Ein gelungenes Debüt mit tollen Charakteren
Taschenbuch: 464 Seiten
Verlag: tredition
ISBN-13: 9783732378050
Genre: (klassische) Fantasy/ Dark Fantasy
Als sich der Weg des jungen und unerfahrenen Menschen Spleen
mit dem der lebensmüden Jaidanelfe Zensa’ide kreuzt, ändert sich schon bald
ihrer beider Leben. Spleen hat eine große Aufgabe gewissermaßen vererbt
bekommen und findet sich plötzlich in einem gefährlichen Abenteuer wieder, in
das auch Zensa’ide unfreiwillig verwickelt wird. Kann und will die Elfe einem Menschen
helfen?
Nathan C. Marus bringt uns mit seinem Debüt nicht nur einen
wirklich fesselnden und tollen neuen Fantasyroman, er erschafft vor allem viele
unterschiedliche Charaktere, die allesamt in keine Schublade passen. Zuerst
lernen wir Zensa’die kennen, eine unsterbliche Elfe, die schon alles gesehen
hat, durch unzählige Schlachten kampferprobt ist und die mit ihren eigenen
inneren Dämonen zu kämpfen hat.
Spleen, eigentlich Splendite, ist ein weiterer Protagonist.
Ein unerfahrener Gehilfe, der nach dem Tod seiner Herren versucht, deren
Auftrag zu Ende zu bringen. Ein altbekanntes Motiv, doch Spleens Weg ist
niemals vorhersehbar und es ist spannend, ihn auf seiner Reise zu begleiten.
Langsam entwickelt er sich von einem völlig überforderten Charakter zu einem
mutigen jungen Mann, der an seiner Aufgabe wächst.
Hilfe bekommt er von dem Dunkelelfen Xur, der als Barde
auftritt, und von der Feuerfee Nani, die mir besonders ans Herz gewachsen ist
und voller Überraschungen steckt.
Dann wären da mit Ailan und Siks noch eine zerbrechliche und
dennoch starke Seherin und ein unsichtbarer Leibwächter. Und mit Cerce der
einzige Charakter, den ich als durch und durch böse empfunden habe. Sie ist
einfach gruselig. Cerce ist mit Belazael unterwegs, der ganz eigenen Motiven
folgt und den ich unglaublich interessant finde. Ein Charakter, der nicht vor
Grausamkeiten zurückscheut und den man eigentlich nicht mögen kann, doch er hat
etwas. Wenn er will, kann er charmant sein und helfen – oder einem im nächsten
Augenblick nach dem Leben trachten.
All diese Charaktere haben wichtige Rollen, sind unglaublich
vielschichtig und mit einer individuellen Geschichte ausgestattet. Nicht jeder
Hintergrund wird ins Detail beleuchtet, aber man gewinnt auch durch bloße
Andeutungen einen guten Eindruck. Abgesehen von Cerce ist längst nicht immer
klar, wer eigentlich zu den Guten oder Bösen zählt. Der Weltenbund, in dem wir
uns bewegen, ist durchdacht und wird anschaulich dargestellt, ohne sich in
Einzelheiten zu verlieren.
Erzählt wird die Geschichte in mehreren Handlungssträngen
und aus mehreren Perspektiven. Dies unterstützt die komplexe Handlung und hilft
beim Verständnis. Die Kapitel sind meist recht kurz und enden nicht selten mit
einem Cliffhanger, was zusätzlich die Spannung erhöht. Der Schreibstil war
angenehm, auch wenn ich sagen würde, dass er im Verlaufe des Buches flüssiger
wurde.
Gut gefallen hat mir, dass die letzte Szene mit Zensa’ide
wieder in der gleichen Sphäre und wieder in einer Kneipe spielt. Das schlägt
stilistisch einen wunderbaren Bogen zum Beginn des Buches und schafft trotz des
offenen Endes einen runden Abschluss.
Mein Fazit: Mir haben die komplexe Geschichte, die
vielschichtigen Charaktere und der Stil sehr gefallen und ich freue mich jetzt
schon, im zweiten Band wieder in das Leben von Zensa’ide und den übrigen
Charakteren eintauchen zu können. Eine klare Leseempfehlung für alle, die
klassische Fantasy lieben.
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