Let´s read English!
Abwechslungsreicher, schnell lesbarer Krimi-Roman aus dem hohen Norden
Flexibler Einband: 224 Seiten
Erschienen bei Random House UK Ltd, 05.11.2015
ISBN: 9781846559914
Preis: £ 9,99
Genre: Krimi und Thriller
Autor: Jo Nesbo
Dieser im November 2015 bei Random House auf Englisch erschienene
Krimi-Roman ist der zweite unter Kompakt-Krimi-Thriller laufende Band von Jo
Nesbo und folgt damit „Blood on Snow“, dem ersten Buch dieser Art. Man sollte
hier keinen typischen spannungsgeladenen Nesbo Thriller erwarten, denn diese
Serie unterscheidet sich stark von den Gänsehaut erzeugenden Plots, die man
bisher von diesem Autor kennt. Hier gibt es keinen Ermittler à la Harry Hole.
Hier ist der alleinige Protagonist der vermeintliche Verbrecher. Da der Protagonist
Olav aus dem ersten Band „Blood on Snow“ aber gestorben ist, gibt es nun einen Neuen.
Jon Hansen alias Ulf, der Protagonist und Ich-Erzähler in
Midnight Sun, ist auf der Flucht. Er ist recht labil, nimmt Drogen, trinkt häufig
und hat mit immerhin 35 Jahren noch nicht so recht seinen Platz im Leben
gefunden. Er stand – genau wie Olav - in Diensten des nordischen Drogenbarons
dem „Fisherman“, der seine Geschäfte von Oslo aus betreibt. Aber anders als
Olav ist Jon kein kaltblütiger Auftragsmörder, sondern im Gegenteil, Jon kann
nicht abdrücken, wenn er das Gesicht des Todgeweihten sieht. So versagt er bei
seinem Auftrag und wird selbst zum Gejagten. Er findet Zuflucht in einem
kleinen samischen Dorf, das so nah am Nordpol liegt, dass die Sonne nie richtig
untergeht. Doch er weiß, der Arm des Fisherman reicht weit und ob er den recht
eigenwilligen Einwohnern des Dorfes trauen kann?
Im Laufe der Geschichte erfahren wir die Motive, aus
denen Jon sich dem Fisherman verpflichtet hat. Durch die ehrlichen und
schonungslosen Offenbarungen seiner Empfindungen sowie seiner Handlungen werden
- genau wie im ersten Band - Sympathien für den Protagonisten beim Leser
geweckt, so dass man mitfiebern kann, ob und von wem Jon vielleicht verraten
wird und ob der Arm des Fisherman auch Jon erreichen wird. Wir dürfen hier an
der Transformation des Charakters Jon-Ulf teilnehmen und wie im ersten Band gibt
es auch hier zwei Frauen, die verschiedener nicht sein könnten und auf die ein
oder andere Art in Beziehung mit dem Protagonisten treten.
Neben dem Antagonisten Johnny, der Jon verfolgt, gibt es
zudem die Antipathen Hugo und Ove, die eine geliebte Frau brutal behandeln.
Auch dies ist wieder eine gewisse Parallele zu Band 1.
Ganz nebenbei erfährt der Leser auch noch einiges über
den Laestadianismus, einer in den nordischen Ländern Norwegen, Schweden und
Finnland entstandenen ‚Erweckerbewegung‘ der protestantischen Kirche.
Grandios sind die Wechsel zwischen Leben und Interaktion
mit den ortsansässigen Sami und den mal berechtigten, mal unberechtigten Verfolgungsängsten
und Wahnvorstellungen, die Jon durchlebt, von denen der ein oder andere beinahe
absurd, aber dennoch durch die Stresssituation und Todesangst der Jon unterliegt,
nachvollziehbar ist.
Fazit:
Auch der zweite Teil aus dieser ein wenig aus der Reihe tanzenden Nesbo-Serie hat mich gut unterhalten. Wer keinen spannungsgeladenen Gänsehaut Thriller erwartet sondern sich auf eine Mischung aus Krimi ohne Ermittler und Roman einlassen möchte, wird sicher nicht enttäuscht werden.
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