Packend, düster und eigenwillig
Format: Kindle Edition
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 276 Seiten
Verlag: Books on Demand
ASIN: B018UFK1H8
Als in einer Baugrube ein Toter gefunden wird, tauchen für
Pierre Larut immer mehr Geister aus der Vergangenheit auf und mit ihnen das
schlechte Gewissen. Denn vor Jahren gab es schon einmal eine Leiche an dieser
Stelle, ebenfalls mit Schüssen in den Hinterkopf hingerichtet. Damals war Larut
Polizeichef und obwohl Kommisar Ranfort sogar bis nach Algerien reiste, um
seine Unschuld zu beweisen, wurde er für den Mord verurteilt. Noch immer quält
Larut der Gedanke, dass Ranfort inzwischen seit zwölf Jahren unschuldig im
Gefängnis sitzt und er damals nicht mehr für ihn getan hat. Inzwischen im
Ruhestand, versucht Larut dennoch erneut im alten und neuen Fall zu ermitteln.
Sein Weg führt ihn nach Marseille, wo alle Fäden zusammen zu laufen scheinen,
und er sich bald in einem Strudel aus Intrigen, Gewalt und Machtkämpfen
wiederfindet.
Auch wenn ich den Vorgängerband („Der algerische Hirte“)
nicht kenne, wurde ich sofort in die Geschichte hineingezogen und hatte keine
größeren Verständnisschwierigkeiten. Die Atmosphäre ist über weite Teile düster
und eher beklemmend und es dauert seine Zeit, bis sich das Dunkel lichtet.
Geschickt hat Wolfgang Haupt einen Thriller konstruiert, der seine Fäden bis in
den Algerienkrieg ausstreckt und mit heutigen Anschlägen verbindet. Historische
Fakten und Fiktion werden miteinander verwoben und mitten drin steht Larut, den
ich trotz seiner Eigenheiten mochte. Es ist spannend zu verfolgen, wie sich
immer mehr Puzzleteile zusammenfügen und Laruts Hartnäckigkeit das Geschehen
immer weiter vorantreibt.
Die meisten Charaktere sind nicht gerade Sympathieträger und
mehr als einmal habe ich mich gefragt, wem man eigentlich trauen kann und ob
die vermeintlichen Opfer wirklich Opfer sind. Ein Thriller, den man bewusst
lesen sollte, da er sehr vielschichtig ist.
Wolfgang Haupts Schreibstil war für mich etwas
gewöhnungsbedürftig. Weite Ausschweifungen sucht man vergebens, dafür gibt es kurze
prägnante Sätze, die teils fast abgehackt wirken. Dadurch fühlte ich mich
anfangs stellenweise regelrecht durch den Roman gehetzt. Doch nach wenigen
Kapiteln hatte ich mich daran gewöhnt und konnte den Stil sogar genießen. Er trägt dazu bei die einzigartige Atmosphäre des Thrillers zu erzeugen.
Mein Fazit: Ein düsterer Thriller, der durch seinen
eigenwilligen Stil und die schwer einzuschätzenden Charaktere besticht und der
bis zur letzten Seite fesselt. Eine klare Leseempfehlung für alle, die sich
nicht scheuen, sich auf einen Thriller einzulassen, der irgendwie anders aber
dennoch sehr spannend ist.
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