Die Zugabe
Jeder Nutzer, der die Bibliothekarin Frau Komachi nach Büchern zu einem bestimmten Thema fragt, bekommt neben den gewünschten Titeln als Zugabe noch einen, der augenscheinlich überhaupt nichts mit ihnen zu tun hat und außerdem eine von ihr selbst gefilzte Figur. Das Bonus-Buch erschließt sich einigen sofort, andere brauchen länger um zu verstehen, warum sie gerade dieses bekommen haben. Doch die Bibliothekarin hat ein gutes Gespür für ihre Kunden, die an einem Scheideweg in ihrem Leben stehen oder mit dem Ist-Zustand nicht zufrieden. Frau Komachi macht ihnen mit gezielten Fragen, Lebensweisheiten, philosophischen Betrachtungen und Büchern und klar, was sie ändern oder annehmen müssen, weil sie es nicht ändern können.
Das Buch erzählt in fünf Geschichten fünf Schicksale, die lose miteinander verknüpft sind.
Verkäuferin Tomoka hatte keinen Plan für ihr Leben. Sie wollte nur weg vom Land nach Tokio, dann würde sich schon alles finden. Aber ihre Arbeit hier erfüllt sie nicht.
Buchhalter Ryo träumt seit seiner Jugend von einem Trödelladen, will aber erst genug Geld verdienen, bevor er sich selbständig macht, und reibt sich auf Arbeit auf.
Die ehemalige Zeitschriftenredakteurin Natsumi wurde nach der Babypause einfach ins Archiv versetzt und fühlt sich von ihrem Mann mit dem Kind und der Hausarbeit alleingelassen.
Hiroya ist nach seinem Designstudium arbeitslos, weil er den perfekten Job noch nicht gefunden hat. Also lebt er bei seiner Mutter und liegt ihr auf der Tasche.
Als Masao mit 65 in die Rente geschickt wird, stellt er fest, dass die Firma ihm alles bedeutet hat, er für sie aber ersatzbar war. Er hat nie Freundschaften oder Hobbys gesucht und weiß nicht, womit er seine Tage füllen soll.
Durch Frau Komachi wird ihnen allen klar, was sie ändern können, damit sich ihre Situation bessert. Sie lernen, hinter die Fassade ihres Gegenübers zu schauen oder (wieder) zu vertrauen; dass man manchmal nur seine Perspektive ändern muss, um eine Lösung zu finden; dass sie aufhören müssen zu träumen und stattdessen anfangen, die Träume zu verwirklichen, wenn auch anders als gedacht; dass sie sich den Gegebenheiten anpassen und das Schöne darin suchen und genießen sollen; dass sie im Hier und Jetzt leben und jeder Tag wertvoll ist.
Das Buch hat eine für mich ungewöhnliche Erzählweise, sehr ruhig und überaus höflich, mit Achtung vor seinem Gegenüber – so, wie man sich Japan vorstellt. Frau Komachi hingegen ist für Japanerinnen wohl ungewöhnlich groß und rundlich, der Kontrast hat mir gut gefallen. Sie wirkt, als würde sie alles Wissen der Welt und alle Weisheit in sich tragen.
In „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ geht es um das Glück der kleinen Dinge, um den Zauber, der darin liegt und um das, was die Menschen ausmacht und die Welt zusammenhält. Perfekt z.B. für Leser von Jostein Gaarder.
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