Freitag, 27. Januar 2023

Salomés Zorn

Buchdetails: 

Erscheinungsdatum: 26.02.2023

Herausgeber: C.H.Beck

Buchlänge: 246 Seiten 

ISBN: 9783406800009

Genre: Coming-of-Age-Roman

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Ein Blick auf Buchcover lässt erahnen, dass eine junge Frau von heftigen Emotionen getrieben wird. 

Sie heißt Salomé. Ihre Familie stammt aus Kamerun, lebt aber seit vielen Jahren in einem niederländischen Dorf. 

Salomé ist ein intelligentes Mädchen, das gerne liest und eine enge Bildung zu ihren Eltern hat. Im Schulalltag ist sie schutzlos rassistischen Beleidigungen und Gewalt ihrer Mitschüler ausgesetzt. Ihr Vater hat am eigenen Leib erfahren, was Rassismus bedeutet und gibt seiner sechzehnjährigen Tochter den Ratschlag, dass sie kämpfen muss. Sie soll sich nicht zum Opfer machen lassen.

Von Tag zu Tag steigert sich Solomés Zorn in unbändige Wut. Sie gerät außer Kontrolle, schlägt zurück, wird damit vom Opfer zum Täter und landet in der Jugendstrafanstalt. Dort fällt es ihr schwer herunterzufahren und sich zu öffnen, zumal sie ihren Therapeuten Frits aus einer TV-Sendung kennt, die mit fremdenfeindlichen Vorurteilen ihrer Kandidaten auf Quotenfang geht. 

Salomé versucht weiterhin mit Trotz und Verachtung den Alltag in der Haftanstalt zu bewältigen. Schnell merkt sie, dass sie mit derartigem Verhalten nicht weiterkommt. Sie muss umdenken, zu sich selbst finden und begreifen, dass ihre eigene Feindseligkeit nichts von dem aufwiegt, was sie selbst so verachtet. 

Hinter Gittern reflektiert Salomé ihr Leben und erinnert sich an die Erlebnisse mit ihrer Familie. 


Simone Atangana Bekono beschäftigt sich in ihrem Debüt mit dem  brisanten Thema „Rassistische Diskriminierung und ihre Folgen“. Mit Salomés Geschichte legt sie den Finger in die Wunde, zeigt eindrucksvoll, wie Ausgrenzung in Gewalt umschlagen kann und wie dadurch eine Jugend verloren gehen kann. Sie holt ihre Leser ab und lässt sie tief in Salomés Psyche blicken. 

Mit prägnanten Sätzen, einfacher Wortwahl und direkter Rede gelingt es der Buchautorin vortrefflich, ihren Schreibstil an Salomés Emotionen anzupassen. Damit verleiht sie ihrer Akteurin ein hohes Maß an Authentizität. Allerdings muss man erwähnen, dass dieser Stil nicht ganz einfach zu lesen ist. Es bei mir eine Weile gedauert, in die Geschichte hineinzufinden.

Obwohl ich großes Verständnis für Salomé aufbringe, fällt es mir mitunter schwer, sie in ihrer Wut zu ertragen. Im Gegensatz dazu steht die andere Salomé - die kluge und fröhliche junge Frau, die sie in ihren Gedanken sein möchte. Ich spüre ihren Zwiespalt. 

Wie wird Salomés Leben nach Verbüßung der Strafe weitergehen? Wird sie ihren Zorn im Zaum halten können, wenn man sie erneut anfeindet? 

An dieser Stelle möchte ich kurz auf Frits, den Therapeuten der Strafanstalt zu sprechen kommen. Er macht einen guten Job und erntet dafür meine Sympathie. Dass die Autorin ihn allerdings in einer Trash-TV-Show mitwirken lässt, finde ich unpassend. 

Über allem steht die moralische Frage - wäre Salomés Tat vermeidbar gewesen? Warum treibt die Gesellschaft eine junge Frau so in die Enge und warum sind die Lehrkräfte an der Schule nicht gewillt, frühzeitig einzugreifen? 

Alles in allem berührt mich „Salomés Zorn“ zutiefst. Ihre Geschichte regt zum Nachdenken an und klingt lange nach. 

Der Roman ist eine Herausforderung und daher sicher nicht für Jedermann geeignet. 

Wer sich Salomé Zorn stellen mag und sie auf ihrem Weg zur Selbsterkenntnis begleiten möchte, sollte hier zuschlagen. Lesenswert! 






 

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