- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 26.02.2016
- Aktuelle Ausgabe : 26.02.2016
- Verlag : ROWOHLT Taschenbuch
- ISBN: 9783499267338
- Flexibler Einband
- Genre: Historischer Roman
Als ich die Ankündigung zu diesem Buch gesehen hatte wusste ich gleich: Das
muss ich lesen. Nicht nur, weil ich ein großer Fan von Jojo Moyes bin, sondern
weil ich sofort die Parallelen zu Martina Sahlers „Das Hurenschiff“ gezogen
habe.
Auch „Das Hurenschiff“ basiert auf einer wahren Begebenheit: England hat
Australien ab 1787 vor allem mit Strafgefangenen (ausschließlich Männern)
besiedelt. 1789 haben sie dann ein Schiff mit „gefallenen Mädchen“ hinterher
geschickt, damit diese mit den Männern Familien gründen und Australien bevölkern.
150 Jahre später (1946, nach dem 2. WK) nehmen 655 Frauen nun genau den
entgegengesetzten Weg – sie fahren mit einem Flugzeugträger von Australien nach
Großbritannien. Es sind Kriegsbräute, die ihre Verlobten bzw. Männer während
des Kriegs kennengelernt, geheiratet und zum Teil schon seit Jahren nicht mehr
gesehen haben.
Ich fand es sehr interessant, wie sich die Geschichte wiederholt und welche
Parallelen es gibt. Natürlich waren die Zustände auf dem Schiff 1946 deutlich
besser als 1789, wenn sie auch nicht immer dem entsprachen, was die bis dahin
zum Teil sehr verzogenen Mädchen gewöhnt waren. Aber auch dieses Mal sind es
Frauen aller Altersstufen und Schichten, die einer unbekannten Zukunft
entgegenfahren.
Das Buch gibt die Atmosphäre der Reise von Beginn an sehr anschaulich
wieder - die Nervosität, Aufregung, Unruhe, Angst und gleichzeitig Freude der
Frauen, aber auch ihrer Angehörigen und der Besatzung des Schiffs. Niemanden
lässt die Situation kalt.
Der Kapitän und der Marinesoldat Nicols waren für mich die stillen Helden
des Buches. Ersterer, weil er sich nach einem schweren Verlust jetzt auf seiner
letzten Fahrt befindet und von seinem Stellvertreter immer wieder sabotiert
wird, aber trotzdem genau weiß, was auf „seinem“ Schiff passiert und Nicols,
weil er sich die ganze Fahrt über unauffällig um die Mädchen der Kabine 3 G
kümmert, vor ihrer Tür Wache steht und so manche Unbotmäßigkeit deckt.
Margaret (ein bodenständiges hochschwangeres Farmermädchen), die verwöhnte Avice
aus gutem Haus, die 15 jährige Jean und die Krankenschwester Frances sind die
Bewohnerinnen der Kabine. Hier prallen Welten aufeinander und Auseinandersetzungen
bleiben nicht aus, Geheimnisse werden (nicht immer) gelüftet, aber wenn es hart
auf hart kommt, halten die Frauen meistens zusammen. Denn ihr Feind ist nicht
nur die Ungewissheit, was sie am anderen Ende der Welt erwartet – ein paar der Frauen
werden gar nicht erst ankommen, weil es sich ihre Männer anders überlegt haben
oder gefallen sind und sie deshalb zurückgebracht werden.
Die Frauen werden an Bord durch Vorträge und Kurse auf ihr Leben in einem
fremden Land vorbereitet. Zur Ablenkung gibt es auch Tanzveranstaltungen und Wettbewerbe.
Fast könnte es eine normale Kreuzfahrt sein ...
Aber da sind ja auch noch die 1100 Männer Besatzung an Bord und so kommt es
auch immer wieder mal zu Annährungsversuchen und sogar Übergriffen, obwohl
versucht wird, die Frauen zu schützen.
Eingerahmt wird die Geschichte von Jennifers Urlaubsreise im Jahr 2002 mit
ihrer Großmutter quer durch Indien. Als diese in Alang, dem größten
Schiffverschrottungshafen der Welt, ein altes Kriegsschiff sieht, brechen alte
Wunden auf.
Fazit:
Ich tauche einfach ab in dem Buch, bin völlig weg und blende meine Umgebung
aus. Es ist spannend, fesselnd, dramatisch, interessant – eben alles, was ein
gutes Buch ausmacht.
Vielen Dank an die Buchboutique für dieses wunderbare Buch!
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