Erscheinungsdatum Erstausgabe : 14.11.2016
Verlag : Aufbau TB
ISBN: 9783746632711
Flexibler Einband 432 Seiten
Genre: Roman
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Ich habe das Buch ausgelesen, doch die Gänsehaut ist noch
da. Verrückterweise ist es dieses Jahr schon der 5. oder 6. Roman, der die
Weltkriege in Frankreich, speziell in Paris, aus der Sicht der Frauen
betrachtet. Und trotzdem ist auch dieses Buch wieder ganz anders, hat sein
eigenes Flair.
Dabei beginnt alles so leicht, geradezu beschwingt:
Marléne ist mit ihrem Mann in Paris, um ihren Hochzeitstag
zu feiern. Schon die Ankunft in Paris ist für sie wie „nach Hause kommen“, da
sie hier studiert hat. Aber die Ehe läuft schon lange nicht mehr rund. Es kommt
zum Streit und sie verbringen den Tag getrennt. Marléne geht ins Musée d’Orsay
und entdeckt auf einem Gemälde eine Frau, die haargenau so aussieht wie sie –
sie müssen also verwandt sein. Das Bild lässt sie nicht mehr los. Sie muss
herausbekommen, wer diese Frau ist!
1928 geht Vianne aus der Provinz nach Paris, um Botanikerin
zu werden. Natürlich klappt das nicht sofort, sie hält sich als Wäscherin über
Wasser. Bald lernt sie den Maler David kennen, wird seine Muse. Und sie schafft
es wirklich, eine Anstellung in den Jardin des Plantes (Botanischer Garten) zu
bekommen. Doch dann bricht der Krieg aus.
Schon der Einstieg ins Buch hatte mich geflasht. Frankreich
und vor allem Paris, soweit das Auge
reicht und das Herz sich sehnt. Ich erkenne ganz viele Ecken, das einzigartige
Flair der Stadt kommt wunderbar rüber. Ich hatte sofort wieder Sehnsucht. Mit Marléne entdecke ich diese
einzigartige Stadt neu.
Doch auch das Paris von Vianne hat seinen Reiz. Sie muss hart
für ihren Unterhalt arbeiten, dafür kann sie leben, wie sie will. Und mit David
taucht sie in die Kunstszene ein, lernt Leute wie Picasso und Henry Miller
kennen, lernt die mondäne Seite von Paris kennen.
Das Café de Flore diente damals und heute als Treffpunkt der
Liebenden ...
Caroline Bernard hat die historischen Fakten und die Romanhandlung
geschickt verwoben. Was als locker leichte Liebesgeschichte zu beginnen
scheint, gewinnt schnell an Tiefe, zieht den Leser in seinen Sog. Man kann das
Buch kaum aus der Hand legen.
Viannes ist jung und relativ unbedarft, als sie in Paris
ankommt. Zum Glück lernt sie am ersten Tag die gleichaltrige Clothilde kennen,
die sie unter ihre Fittiche nimmt. Sie arbeiten zusammen, teilen sich eine
Wohnung, werden Freundinnen fürs Leben. Vianne wird schnell reifer, wächst mit
der nicht immer leichten Beziehung zu David. Ihm, dem Künstler, seinem
Schaffen, hat sich alles unterzuordnen. Und trotzdem setzt sie auch ihre
Vorstellungen durch.
Marléne geht es ähnlich. Ihr Mann erfüllt die Rolle als
Versorger, die ihm zu Beginn ihrer Beziehung so gefiel, schon lange nicht mehr.
Trotzdem bestimmt er weiter über ihr Leben. Er interessiert sich nicht für ihre
Neigungen, kann ihre „Besessenheit“ an dem Gemälde nicht verstehen, beschimpft
sie als kapriziös. Bald stellt sie fest - Paris ist schöner ohne ihn! Marléne versucht
nach Jahren der Unterordnung endlich, sich zu emanzipieren.
„Rendezvous im Café de Flore“ ist ein sehr mitreisendes,
berührendes Buch über zwei Frauen, die an ihrem Schicksal wachsen. Es hat mich
von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und bekommt meine
uneingeschränkte Leseempfehlung!
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