Weder krimi noch Thriller
Verlag
:
Emons Verlag
ISBN:
9783954517206
Flexibler Einband:
336
Seiten
Als Erstes ist mir bei diesem historischen Krimi von emons
das außergewöhnliche Cover aufgefallen. Es sieht ungemein hochwertig aus, was
durch die Prägeschrift noch unterstützt wird – die Haptik ist wirklich toll!
Auch die alte Ansicht Lübecks mit den Gewitterblitzen und tiefdunklen Wolken
gefällt mir sehr, das wirkt so schön unheimlich.
1376: Jacob Wallersen muss nach dem plötzlichen und
unerwarteten Tod seines Vaters und seines großen Bruders die Führung der
Familie und des Fernhandelsgeschäftes übernehmen. Das war nie geplant, weshalb er
dafür auch nicht ausgebildet wurde. Jetzt muss er nicht nur mit ungeahnten
Schulden kämpfen und auf die Rückkehr der längst überfälligen Schiffe hoffen, sondern
auch gegen seine Schwester, die ihren eigenen Kopf durchsetzen will und ihn
nicht als Familienoberhaupt akzeptieren kann.
Zur selben Zeit kämpft in Reval die junge Waise Svanja ums
nackte Überleben. Als sie verletzt vor einem Feind fliehen muss, versteckt sich
in einem Lagerhaus in einem Fass voller Pelze, die kurz darauf verladen werden
sollen.
Dann ist da noch Matt, der Steuermann der „Stolzer Jacob“ –
eines der Schiffe, auf die Jacob Wallersen wartet. Er muss sich gegen einen
ständig besoffenen Kapitän und Piraten durchsetzen.
Die Geschichte wird aus der Sicht dieser drei Hauptpersonen
erzählt.
Jacob wird zu Beginn weder von seiner Familie noch den
Handelspartner ernst genommen. Er entdeckt nach und nach, wie es wirklich um
das Unternehmen steht und muss lernen, sich auch gegen dubiose Geschäftemacher zu
wehren.
Im Gegensatz dazu ist Svanja sehr gewitzt und
„bauernschlau“. Sie kann sich aus einigen brenzligen und fast ausweglosen
Situationen retten. Trotz des rauen Lebens auf der Straße ist sie ein sehr
mitfühlender Mensch geblieben und setzt sich auch für Andere ein, selbst wenn
es ihr dabei ans eigene Leben geht.
Matt wiederum ist ein gestandener Steuermann, der schon
viele Jahre für die Familie Wallersen arbeitet und sich ihr verpflichtet fühlt.
Vom Klappentext und der Inhaltsangabe ausgehend, hatte ich
mir ein ähnliches Buch wie die Rungholt Reihe von Derek Meister vorgestellt –
schließlich spielt es fast zur selben Zeit und am selben Ort.
Leider hat mir beim vorliegenden Buch aber eindeutig die
Spannung gefehlt. Die Handlung war einfach zu vorhersehbar und ich würde es
ehrlich gesagt auch weder als Krimi noch als Thriller bezeichnen. Die erwähnte
Intrige kommt nur am Rand vor und schon ab der Hälfte konnte mich das Buch
nicht mehr fesseln. Auch das Ende hat mich nicht überzeugt. Die
Handlungsstränge werden nur zum Teil aufklärt und andere Passage hätte
geschickter gelöst werden können. Ich vermute, dass einige Stellen bewusst
offen gehalten wurden, um Anschlussmöglichkeiten für einen Folgeband zu bieten.
Einzig die liebenswerten Protagonisten mit ihren allzu
menschlichen Fehlern und Schwächen machen für mich die Stärke des Buches aus.
Schade, ich hatte mir mehr erhofft und kann leider nur 2
Sterne vergeben.