- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 23.01.2018
- Verlag : ROWOHLT Wunderlich
- ISBN: 9783805251068
- Fester Einband 592 Seiten
- Genre: Roman
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir vom Verlag ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
Lebe mutig, Clarke
„Und das hier ist so was wie mein
Versuch, einen Neuanfang zu machen.“ (S. 12) erklärt Louisa dem Beamten
von der Einwanderungsbehörde, als sie in New York landet. Nathan, Wills ehemaliger
Pfleger, arbeitet inzwischen für Mr. Gropnik, einen Finanzmagnaten und
Millionär mit einer sehr jungen zweiten Gattin – Agnes. Diese leidet
anscheinend an Depressionen und Louisas Job als ihre Assistentin wird es sein,
ihr durch den Alltag und die dunklen Zeiten zu helfen. Das Ehepaar ist trotz
des Altersunterschiedes sehr verliebt, doch die erste Mrs. Gropnik und vor
allem die erwachsene gemeinsame Tochter Tabhita funken ihnen ständig
dazwischen.
Und das sind nicht Louisas
einzige Probleme. Sie hat in England nicht nur ihre chaotische Familie, sondern
auch ihren Freund, den Rettungssanitäter Sam, zurückgelassen und die
Fernbeziehung ist schwieriger als gedacht – zumal Sam bald eine neue Partnerin
zugeteilt bekommt und Louisa Josh kennenlernt. Wo gehört sie hin und zu wem? Zu
Hause fühlt sie sich eigentlich nirgendwo mehr. „Weißt Du, dass ich mit jedem Bein
an einem anderen Ort stehe?“ (S. 385)
Schon beim Aufschlagen des
Buches hat mich die fröhliche dicke Hummel auf dem Vorsatzblatt zum Lächeln
gebracht und die Erinnerungen heraufbeschworen. „Mein Herz in zwei Welten“ geht
fast ansatzlos da weiter, wo „Ein ganz neues Leben“ endet (man muss die ersten
beiden Bände aber nicht zwingend gelesen haben). Louisa befolgt endlich Wills
Rat und wagt einen richtigen Neubeginn. IN NEW YORK. Die Stadt ist
beeindruckend und natürlich wird alles anders, als sie es sich vorgestellt hat.
Sie wohnt in einem winzigen Zimmerchen und hat fast rund um die Uhr für Agnes
da zu sein, muss den Spagat zwischen Arbeitnehmer und Agnes gespielter Freundin
schaffen, wenn sie diese auf Veranstaltungen der High Society begleitet. Sie schafft
es, dass Agnes bald wirklich so etwas wie eine Freundin in ihr sieht und sie in
ihre dunkelsten Geheimnisse einweiht.
Ich bin genau wie Louisa von
NY und ihren Erlebnissen überwältigt. Die Stadt und ihre Arbeit verändern sie.
Statt ihrer heißgeliebten Hummelstrumpfhose und Vintageklamotten muss sie eine praktische
(hässliche) Uniform tragen und ihre verrückten Schuhe weichen schon bald
Sneakers, damit sie mit dem Puls der Stadt und Agnes Schritt halten kann. „Es
ist, als ... Als wärst du zu deinem eigentlich Selbst geworden. Oder vielleicht
zu jemand anderem.“ (S. 254) „Ich bin immer noch ich, Sam.“ (S.
256)
Zudem bewundere ich Louisa
für Anpassungsfähigkeit. Sie wächst an ihren Aufgaben – quasi über sich hinaus.
Als sie sieht, wie sich die Ehe ihrer Arbeitgeber langsam auflöst, hält
trotzdem eisern an den vorgeschriebenen Prinzipien fest – nicht sehen, nichts
hören, nichts weitererzählen, nicht einmischen – auch wenn sie daran fast
erstickt.
Und obwohl sie Sam vermisst,
denkt sie endlich mal an sich, an ihre Wünsche und Ziele. „Es sind immer die Frauen, die im
Leben die wirklich schwierigen Entscheidungen treffen müssen. Aber es liegt ein
großer Trost darin, etwas zu tun, was man gern macht.“ (S. 445)
Ich mag auch ihre neuen
Freunde, besonders den Portier Ashok und die schrullige alte Nachbarin Mrs. De
Witt mit ihrem bissigen Mops Dean Martin.
„Mein Herz in zwei Welten“
ist genau so berührend wie die Vorgängerbände. Es geht darum, im Leben
anzukommen, mutig zu sein, seine Träume zu verwirklichen, sich treu zu bleiben
und nie unterkriegen zu lassen. „Wissen sie, meine Liebe, irgendwann müssen
sie herausfinden, wer Louisa Clarke wirklich ist.“ (S. 510)
Das Buch lässt mich etwas
wehmütig zurück denn ich habe das Gefühl, dass Louisas Geschichte jetzt erzählt
ist und es keine weitere Fortsetzung geben wird. Aber wer weiß? Und mir bleibt
ja immer noch die Hoffnung auf die Verfilmung ...
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