Vertonung des literarischen Emanzipations-Klassikers
Autor:
Charlotte Brontë
Genre:
Roman, Klassiker
Verlag:
Der Hörverlag
Preis:
€ 19,99 (empf. VK-Preis)
Hörbuch CD: 3 CDs
Laufzeit: 3h 50
ISBN: 978-3-8445-2067-5
Erschienen
am: 25.01.2016
Dieser im Jahr 1847 unter dem Pseudonym Currer Bell
erschienene und mit autobiographischen Zügen ausgestattete Roman von Charlotte
Brontë, gehört zu den Klassikern der victorianischen Literatur. Jane Eyre, das
wohl berühmteste Kindermädchen des 19.Jahrhunderts, war durch ihre emanzipierte
Haltung für damalige Verhältnisse revolutionär. Daher musste ich die
Gelegenheit rechtzeitig zum 200. Geburtstag der Autorin nutzen, das Hörspiel genießen
zu dürfen, beim Schopfe packen.
Der Originaltitel
„Jane Eyre. An Autobiography“
gibt nicht nur den Hinweis auf die Erzählperspektive der Ich-Erzählerin Jane
Eyre, sondern impliziert aus meiner Sicht auch, dass die Autorin eigene
Erlebnisse und Erfahrungen verarbeitet hat.
Die
Protagonistin Jane Eyre erlebt eine schwere Kindheit. Nach dem frühen Tod ihrer
Eltern wächst das Waisenmädchen zwar im Haushalt ihres Onkels, dem Bruder ihrer
Schwester, auf Gateshead auf; jedoch behandeln sie die inzwischen verwitwete
Tante, Mrs. Reed und die hochnäsigen, verwöhnten Cousinen sowie der unsäglich
freche und dreiste Cousin dermaßen schlecht, dass Jane mehr als deutlich spürt,
dass sie nicht wirklich dazu gehört. Trotz ihres Wohlstandes stellen die Reeds
Jane auf eine niedrigere soziale Stufe. Durch Janes Intelligenz, ihren
inbrünstigen Gerechtigkeitssinn sowie ihre offene und direkte Art wird sie für Mrs.
Reed ein immer größerer Dorn im Auge. Als die Situation schließlich eskaliert, wird
das Kind in das Mädchenpensionat Lowood geschickt, das unter der strengen, aber
zweifelhaften Führung des widersprüchlich-heuchlerischen Mr. Brocklehurst steht,
der Bescheidenheit, Demut und Keuschheit predigt, jedoch selber mit seiner Frau
und Tochter ein luxuriöses Leben in Pomp führt. Doch trotz Hunger, Kälte und
Erniedrigung bietet das Pensionat Jane eine Chance auf Bildung und zudem den
Kontakt zu wertvollen Menschen, wie der Mitschülerin Helen Burns und der
Lehrerin Miss Temple.
Von
der fleißigen, gebildeten und äußerst intelligenten, aber auch sehr frommen
Helen lernt die impulsive Jane Geduld und Demut kennen, denn Helen erträgt die ungerechten
Behandlungen im Internat geradezu stoisch. Schließlich stirbt sie an der
Schwindsucht ohne je mit ihrem Schicksal zu hadern.
Die
liebevolle und fürsorgliche Miss Temple wird zu einer Art Mentorin für Jane.
Schließlich ermöglicht sie der begabten Schülerin sogar selber Lehrerin in
Lowood zu werden. Doch als Miss Temple schließlich heiratet und das Internat
verlässt, sucht Jane sich eine Stelle als Hauslehrerin und Gouvernante. Auf Thornfield
Hall kümmert sie sich um das französisch stämmige Mündel des Hausherren Mr.
Rochester, den Jane allerdings zunächst nicht zu Gesicht bekommt. Die alte
Hauswirtschafterin, Mrs. Fairfax, ist vorerst ihre Ansprechpartnerin.
Die
spätere Begegnung mit dem zuweilen bärbeißigen Mr. Rochester ist sowohl eine
Herausforderung als auch Bereicherung für Janes Leben, fordert er doch ihren
Intellekt und respektiert sie trotz seiner eigenwilligen Umgangsformen als
gleichwertigen Gesprächspartner. Schnell wird klar, dass sich zwischen der
jungen Frau und dem wesentlich älteren Gutsherren eine enge Beziehung
entspinnt. Allerdings wird diese durch unheimliche Vorkommnisse im Haus und ein
durch Rochester veranstaltetes Verwirrspiel auf die Probe gestellt.
Die leiderprobte
Jane trifft nach einem dramatischen Ereignis wieder einmal die Entscheidung
sich selber treu zu bleiben und verlässt Thornfield Hall, um sich mittellos in
eine unbekannte Zukunft zu begeben. Das Schicksal führt sie in das Pfarrhaus
von St. John Rivers, wo ihre Persönlichkeit und Selbständigkeit weiter
heranreift und ihr Schicksal schließlich eine weitere entscheidende Wendung
erfährt.
Dieser revolutionäre Roman befasst sich neben der Liebe mit
den spannenden Motiven der sozialen Klasse, den Geschlechterrollen und der
Religion, die für Jane zu Beschränkungen und Herausforderungen werden. Jane
setzt sich damit auseinander und überwindet alle drei mit Willens- und
Charakterstärke, aber auch mit eigenem Glück und dem unglücklichem Schicksal anderer.
Die Umsetzung als Hörspiel ist grundsätzlich geglückt. Während
mir die ausgebildeten Sprecher, wie Sascha Icks als Jane Eyre, Christian Redl
als Mr. Rochester oder Witta Pohl als Mrs. Fairfax – um nur ein paar zu nennen
- in diesem Hörspiel sehr gut gefielen, empfand ich die musikalische
Untermalung in ihrer teilweise dominant einfältigen Art jedoch eher als störend
und ablenkend bis irritierend, denn als Bereicherung. Vor allem die einfachen
Posaunentöne muteten für mich mehr nach Sendung mit der Maus an – wobei ich
diese sehr mag (!), als nach klassischer und anspruchsvoller literarischer
Unterhaltung an. Die akustische Untermalung ging meiner Meinung nach nicht mit
Text und Inhalt einher.
Fazit:
Interessante und hörenswerte Umsetzung des
Literaturklassikers um die charakterstarke und Unabhängigkeit suchende Jane
Eyre.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen