Buchdetails:
Erscheinungsdatum: 01.09.2022
Herausgeber: Ullstein Taschenbuch
Buchlänge: 464 Seiten
ISBN: 9783548066431
Genre: Historischer Roman
„Wir bauen eine Kathedrale für unseren Herrn und für seine Mutter. Sie soll anders werden als die Häuser des Volkes, ganz anders. Höher, weiter, großzügiger, sodass jedermann beeindruckt ist, solbald er seinen Fuß hineinsetzt. Vor allem aber braucht diese Kathedrale Licht. Viel Licht. So viel, dass man fühlt, man ist im Kontakt mit dem Licht der Welt, mit Jesus Christus.“ (Auszug aus „Das ewige Licht von Notre Dame)
Die Bauarbeiten an der Kathedrale beginnen im Jahr 1163 und es werden fast 200 Jahre bis zur Fertigstellung vergehen.
Nur wenige Baumeister sind namentlich bekannt. Einer von ihnen ist Pierre de Montreuil, dem eine tragende Rolle in Claudius Crönerts Roman zuteil wird.
Das liebevoll gestaltete Buchcover fällt ins Auge und erweckt Neugier auf die Geschichte.
Nach dem Tod seiner Frau entscheidet Pierres Vater, seinen Sohn in die Obhut von Jean de Chelles zu geben. Pierre soll eine Lehre als Steinmetz absolvieren.
Als Jean de Chelles zum neuen Baumeister von Notre Dame ernannt wird, beginnt für Pierre eine aufregende Zeit. Doch sein Lehrmeister macht es ihm nicht leicht. Pierre muss zunächst alle Stationen am Bau durchlaufen. Hier lernt er die schöne Bildhauerin Agnes kennen. Pierre freut sich, mit ihr zusammen am Bau arbeiten zu können. Doch schon bald werden Intrigen gegen seinen Lehrmeister geschmiedet, denn sein Erfolg zieht Neider an.
Als es eines Tages zu einem tragischen Unfall kommt, steht Pierre plötzlich vor seiner größten Bewährungsprobe. Kann er als künftiger Baumeister Jeans Vision von Höhe und Licht am Bau realisieren?
Schon nach wenigen gelesenen Seiten versinke ich in der Geschichte. Gedanklich fühle ich mich ins 13.Jahrhundert hineinversetzt. Claudius Crönert gelingt es vortrefflich, die Stimmung der damaligen Zeit einzufangen. Seine Charaktere sind lebendig ausgearbeitet und überzeugen in ihren Rollen. Im Kopfkino sehe ich Pierre, Agnes und Clément, aber auch Jean und seine Frau Nathalie vor mir. Anhand der eindrucksvollen Bildbeschreibungen kann ich mir gut vorstellen, wie es auf der Baustelle Notre Dame zuging.
Man spürt beim Lesen die akribische Recherche des Autors. Mit Interesse verfolge ich, wie sich der Baustil in dieser Phase von der Romantik zur Gotik wandelt. Hier sind z.B. die imposanten Fensterrosetten zu nennen, die Meister Jean für Notre Dame entworfen hat.
Obwohl es sich um einen fiktiven Roman handelt, könnte man meinen, genauso muss es damals gewesen sein. Claudius Crönert baut viele historische Fakten in seine Story ein, die das Geschehen authentisch wirken lassen. Spannende Wissensvermittlung, die mich zur weiteren Spurensuche im Netz animiert.
Und dann kommen mir die Bilder des Großbrandes von Notre Dame 2019 in Erinnerung. Wusstet ihr, dass durch den Brand Teile der Kathedrale entdeckt wurden, die Jahrhunderte verborgen waren? Man fand somit heraus, dass sich im Mauerwerk des Kirchenschiffes Eisenhalterungen befanden, die die Steine zusammen hielten. Bisher war man davon ausgegangen, dass Eisen als stabilisierendes Material erst später beim Bau von Kathedralen eingesetzt wurde.
„Das ewige Licht von Notre Dame“ ist ein kluger und mitreißender Roman, der mit beeindruckenden Charakteren, einer stimmungsvollen Kulisse und interessantem Fachwissen punktet. Er hat aus meiner Sicht das Potential, bester Historischer Roman des Jahres 2022 zu werden.
Ihr interessiert euch für den Buchautor Claudius Crönert? Dann schaut am 26.August 2023 bei uns auf dem Blog vorbei. Es erwartet euch ein spannendes Interview mit dem Buchautor.
Hier noch einmal die gesamte Aktion „Blogger für Homer 2023“ im Überblick. Stattet den teilnehmenden Blogs einen Besuch ab und lasst euch von den Buchbesprechungen inspirieren!
Viel Spaß beim Stöbern!
1 Kommentar:
Das ist ganz sicher ein interessanter Tipp, auch für einen der die Kingsbridge - Serie eines K.F. verschlungen hat.
Buchige Grüße aus dem Universum von Litterae-Artesque.
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