Donnerstag, 18. Juli 2024

„Die Sache mit Rachel" - ein Fazit

 

Hasi: Uff, das war ja ein Buch. Ab S. 280 wurde es echt (kurz) spannend. Und auch wenn Rachels moralischer Kompass nicht meinem entspricht und ich mich an einigen Stellen anders entschieden hätte, konnte ich sie verstehen und ihre Beweggründe nachvollziehen bzw. fand diese gerechtfertigt. Was hättest Du an ihrer Stelle gemacht, Patno?

Patno: Oh, ich fand es klasse, dass Rachel hier so abgeklärt reagiert hat. Immerhin hat sie doch Dr. Byrne benutzt und seine Frau Debbie auch. Ich habe sie dafür gefeiert. Ja Hasi, ich fand auch, dass es ganz schön lange gedauert hat, bis Spannung aufkam. Die Geschichte plätschert eine ganze Weile so vor sich hin. James und Rachel starten plötzlich beruflich richtig durch. Das hat mich überrascht. Zu Beginn der Geschichte dachte ich, die beiden leben eher in den Tag rein. Wie hast Du das empfunden? 

Hasi: Die berufliche Wende der beiden kam für mich auch etwas zu plötzlich, andererseits hat Caroline O’Donoghue die Handlung an der Stelle ziemlich gestrafft, vielleicht hat uns das irritiert.
Aber ich fand es interessant, dass alles was sie in ihrer Studienzeit erlebt und bewegt hat, Einfluß auf spätere Arbeit als Journalistin nimmt bzw. ihre Meinung in Großbritannien immer dann gefragt ist, wenn es um Irland und die Unterschied und Gemeinsamkeiten zwischen beiden Ländern geht.

Patno: Vielleicht waren auch unsere Erwartungen an die Geschichte zu hoch. Der Roman wurde werblich so hoch gelobt als verdammter Knaller, brillanter Roman, beißend satirisch usw. Es ist eine aussergewöhnliche Geschichte und sie ist auch lebendig erzählt, aber ehrlich gesagt, fand ich den Roman eher durchschnittlich. 

Hasi: Ja, leider - und die sehr direkte Sprache war ja auch nicht unseres. Ich frage mich gerade: Sind wir evtl. einfach zu alt für das Buch und die behandelten Themen?  Würde es jemand in den 20ern oder 30ern ganz anders sehen und lesen?

Patno: Möglich, dass die jüngeren Leser mit der derben Sprache besser umgehen können. Es sind wahrscheinlich eher die Geschmäcker, die unterschiedlich sind. Sag mal, wer ist denn Dein Lieblingscharakter? Bei mir ist es Rachel’s schwuler Freund James. 

Hasi: Definitiv auch James. Er ist schamlos, lästert über alles und jeden (auch über sich) – und hat meistens recht. Außerdem ist er wirklich immer für Rachel da und passt auf sie auf, fängt sie auf, wenn es mit dem anderen James wiedermal schief läuft, und nimmt sich selber zurück. Dabei hat er genügend eigene Probleme. So einen Freund kann jeder brauchen. 

Patno: Oh ja, ich würde James sofort als Freund adoptieren. Der Teil, bei dem es um die Freundschaft zwischen Rachel und James ging, fand ich besonders gut. Schade, dass die beiden später so weit weg voneinander gewohnt haben. Aber ihre Freundschaft hat das auch ausgehalten. 

Auch wenn Hasi und Patno mit der Sprache der Autorin nicht ganz konform gehen konnten, ist dieser authentische Roman über Freundschaft lesenswert. Eine aussergewöhnliche Coming-of-Age Geschichte Made in Ireland!

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