Tragisch, melancholisch und doch lebensbejahend
Autor: Maria Regina Heinitz
Preis: 9,99 €
Erscheinungsdatum
Erstausgabe :
10.03.2014
Aktuelle Ausgabe : 13.04.2015
Verlag : Berlin Verlag
Taschenbuch
ISBN: 9783833310201
Format: Flexibler Einband 496
Seiten
Sprache: Deutsch
Dieser wundervolle,
tiefgründige Roman der Autorin Regina Maria Heinitz hat mein Herz angerührt. Ich denke, dass er
auch eine gute Filmgrundlage bieten könnte!
Der Leser
darf an einem sehr einschneidenden Ausschnitt aus der Kindheit des Mädchens Bénédicte und der
Familie Baron teilnehmen. Es beginnt im Sommer 1976. Bénédicte ist mit ihren 12
Jahren ein angehender Teenager und lebt gemeinsam mit ihrer französischen
Mutter Aimée, einer Künstlerin, ihrem Vater Emil, einem Psychiater und ihrem kleinen,
aufgeweckten Bruder Marcel in Hamburg. Auch ihre Großmutter Mamique ist eine
wichtige Bezugsperson für sie. Bisher wuchs Bénédicte in einem zwar etwas
außergewöhnlich „bohèmen“ Umfeld auf, jedoch fühlte sie sich recht sicher und
geborgen. Zwar neigte ihre Mutter schon immer zu Depressionen und hatte häufig
Migräne, doch im Zweifel war da ja noch Mamique. Doch von einem Moment auf den
nächsten gerät ihre schöne Kindheit aus den Fugen, denn sie findet ihre
geliebte Aimée in einer Blutlache, weil diese versuchte sich das Leben zu
nehmen. Traumatisiert existiert für das Mädchen die Farbe Rot nicht mehr. Sie
verdrängt und sehnt sich doch so sehr nach ihrer geliebten Aimée.
<<Ich
wusste, wenn ich beginnen würde, Mitleid mit ihm zu haben, würde es nicht lange
dauern, bis ich mir selbst leidtat, und ich würde nicht mehr aufhören können zu
heulen.>>
Von
jetzt auf gleich wird Bénédicte aus ihrem Umfeld gerissen, denn Ihr Vater zieht
mit den Kindern nach Sprede und übernimmt die Leitung einer Psychiatrischen
Klinik. Die Kinder werden in relativer Unkenntnis über den Verbleib der Mutter
gelassen. Es heißt, sie sei in einem Sanatorium. Zudem kämpft Bénédicte mit
ihrer Legasthenie und muss sich nun im neuen Schulumfeld mit dieser
Teilleistungsschwäche behaupten.
<<Die
Buchstaben bewegten sich wie von unsichtbaren Magneten gezogen. Sie tanzten,
drehten sich, liefen quer durcheinander, meinen Blicken davon und waren nicht
zu bändigen.>>
Marcel
wird zu Bénédictes wichtigster Bezugsperson, da der Vater sich in seiner Arbeit
zu vergraben scheint. Auch die fleißige und gewissenhafte Hausangestellte
Gertrud kann ihr Mutter und Großmutter nicht annähernd ersetzen. Als Marcel
dann Freunde findet, muss sich Bénédicte anders orientieren.
Wir
lernen weitere Bezugspersonen wie den zwergwüchsigen Philo, die Psychiaterin Frau
Fritzi, Anna, ihre Schwester Rita und ihre Tochter Susi sowie Frau Voroneckova
und ihren Neffen Misha kennen, die Bénédicte mehr oder weniger Halt und
Orientierung geben.
<<Wir
sagten nicht viel, meist etwas völlig Unwichtiges, doch zwischen den Worten war
eine Ahnung.>>
Es
gibt aber auch die Antagonisten wie Merle und ihren Bruder Volker, die
Bénédicte und ihrem Bruder übel mitspielen.
<<Das
traurige Bild, das ich zusammen mit den Erwachsenen an jenem Morgen gesehen
hatte, war so voller Zauber gewesen, voller Magie und Schönheit, dass wir uns
nicht hinfühlen konnten zu dem Jungen, der da in schmerzvoller Haltung vor dem
Gewächshaus kniete.>>
Besonders
gefallen hat mir das französische und künstlerische Flair, das diese Familie und
die eingestreuten französischen Sätze vermitteln, obwohl die Geschichte mitten
im flachsten Deutschland spielt.
<<“Bei uns ist es ein bisschen bohème." ....
Ich merkte, dass sich die Leute als erstes immer bei uns umsahen. Wir
sollten es natürlich nicht mitbekommen, aber sie drehten die Köpfe, sahen
in alle Winkel, und ihre Augen schätzten ab, was Kunst war, was Design und was
Unordnung.>>
Die
Geschichte ist sehr abwechslungsreich und fantasievoll. Sie wartet am Schluss sogar
mit einem überaus überraschenden Ende auf, bei der die Kraft der Fantasie eine
große Rolle spielt. Eine wahre Ode an das Leben, an Kindheit und Jugend sowie
an Kunst und Theater.
<<Es
war ein bisschen wie in meiner Fantasie, so ganz genau konnte ich die Dinge
manchmal nicht auseinander halten, …>>
Fazit:
Dieser Roman hat mich verzaubert und fasziniert. Trotz seines teilweise tragischen und melancholischen Inhalts vermittelt er Lebensfreude und wärmte mir das Herz. Ich hätte gern noch weitergelesen. Das war ein wahres Lese-Highlight!
Dieser Roman hat mich verzaubert und fasziniert. Trotz seines teilweise tragischen und melancholischen Inhalts vermittelt er Lebensfreude und wärmte mir das Herz. Ich hätte gern noch weitergelesen. Das war ein wahres Lese-Highlight!
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