Dienstag, 7. Juni 2016

Lena Halberg – New York ´01





Sehr intelligenter und spannender Polit- und Wirtschaftskrimi

 


Autor:             Ernest Nyborg
Genre:           Polit-Thriller, Wirtschafts-Krimi
Verlag:           Verlag Edition AV
ISBN:             978-3-86841-128-7
Umfang:        310 Seiten
Preis:             14,50 €




„Lena Halberg – New York ´01“ ist der zweite Teil der Trilogie um die unermüdlich nach Wahrheit und Gerechtigkeit suchende Journalistin Lena. Das Besondere an dieser Trilogie des Autors Ernest Nyborg sind die gewählten, welterschütternden, auf Tatsachen beruhenden Hintergründe, die aber nur den Rahmen und nicht das jeweilige Hauptthema bilden. In diesem zweiten Teil wird der Rahmen durch die Anschläge auf das World Trade Center – das berühmte Nine Eleven – gesetzt.
Dem Leser werden drei Zeitebenen und mehrere politisch brisante, in den Weltfrieden und in Naturressourcen eingreifende Verstrickungen serviert.
Im Prolog wird sehr emotional das Schicksal von Szymon, einem kleinen, 3 Jahre alten Jungen dargestellt, der mit ansehen muss wie der Vater erschossen und seine Mutter mit dem kleinen Bruder abgeführt werden, als das Warschauer Ghetto geräumt wird.
Dieser kleine Junge befindet sich 60 Jahre später im Block 7 des World Trade Centers in New York, als am 09. September 2001 die Anschläge auf die Twin-Towers verübt werden. Mittlerweile nennt er sich Simon Hawk und ist ein welterfahrener Mann, der sich in höchsten politischen Kreisen – aber stets im Hintergrund - bewegt. Genau wie Lena ist er ein Mensch, der die Wahrheit ans Licht bringen möchte und vielleicht wieder ein wichtiger Informationsschlüssel für Lena. Schließlich begegnete der Leser Simon Hawk bereits im ersten Teil der Halberg Trilogie, in dem er Lena zielführende Informationen zuspielte.
In der dritten Zeitebene findet sich der Leser in der Gegenwart und trifft auf die Protagonistin Lena und ihren Freund, den Fotografen Niels. Die beiden befinden sich – ganz untypisch für die eher hartgesottene Lena – im siebten Himmel in Wien. Doch als ein Zeitungsartikel, der in Zusammenhang mit ihren Recherchen und Aufdeckungen aus Teil 1 stehen und den inhaftierten Politiker Prow betreffend erscheint, ist es aus mit der Romantik, denn Lena vermutet, dass wieder einmal Bronsteen in die Vorgänge verstrickt ist und eine wesentliche Rolle bei den Anschlägen vom 11. September in New York spielt. Daher begibt sie sich sofort auf den Weg dort hin.


Währenddessen zieht der skrupellose Bronsteen in Zentralafrika seine Fäden, um ein großes Waffengeschäft einzuleiten und gleichzeitig zu verschleiern. Äußerst beeindruckend wird hier dargelegt wie sich Bronsteen als Wohltäter feiern lässt, indem er vordergründig Kindersoldaten freikauft und gleichzeitig sowohl für weitere Kriegsfeden als auch die Ausbeutung der regionalen Ressourcen Vorschub leistet.
Wieder ist dem Autor Ernest Nyborg ein fesselnder Polit- und Wirtschaftsthriller gelungen. Sehr geschickt spinnt er ein Netz von Verstrickungen, Lug, Betrug und Bestechung. Die verschiedenen Handlungsebenen werden in relativ kurzen Kapiteln voneinander getrennt. Dadurch entsteht eine rasante Story, in der man förmlich zwischen den Handlungsorten und Personengruppen hin und her fliegt. Hierdurch entsteht ein schöner Spannungsbogen, der in einem fulminanten Finale endet. Zudem lässt sich die Geschichte durch klaren, flüssigen Sprachstil zügig lesen.
Äußerst interessant fand ich die Charakterzeichnungen. Natürlich sind sowohl die Protagonistin Lena, als auch ihr Freund Niels gerade, aufrichtige und mutige Persönlichkeiten, ebenso wie der Antagonist Bronsteen klar und deutlich ein skrupelloser und machtgieriger Narzist ist. Diese drei Charaktere werden konsequent von Teil Eins der Trilogie fortgeschrieben. Faszinierend fand ich in diesem zweiten Teil aber vor allem Charaktere wie Bronsteens Assistentin Sarah, die genau weiß was sie will und selbst in ausweglosen Situationen einen kühlen Kopf bewahrt, so dass ich sie stellenweise trotz ihres egomanen Wesens beinahe bewunderte. Oder der italienische Bankier Ducca, der so schwach und erbärmlich ist, dass es einem graust und ich mich doch dabei ertappte, Mitleid mit ihm zu haben. Hinzu kommen die Zeichnungen der afrikanischen und russischen Charaktere, die den Flair und die Grundlage von Unrechtsstaaten, Korruption, Machtgier und Demokratiearmut unterstreichen und aufzeigen wie die Ärmsten und schwächsten in und mittels demokratischer und rechtsstaatliche Systeme ausgenutzt und ausgebeutet werden.

„...Krieg ist nicht das Kaufen von Waffen, sondern die Bereitschaft zu töten...“

Die vier Zeitungsausschnitte, die am Ende des Buches zitiert werden, verdeutlichen die Realitätsnähe, denn Ernest Nyborg verwebt tatsächliche Vorkommnisse sehr geschickt mit Fiktion und lässt reale Schicksale in anderen, aber ähnlichen Handlungsrahmen stattfinden.

Fazit:
Der erste Teil der Trilogie gefiel mir bereits sehr gut, aber dieser zweite Teil hat meine Erwartungen übertroffen. Spannende Handlungsstränge gepaart mit Tiefen Einblicken in realistisch nachempfundene Komplotte von Wirtschaft und Politik. Ein echtes Lese-Highlight – ein echter Page Turner!

Keine Kommentare: