- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 10.07.2017
- Verlag : Heyne
- ISBN: 9783453421738
- Flexibler Einband
- Genre: Historischer Krimi
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Der indische Sherlock
Holmes und Dr. Watson
Kalkutta
1919: Capitain Sam Wyndham ist erst wenige Tage in Indien, als er zu seinem
ersten Tatort gerufen wird. Im Hinterhof eines Bordells in einer wirklich
miesen Gegend wird ein Mann im Smoking mit durchgeschnittener Kehle gefunden. Der
Tote ist Alexander MacAuley, der persönlicher Berater des Lieutnant-Governors,
und hat einen Zettel im Mund. „Keine weiteren Warnungen. Englisches Blut
wird durch die Straßen strömen. Raus aus Indien.“ (S. 12) Der Mord scheint
also politisch motiviert gewesen zu sein und Wyndham muss sich in dem brisanten
politischen Geschehen zurechtfinden und den Spagat zwischen Polizei,
Geheimdienst und Militär bewerkstelligen.
„Ein
angesehener Mann“ ist sehr spannend, farbenprächtig, bildreich und atmosphärisch.
Ich habe Kalkutta fast sehen und fühlen können und schon beim Lesen geschwitzt.
Auch der herrlich britische, zum Teil sarkastische und trockene Humor hat mir
sehr gut gefallen.
Wyndham
ist der typische Anti-Held und tat mir vor allem leid. Er hat im ersten WK seine
Frau, seine Familie und den größten Teil seiner Freunde verloren. Zudem ist
dank einer Verletzung opiumabhängig – was natürlich niemand wissen darf.
Dazu
kommt, dass er bisher niemanden aus seiner Behörde oder gar seinem Team kennt
und nicht weiß, wem er wirklich trauen kann. Sein Vorgesetzter, Lord Taggart, dreht
sein Fähnchen nach dem Wind und Wyndhams Untergebener Digby scheint gegen ihn
zu intrigieren. Nur Sergeant Banerjee, sein „Laufbursche“, ist von Beginn an sympathisch
und loyal. Und dann ist da noch Miss Grant, die Sekretärin des Toten. Sie
scheint mit Wyndham zu flirten – aber auf welcher Seite steht sie, wenn es hart
auf hart kommt?
Besonders
hervorheben möchte ich die geschickt in die Handlung verflochtenen realen geschichtlichen
Hintergründe. So fand ich es z.B. erschreckend, dass 150.000 Briten über 300
Mio. Inder herrschten – und das hauptsächlich durch moralische Überlegenheit.
Auch das komplizierte Kastensystem und die Problematik der „Mischlinge“ (halb
Inder halb Britten) wird durchleuchtet.
Obwohl
das Buch weitestgehend spannend ist, gibt es gerade gegen Ende auch einige
langatmige Stellen.
Aber:
Wyndham und Banerjee haben echt das Zeug zur indischen Variante von Sherlock
Holmes und Dr. Watson! Etwas verschroben, mit einem extrem trockenen Humor und
der Gabe, auch in den verzwicktesten Fällen den Überblick zu behalten. Ich freue
mich auf die angekündigte Fortsetzung.
Ein
Tipp für alle Fans von „Death in Paradise“. Ich könnte mir das Buch auch gut
verfilmt vorstellen.
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