- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 27.02.2016
- Verlag : Thiele & Brandstätter Verlag
- ISBN: 9783851793413
- Fester Einband 420 Seiten
- Genre: Roman / Liebesroman
Ode an das Leben und die Liebe
Als in dem kleine spanischen Ort
Porvenir das 100 Jahre alte Postamt geschlossen und die einzige Postbotin Sara wegen
zu wenig Briefverkehr nach Madrid versetzt werden soll, fasst ihre 80 jährige Nachbarin
und Freundin Luisa einen Plan: sie startet einen Briefkette. Seit Jahren brennt
ihr ein Brief unter den Nägeln, den sie nie geschrieben und abgeschickt hat. Jetzt
schreibt sie ihn endlich und bittet die Empfängerin, ihrerseits einen Brief zu
schreiben. Die Bedingungen für die Briefe sind ganz simpel: man muss den
Empfänger nicht persönlich kennen und der Brief braucht nur aus einer Zeile zu
bestehen (natürlich sind es immer mehr) – Hauptsache, die Kette wird
fortgeführt. Die Idee verselbständigt sich. Endlich schreiben sich die Menschen
mal von der Seele, was sie schon lange loswerden wollten. Der Empfänger (und
die Leser) erfährt so viel Interessantes über das Innenleben der
Briefschreiber, ihre Geschichte und Träume.
Und natürlich wird auch
spekuliert, wer die Briefkette begonnen hat und wer alles mitmacht. Das erzeugt
eine gewisse Spannung: wann fliegt das alles auf, wie lange läuft der
Kettenbrief noch? Können sie ihr Ziel erreichen und Sara und das Postamt
retten?
Ich fand es toll, was für Kreise
die Briefe ziehen und wie die Bewohner über sich damit unbewusst näher kommen. Sie fühlen sich wieder wahrgenommen,
geliebt, gebraucht, wertgeschätzt – genau das braucht man einfach manchmal als
Bestätigung. Aus Belanglosigkeiten entwickeln sich tiefe Freundschaften und
sogar Liebe. Manchmal ist es einfacher, sich jemand Aussenstehendem, weiter
Entfernten anzuvertrauen, auch weil der eine völlig andere Perspektive auf das
Geschehen hat.
„Der schönste Grund, Briefe zu
schreiben“ ist ein sehr ruhiges, fast schon intimes Buch. Die Handlung ist wie
ein träger Sommertag – entschleunigt und trotzdem verheißungsvoll. Ich bin
zielstrebig und rational, auch als Leser, aber dieses Buch bremste mich immer
wieder aus. Es verlangt Zeit, es zu Lesen, sich zu besinnen und nachzuhorchen –
es will erfühlt (gefühlt?) werden.
Natürlich hat man in jedem Buch
Lieblingspersonen. Für mich waren das Alma, die das Haus ihrer Großmutter
geerbt hat und überlegt, nach Porvenir zu ziehen und Alex, der sein eigenes
Leben vernachlässigt, um für seinen demenzkranken Vater da zu sein. Aber auch
die anderen Protagonisten waren toll, wenn auch nicht von Beginn an sympathisch,
wie die verschrobene Künstlerin Mara oder die zurückgezogen lebende Manuela.
Ich habe beim Lesen des Buches
natürlich auch darüber nachgedacht, ob ich an so einer Briefkette teilnehmen
würde und an wen mein Brief dann gerichtet wäre. Ich weiß es immer noch nicht,
aber mir ist bewusst geworden, was eine paar liebe Zeilen zur richtigen Zeit
ändern, ja sogar bewegen können.
Fazit: Genau so, wie ein Brief in der
heutigen Zeit einen besonderen Stellenwert hat weil man ja hauptsächlich über
eMail und Messenger kommuniziert, ist dieses Buch etwas Besonderes – etwas, was
bleibt.
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