des Zachäus“, das meines Erachtens in das Genre „Fantasy“ geht; denn hier geht es weit über die im Mittelalter typischen abergläubischen Ansätze hinaus. Das Kreuz ändert abrupt seine Temperatur und seine Farbe, bis hin zu einer leuchtenden Aura.
Anhand der Protagonistin, der Bastardtochter Enneleyn, gibt uns Petra Schier einen deutlichen Einblick in Rolle der Frau im Mittelalter, die ja nicht zuletzt laut dem Epheserbrief „… dem Manne untertan ….“ sei. Trotz ihres für die damalige Zeit mehr als liberalen Elternhauses und ihrer mehr als unglücklichen Ehe mit dem wollüstigen, demütigenden und machtgierigen Ritter Gunnar, fügt Enneleyn sich ihrem Schicksal. Wohlbedacht als Jungfrau in die Ehe gegangen, erduldet sie klaglos die überbordende Wollust ihres Gatten, nimmt sogar Züchtigungen hin. Kurzum, sie fügt sich in ihre Rolle. Aus heutiger Sicht ist dieses Verhalten kaum mehr nachvollziehbar, jedoch gelingt es Petra Schier, Verständnis für Enneleyns Verhalten zu wecken, die als Bastardtochter in einen gesellschaftlichen Stand gehoben wurde, von dem sie zuvor kaum träumen durfte. Hinzu kommen die Aussichten, was ihr im Falle einer Scheidung droht … Da ist ein Leben im Kloster noch die angenehmste Variante.
Der Charakter des Don Antonio, alias Anton Bongert, stellt den typischen Helden dar, die Stiefmutter Elisabeth und Antons Schwester, die Gewürzhändlerin Luzia zwar recht sympathische, aber ein wenig stereotype Gutmenschen, denn diesen Menschen unterlaufen quasi keine Fehler. Herzerfrischend kommt da der vorwitzige mailändische Gassenjunge Palmiro daher, der als kleiner Lausbub kleine Akzente setzt.
Sehr gut gefiel mir die historische Karte von Koblenz am Anfang des Buches sowie das umfangreiche Personenregister, ebenso wie die persönliche Anmerkung der Autorin und ein mittelalterliches Rezept am Ende des Buches.
Witzigerweise ist das Ende der Trilogie so angelegt, dass es – vielleicht in einer anderen Reihe – fortgesetzt werden könnte.
Fazit:
Ein gut lesbarer und unterhaltsamer Historienroman mit Mystery-Elementen. Ob Mord, Gewalt, Intrige oder Liebe, von allem ist etwas dabei. Der Einblick in die Rechtlosigkeit der Frauen von damals und der verschobene Blickwinkel darauf ist äußerst interessant.

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