- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 30.11.2015
- Aktuelle Ausgabe : 30.11.2015
- Verlag : Ullstein Taschenbuch Verlag
- ISBN: 9783548287522
- Flexibler Einband 304 Seiten
Auf der sicheren Seite parken lauter
silberne Audi TT
Valentinstag, ein
romantisches Restaurant, Steffen und Louisa sind seit Jahren ein eingefahrenes
Paar. „Der
Alltag kommt mir dann vor wie eine Plastikfolie, die über allem liegt. Wie in
einem Geisterhaus, in dem man die Möbel abgedeckt hat: Es ist alles da, und doch
nimmt es nicht am Leben teil.“ Aber gerade deshalb rechnet sie ganz
fest mit einem Heiratsantrag. Blöd nur, dass alles anders kommt und sie sich am
Ende des Abends auch noch beim Kellner entschuldigt, weil sie entgegen ihres
Versprechens an ihn (es sind schon genug durchgedrehte Pärchen im Raum) doch
emotional geworden ist.
Ab da überschlagen sich die Ereignisse. Bevor Louisa auch
nur einen klaren Gedanken fassen oder einen neuen Plan machen kann (und sie
liebt Pläne!) wird sie von ihrer neuen Bekannten Lea (eine Fernsehreporterin)
mehr oder weniger freiwillig in die Studenten-WG von Sophie und Paul umgezogen.
Die Studenten sind übrigens schon über 70, züchten auf dem Balkon Cannabis,
schmeißen regelmäßig Partys und wollen leben, nachdem sie im Monat davor endlich
ihr Bafög abgezahlt haben.
Apropos Mitbewohner: Lea wohnt in einer WG im selben Haus
zusammen mit Tine, einer Therapeutentochter,
die wirklich alles analysiert; dazu kommen noch der ewig nörgelnde Vermieter
Willy Brandt; im Keller haust Fluffy (ein wütender Papagei) und dann ist da
noch der undurchsichtige vorbestrafte aber sehr schnuckelige Nachbar Ben – also
genau das Gegenteil von Louisas Traummann.
In dieser doch recht ungewöhnlichen Hausgemeinschaft wirft
Louisa bald alle Regeln, Pläne und bisherige Vorstelllungen über Bord und fängt
endlich an zu leben, denn: „Die guten Möglichkeiten kommen eben,
wann sie kommen ... Man darf sie nur nicht vertun.“
„Frühstück mit Sophie“ ist mein erster Roman der Autorin Jennifer
Bentz und wird sicher nicht mein letzter bleiben. Ihr frischer, herrlich
trockener Humor hat mir sehr gut gefallen. Sie hat dem „typischen Frauenroman“
damit neues Leben eingehaucht und ihre ganz eigene Art gefunden, diesen Stoff
zu transportieren. Sicher verwendet sie überspitze Klischees, aber im richtigen
Kontext machen sie sehr viel Spaß.
Auch mit ihren Protagonisten hat sie bei mir voll ins
Schwarze getroffen. Steffen ist so ziemliche der langweiligste Mensch, den man
sich vorstellen kann und Louisa steht ihm in nichts nach. Sie kann sich
eigentlich kein anderes Leben als das mit ihm durchgeplante im Reihenhaus
vorstellen. Doch als sie erst mal ausgebrochen ist, merkt sie schnell, was es
ihr noch so zu bieten hat. Schön fand ich auch, dass sie a la Bridget Jones so
ziemlich jedes Fettnäpfchen mitnimmt, das sich in ihrer Nähe auch nur
ansatzweise auftut.
Sophie und Paul sind ein Traumpärchen: beide über 70 und
total erschüttert, als ihnen der Arzt beim Check-up trotz ihrer ungesunden
Lebensweise noch einen lange Zukunft voraussagt. Haben sie doch nie Rücklagen
gemacht und nichts geplant – gut leben und bald sterben war die geplante
Devise. Jetzt müssen sie sich also Zukunftssorgen machen und eine neue Karriere
aufbauen, das läuft natürlich nicht ohne Probleme ab ("Ich
bin befördert worden, Sophie. Ich in ab morgen Barkeeper! Ich werde ganz fett
Karriere machen!" "Aber zum Mittagessen bist Du wieder da!"). Dafür
teilen sie ihre Lebensweisheiten gern mit der jüngeren Generation.
Louisas „Retterinnen“ Lea und Tine sind die besten
Freundinnen, die sich eine Frau nur wünschen kann und rücken ihr immer mal
wieder den Kopf zurecht, wenn sie sich nach dem alten Leben sehnt. Dabei
verläuft das Zusammenleben der beiden grundverschiedenen Charaktere selbst
nicht besonders harmonisch und sorgt immer wieder für Aufregung.
Und Ben – sagen wir mal, er ist nicht ganz so vorhersehbar,
wie man es in einem Frauenroman erwartet ;-) ...
Fazit: Ich habe mich sehr gut amüsiert und würde gern wieder
mal mit Sophie frühstücken gehen.
PS: Die Cannabis-Pflanzen auf dem Cover hab ich übrigens erst
am Ende erkannt. Was das wohl über mich aussagt???
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