- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 20.03.2017
- Verlag : Goldmann
- ISBN: 9783442485956
- Flexibler Einband 576 Seiten
- Sprache: Deutsch
Warnemünde um 1900:
Katharina entscheidet sich gegen ihren heimlichen Verlobten Joachim. Er hat nie
offiziell bei ihrem Vater um sie angehalten und geht auf eine zweijährige
Schiffsreise, die für seine weitere Kariere wichtig ist – so lange will sie
nicht warten. Stattdessen heiratet sie kurz entschlossen den 20 Jahre älteren
Hofkorbmacher Olaf Borchers. Er bietet ihr ein ruhiges und sicheres Leben.
Fünf Jahre später hat
Katharina zwei Söhne geboren, fühlt sich ansonsten aber überflüssig. Ihrem Mann
geht es nur noch um den gesellschaftlichen Aufstieg. Seine Frau hat hübsch
auszusehen und zu repräsentieren, von einer Mitarbeit in der Firma hält er
nichts. Dabei ist ihr Plan wirklich revolutionär. Anstatt die Strandkörbe nur
herzustellen und zu verkaufen, könnten sie diese auch selbst am Strand
aufstellen und vermieten.
Joachim hat inzwischen Greta
geheiratet. Diese entstammt einer ehemals reichen Familie und erhofft sich von
ihm ebenfalls ein sicheres Leben und den gesellschaftlichen (Wieder-)Aufstieg –
wenn er nur endlich Kapitän wird. Sie bringt gerade ihre Tochter zur Welt, als
Joachim verunglückt und Gretas Pläne zerschellen ...
„Die Villa am Meer“ erzählt
die Geschichte der Seebäder (und des Strandkorbverleihs) aus der Sicht zweier
Frauen: Katharina, einer reichen Unternehmergattin, und Greta, einer Frau mit
Ambitionen. Beide sind nicht glücklich, hatten sich ihre Ehen und das Leben anders
vorgestellt.
Katharina ist eine moderne
Frau und damit unbedingt nicht ihrer Zeit, aber zumindest ihrem Mann weit
voraus. Sie sieht sich nicht nur als Hausfrau und Mutter – zumal ihr Mann eine
langjährige Geliebte hat – sondern will sich selbst verwirklichen, ein eigenes
Geschäft aufziehen. Und der Erfolg gibt ihr letzten Endes Recht, der
Strandkorbverleih läuft sehr gut. Aber je erfolgreicher sie wird, desto mehr
entfremdet sie sich von den Vorstellungen ihres Mannes für seine Frau. Er kommt
damit nicht zurecht, flüchtet sich in die Arme seiner (altmodischen) Geliebten,
die seiner Rollenvorstellung nur zu gern entspricht, und in immer gewagtere
Spekulationen.
Greta hingegen sieht den
gesellschaftlichen Aufstieg schon vor sich, als Joachims Unfall ihre Pläne
zunichte macht. Aber auch, als Katharina Joachim einen sehr guten Job anbietet,
ist sie nicht glücklich. Sie weiß, dass zwischen ihnen mal etwas war und
torpediert mit ihrem jahrelangen Misstrauen ihre Ehe.
Die Handlung ist fast ein
Kammerspiel, getragen von den 2 Frauen und ihren Männern. Ihre Dynamik bestimmt
das ganze Buch. Die anderen Figuren sind für den Roman zwar auch wichtig,
bleiben aber am Rand und nehmen von dort Einfluss auf die Handlung. Das habe
ich so noch nie bewusst wahrgenommen, aber es funktioniert hier ausnehmend gut.
Micela Jary erzählt in
„Die Villa am Meer“ eine sehr spannende und unterhaltsame Geschichte mit viel
Ostseeflair – ein echter Sehnsuchtsroman.
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