Sonntag, 27. März 2016

In der ersten Reihe sieht man Meer







  • Erscheinungsdatum Erstausgabe : 09.03.2016
  • Aktuelle Ausgabe : 09.03.2016
  • Verlag : Droemer
  • ISBN: 9783426199404
  • Fester Einband 320 Seiten
  • Genree: Humor








Wer kennt sie nicht, die Aufregung am letzten Tag vor dem Sommerurlaub. Dieses Jahr will Alexander, Werbefachmann Mitte 30, das erste Mal seit seiner Jugend wieder an die italienische Adria fahren – mit der Großfamilie inkl. Schwester und Oma. Der Tag ist stressig, alles wird gepackt und ein letztes Mal abgesprochen und am Abend setzte er sich mit einem guten Wein und dem Fotoalbum hin. Als er am nächsten Morgen erwacht, ist der Schreck groß – er ist wieder 15 (in den 80ern!) und fährt mit seinen Eltern das erste mal nach Italien ans Meer. Natürlich gibt es Probleme, treibt Alexander seine Familie doch mit Ausdrücken wie Navi und Handy in den mittleren Wahnsinn – meist kann er die Situation dann doch noch irgendwie retten. Außerdem ist er wieder mitten in der Pubertät und damals war „oben ohne“ in ...

Ich erinnere mich gut an diese Stimmung kurz vor dem Urlaub - die gepackten Taschen überall in der Wohnung, das Aufstehen mitten in der Nacht, damit man ja vor dem Stau durch ist, die belegten Brote für die Fahrt - wir haben das als Kinder geliebt (auch wenn es für uns nur an die Mecklenburgische Seenplatte und am Trabi jedes Jahr auf der Fahrt irgendwas kaputt ging).

So ähnlich geht es auch Alex und seiner Familie. Natürlich stehen sie trotzdem irgendwann im Stau und die „geheim Abkürzung“ ist ein Umweg. Das Ferienhaus entspricht nicht Omis Hygienebestimmungen und wird erst mal gründlich desinfiziert. Danach gibt es endlich Kaffee (aus der mitgebrachten Kaffeemaschine), denn: „Mit deutschem Kaffee wird Italien erst so richtig schön.“ Wie man hier schon merkt, ich kam aus dem Lachen eigentlich kaum heraus. Kein Klischee, kein Fettnäpfchen, kein Vorurteil wird ausgelassen. In der Ferienanlage herrscht deutsche Ordnung und auch am Strand wird sich immer schön abgeschottet: „Nix gegen Italien, aber diese Italiener hier überall ...“. So ist Alex der Einzige, der sein Mittagessen am italienischen Büdchen kauft und sich dabei auch gleich mit Andrea, dem gleichaltrigen Sohn des Besitzer, anfreundet. Und da ihm eh langweilig ist, erarbeitet er ein Marketingkonzept, um die Urlauber zum Büdchen zu locken und Andreas Familie (besonders der sehr attraktiven Tante Maria) endlich zu Umsatz zu verhelfen.
So werden im Laufe des Urlaubs aus Fremden echte Freunde, die zusammen durch dick und dünn gehen. Doch immer wieder fragt sich Alexander, ob er nicht in seine eigene Zukunft eingreift, wenn er die Vergangenheit ändert.

Das Buch ist eine wundervolle Zeitreise. Die Kapitelüberschriften sind Songs aus den 80ern/90ern - die Ohrwürmer werde ich so schnell nicht mehr los! – und werden von privaten Urlaubsfotos der Autoren aus der Zeit wunderbar in Szene gesetzt.
Ich hatte das Glück, Klüpfel und Kobr auf der Leipziger Buchmesse aus dem Roman lesen zu hören und hab mich vor Lachen kaum halten können. Schade, dass sie nicht auch das Hörbuch selber eingelesen haben. Erwähnenswert sind auch der junge Kluftiger und seine Erika in einer Nebenrolle ...

Ich sage eigentlich selten was zum Cover, aber diese hier ist besonders witzig und deshalb erwähnenswert: Es sieht aus wie ein altes Fotoalbum und der Umschlag fühlt sich an wie die Wachstuchtischdecke, die Oma mit in den Urlaub genommen hat – es ist also Strand- und Sonnenmilchfinger geeignet.

Mein Fazit: Extrem unterhaltsam – kaufen, lesen, lachen! Aber Achtung, beim Entfernen der Lachtränchen keine Sonnenmilch ins Auge schmieren ;-).

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