Dienstag, 20. Mai 2025

Hasi und Patno plaudern über Teresa Simons "Zypressensommer"

 

„Ungefähr 20km von Lucignano entfernt liegt das Bergdorf Cititella, in dem sich am 29. Juni 1944 eines jener Massaker mit über 200 Toten abspielte, für die die deutsche Wehrmacht in der Toskana verantwortlich ist.“ (Aus dem Nachwort zum Roman)  Auch wir werden beim Lesen von den erschreckenden historischen Fakten, die Teresa Simon gekonnt in ihre fiktive Geschichte eingebettet hat, mitgerissen. 

Hasi: Puh, also zum Ende hin hat mich Teresa ganz schön geschafft. Was sie Guilia da erleben lässt, war echt heftig. Aber wir wollen hier ja nicht zu viel verraten. Auch die Sache mit Gianni war zwar irgendwie zu befürchten, aber man hofft natürlich immer auf ein andere Wendung.

Patno: Das war sehr dramatisch. Mir sind Guilias und Giannis Erlebnisse sehr nah gegangen. Ich habe mit ihnen gefühlt und doch tauchten dazwischen immer wieder diese beeindruckenden Landschaftsbilder, das italienische Flair und das leckere Essen auf, die irgendwie eine beruhigende Wirkung auf mich hatten. 

Hasi: Oh ja, Matteos Familie, bei der Julia unterkommt, ist dem Genuss nicht abgeneigt. Sie scheinen alle sehr gut kochen und backen zu können und viel mit eigenen, frischen und saisonalen Produkten zu arbeiten - allem voran dem eigenen Olivenöl. Ich habe aus einem anderen Buch sogar Kuchenrezepte mit dem Öl. Das klang erstmal ungewöhnlich, schmeckt aber echt lecker.
Ich fand es übrigens witzig, dass Matteo ein ähliches Feinkostgeschäft in Lucignano führt, wie es Julias Großeltern in Hamburg jahrzehntelang hatten. Liegt das also doch in der Familie?! Aber darüber wird ja nicht geredet, genauso wenig, wie über das, was während und nach dem 2. WK in Italien und Deutschland passiert ist. 

Patno: Ich bringe mir jedes Jahr von Italien einen großen Vorrat Olivenöl mit. Unsere Ferienwohnung liegt in einem Olivenhain und die Vermieter lassen jedes Jahr von ihren Oliven Öl pressen. Ich benutze es viel. Diese kleinen Feinkostgeschäfte gibt es in Italien oft. Julias Großvater hat ihr schon ein rätselhaftes Vermächtnis hinterlassen. Ich fand es spannend, mit  Julia Punkt für Punkt abzuarbeiten. Trotz der Dramatik ist es auch irgendwie ein Wohlfühlroman. 

Hasi: Jetzt bin ich neidisch - und muss sofort an die tollen Zitronen denken, die Du mal mitgebracht hattest.
Teresa Simon gelingt die Balance zwischen historischem und Liebesroman wirklich ausgesprochen gut und das italienische Flair trägt viel zu der Wohlfühlathmosphäre bei. Julias Spurensuche ist wie ein Puzzle, mit jeder Entdeckung vervollständigt sich das Bild der Vergangenheit.

Patno: Teresa schreibt lebendig und mitreißend und doch muss ich gestehen, dass mir der Vergangenheitsstrang etwas besser gefallen hat, als der Gegenwartsstrang. Wie ging es Dir damit? 

Hasi: Genauso. Ich fand die Liebesgeschichte in der Gegenwart etwas to much, das hätte der Roman für mich nicht unbedingt gebraucht, und wenn dann nicht so Knall auf Fall. Außerdem passte die Sprache nicht immer zum Alter der Protagonisten…

Insgesamt hat uns „Zypressensommer“ gut unterhalten. Die historischen Hindergründe waren uns bisher unbekannt. Wieder etwas gelernt! 

Eine gelungene Mischung zwischen Drama und Liebe, zwischen Fiktion und tatsächlichen Fakten und zwischen Vergangenheit und Gegenwart mit viel mediterranem Flair und italienischem Charme. Lesenswert! 

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