- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 18.05.2018
- Verlag : Aufbau TB
- ISBN: 9783746633923
- Flexibler Einband 496 Seiten
- Genre: Historischer Roman
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
Künstlerin oder Künstlergattin?
Wien um 1900: Alma Schindler
ist Anfang 20, sehr verwöhnt und eigensinnig. Ihr Vater, der berühmte Maler
Emil Jakob Schindler, verstarb früh und ihre Mutter heiratete dessen Schüler
Carl Moll.
Alma wächst in einem
Künstlerhaushalt auf, Moll gehört zur Wiener Secession. Gefeierte Berühmtheiten
wie Gustav Klimt oder Max Burkhard sind regelmäßig zu Gast und tragen zu ihrer
Bildung bei.
Alma gilt als schönste Frau
Wiens, spielt sehr gut Klavier, komponiert selbst und sonnt sich in der
Bewunderung ihrer Verehrer. Sie hat intime Verhältnisse mit älteren Männern (Freud
stellt später die Ferndiagnose Vaterkomplex), aber auch ein klares Ziel: „Ich
will etwas werden im Leben, etwas Großes, und dazu gehört ein großer Mann.“
(S. 60) Ihr Traum ist es, eine Symphonie zu schreiben und Klimt zu heiraten,
aber der will (und wird) nie eine Ehe eingehen.
Alma ist sehr flatterhaft, es
geht ihr eher um die Befriedigung ihrer Gelüste statt um die Männer. Sie scheint
jedes Gefühl uferlos ausleben zu wollen. Erst der 19 Jahre ältere Gustav Mahler
ändert das. Er vergöttert sie, schreibt Liebesbriefe, schickt Geschenke, macht
Ausflüge mit ihr und sie musizieren zusammen. So hat sie sich eine Ehe – eine
echte Partnerschaft – immer vorgestellt. „Gustav Mahler ist der Richtige für mich. Er
wird dem Chaos meiner Gefühle ein Ende machen und meinem Leben endlich eine
Richtung geben.“ (S. 135) Doch Mahler hat hohe Ansprüche: zwei Künstler
in einem Haushalt, das geht nicht. Alles hat sich seiner Kunst und seinem minutiös
geplanten Tagesablauf unterzuordnen. Alma stimmt dem zu und führt ab dann das
Leben der „Frau Operndirektorin“. Von anderen Frauen wird sie beneidet, dabei
ist die Ehe ein harter Bruch für die bis dato Verwöhnte. Statt der elterlichen
Villa lebt sie jetzt in einer 5-Zimmer-Wohnung und muss sich um den Haushalt
und die Finanzen kümmern. Mahler hat Schulden, sparen ist angesagt. Sie gehen
kaum noch aus und auf seine Reisen kann sie ihn nur begleiten, wenn genug Geld
da ist. Gustavs Wünsche sind Gesetz, ihr ganzes Leben dreht sich nur noch um ihn.
„Ich
bin es nicht gewohnt, mich als jemand anderes als die Frau meines Mannes zu
sehen.“ (S. 378)
„Die Muse von Wien“ hat mich
sehr zwiegespalten zurückgelassen. Wien und die Künstlerszene, die
Freundschaften, aber auch Animositäten, werden sehr fesselnd und atmosphärisch
beschrieben. In ihrem gewohnten Umfeld brilliert Alma mit ihrem Wissen immer
wieder und bezaubert auch mich. Als Mahlers Frau folgt dann das böse Erwachen.
Sie ist jetzt Ehefrau und Mutter (oft auch seine, hat man das Gefühl), hat
nicht mehr zu komponieren oder sich mit anderen Männern bzw. auf Gesellschaften
rumzutreiben. Sie beide haben ja sich! Wenigstens darf sie seine Noten kopieren
und ins Reine schreiben. Die Lage für den konvertierten Juden Mahler wird in
Wien immer schwieriger, also gehen sie für mehrere Monate im Jahr nach New York
an die Metropolitain Opera, die Kinder bleiben in Wien. Alma stumpft ab, das
Leben besteht gefühlt nur aus Koffer ein- oder auspacken. Sie wird lust- und
lieblos, was sich leider auch auf diesen Zeitabschnitt im Buch niedergeschlagen
hat – er wird mir zu langatmig und farblos beschrieben. Und obwohl man Mitleid
mit ihrer Situation hat, ist sie keine besonders sympathische Protagonistin - man
bleibt beim Lesen seltsam distanziert.
2 Kommentare:
Hallöchen Tanja,
schade, dass Dir das Buch nicht gefallen hat, denn der Klappentext klingt ja wirklich interessant und die Thematik sowieso. Ich habe schon einige Bücher (Biographie, Autobiographie) von Alma Mahler-Werfel gelesen, daher wundert mich weshalb Franz Werfel nicht vorkommt, mit dem sie ab den 30er Jahren verheiratet war. Mit ihm ist sie nämlich nach Amerika gegangen, gemeinsam mit den Manns. Ich glaube das hätte mich am meisten gestört, denn wenn ich einen historischen Roman lese der sich auf reale Fakten und Personen stützt, dann poche ich auch auf Richtigkeit *pingeligbin*
Danke für die tolle Rezension.
Liebe Grüße aus Wien
Conny
Hallöchen Conny,
hier ging es wirklich nur um ihre Jugend und Ehe mit Gustav Mahler. Ich hab danach WiKi begfragt um rauszubekommen, wie es mit ihr weitergegangen ist. Das Buch an sich hat mir ja nicht nicht gefallen, nur mit ihr als Person bin ich so gar nicht warm geworden. Im September kommt noch ein Buch über sie raus - die Dame in Gold - das will ich auch unbedingt noch lesen.
Liebe Grüße aus Dresden,
Tanja
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