Als Blogger bekommen wir von den Verlagen ja immer wieder Bücher angeboten, die wir im Buchladen nie wahrscheinlich beachtet hätten - Jogginghosen-Henry ist so eines. Und ehrlich gesagt bin ich Heyne sehr dankbar für diese Entdeckung! So, jetzt gehts aber los und und wir stellen Euch den Autor vor:
Lieber Autor, würdest Du Dich unseren Lesern bitte kurz vorstellen?
Den folgenden Lebenslauf schlug ich meinem Lektor für den Einband von „Jogginghosen-Henry vor: „Hannes Finkbeiner (1977) ist gebürtiger Schwarzwälder. Seine Metal-Karriere begann 1989 mit Helloween's „Keeper Of The Seven Keys (Pt. II)“. In den Jahren 1991 bis 1993 war er bei einem Death- und zwei (!) Guns N´ Roses-Konzerten, worauf er sich bis heute sehr viel einbildet. Während seiner Kellnerausbildung schuf er einen gezielten Ausgleich zum Gastro-Irrsinn durch tägliche Dosen von Biohazard, Carcass und Korn (manchmal auch den zum Trinken). Mittlerweile ist er Gastro-Journalist und lebt mit seiner Familie als selbstständiger Zettelwirtschafter in Braunschweig. Er ist verrückt nach Machine Head, der Batman-Trilogie und Gourmetrestaurants. Das passt zwar überhaupt nicht zusammen. Muss es ja aber auch nicht.“ ... Mein Lektor meinte allerdings, wir sollten vielleicht doch besser erst einmal eine normale Vita verwenden und über diesen Einfall nochmals bei der Henry-Sammleredition sprechen ...
Wie kommt man dazu, als Restaurantfachmann / Journalist einen Roman über ein Metalfestival zu schreiben?
Das sind eigentlich zwei unabhängige Entwicklungen: Ich bin in einem Hotel groß geworden, habe eine Ausbildung zum Restaurantfachmann gemacht und mich dann entschlossen, Journalistik zu studieren. Dieser Weg führte mich zum Gastro-Journalismus und zur Hoteltesterei. Völlig losgelöst von diesem beruflichen Werdegang, habe ich mit 12, 13 Jahren angefangen, Heavy Metal zu hören. Eine Leidenschaft, die bis heute anhält. Als junger Kerl war ich öfters auf Festivals, habe die Atmosphäre immer genossen. Ich habe in einer Band gespielt, die Songtexte oft selbst geschrieben und als es mit der Band zu Ende ging, habe ich Kurzgeschichten geschrieben. Nur für mich. Dann hatte ich erste Ideen für Romane und damit entwickelte sich auch der Wunsch, einmal ein Buch zu schreiben. Als ich dann 2012 mit meiner Liebsten in Wacken war, wurde die Kunstfigur „Jogginghosen-Henry“ geboren und damit die Idee, einen Roman auf einem Metal-Festival anzusiedeln ... das war die richtige Idee zu richtigen Zeit, hinzu kam die richtige Umsetzung, richtige Agentur, der richtige Verlag.
Wie viel von Hannes steckt in Henry?
Ich hasse Früchtetee, halte alle Nazis für gehirnamputiert und den Tod für einen schlechten Scherz. Das war es aber auch schon mit autobiografischen Schnittmengen. Henry erwies sich beim Schreiben nämlich als sturer Hund, der per se nicht das machte, was ich von ihm verlangte. Hat mich kurzzeitig verrückt gemacht und wurde dann zu einer der tollsten Erfahrungen der Produktion: Die Geschichte hatte begonnen, sich selbst zu erzählen.
In Deiner Vita steht Autor, hast Du schon andere Bücher veröffentlich und wen ja, wie viele?
Mein Werdegang brachte es einfach mit sich, dass Fachgebiet Hotellerie und Gastronomie auch in den Medien zu beackern. Schon während meines Journalistik-Studiums habe ich deswegen als Gastro-Journalist für Fachzeitschriften gearbeitet. Da liest man natürlich viel zu dem Thema, Zeitungen, Magazine oder auch Bücher – und schnell hatte ich eigene Ideen, die ich mit dem Matthaes Verlag verwirklichen durfte: Für das Kochbuch „Kochimpuls“ bin ich mit einem Fotografen zu 30 verschiedenen Spitzenköchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gereist und habe sie porträtiert, tolles Projekt; in „Frühstück & Brunch“, ebenfalls ein Kochbuch, geht es um die erste Mahlzeit des Tages, wie der Titel unschwer erkennen lässt; und in „Ausbildung und Karriere in Hotellerie und Gastronomie“ handelt es sich um ein Sachbuch. Ich habe also schon zwei Kochbücher und ein Sachbuch herausgebracht.
Wie bist Du zum Schreiben gekommen?
Ich glaube, der Keim ist in der Zelle Familie zu suchen: Bücher genossen bei uns immer einen hohen Stellenwert. Das meine ich jetzt gar nicht hochtrabend intellektuell: Es wurde einfach gerne gelesen, ob Hesse oder Mankell. Meine Großmutter konnte auch recht gut schreiben, gar nicht belletristisch, aber wenn ich heute Briefe von ihr lese, dann denke ich oft, dass da mehr zwischen den Zeilen steckte, als nur eine sinnige Aneinanderreihung von grammatikalisch korrekten Sätzen. Mein Vater (ehemals Deutschlehrer) veröffentlichte einmal ein Buch über Schönmünzach und Schwarzenberg, die Schwarzwaldorte, aus denen ich stamme. Mein Bruder schrieb immer witzige Postkarten, was mich beeindruckte ... dann begann ich mit 19, 20 Jahren Kurzgeschichten zu schreiben ...
Woher nimmst Du die Ideen für Deine Bücher?
Wenn ich das nur wüsste! Ich kann die Ideen nämlich nicht suchen, sie finden mich!
Wie lange brauchst Du für ein Buch?
Im Schnitt neun Monate reine Produktionszeit, wobei hier der Zeitaufwand für erste Textproben, Exposés oder Nachbearbeitung nicht berücksichtigt wurde. Also vielleicht ein Jahr ... Pi mal Daumen. Aber im Grund kann man das nicht pauschalisieren: Ich habe nämlich Projekte auf dem Zettel, die ich nur nicht verfolge, weil ich weiß, dass allein die Recherche ein halbes bis ganzes Jahr dauern würde.
Wer bekommt die Bücher zuerst zu lesen?
Im Falle meines Romans war es so, dass ich die ersten Textproben meiner besseren Hälfte vorlas. Als das Urteil positiv ausfiel, schickte ich die Skripte zu meiner Literaturagentin, die nach einer gemeinsamen Überarbeitung an Verlage herantrat. Das sind dann rund 50 Seiten Textprobe plus Exposé. Als ich den Buchvertrag für Henry in der Tasche und mit der Produktion begonnen hatte, war ich dann in ständigem Dialog mit meinem Lektor. Ich schickte ihm die neusten fünf, sechs Kapitel, während ich an anderer Stelle mit dem Projekt weitermachte oder die allerneusten Kapitel meiner Partnerin vorlas ... womit der Kreis geschlossen wäre!
An welchem Buch arbeitest Du aktuell?
Ich schreibe gerade an zwei unterschiedlichen Romanen. Die Textproben und Exposés sind fast fertig und müssen einmal durch die Mühle der Agentur gedreht werden., dann geht´s zum Verlag – würde mich freuen, wenn ich die Projekte verwirklichen könnte!
Was machst Du, wenn Du nicht gerade ein Buch schreibst?
Ich bin selbstständig und recht breit aufgestellt: Ich unterrichte Journalistik an der Fachhochschule Hannover, arbeite als Journalist und Hoteltester. Besonders freue ich mich auf ein Projekt, das nächsten Monat startet: Ich schreibe die Drehbücher einiger Imagefilme für die Gemeinde Baiersbronn – die Gegend, aus der ich stamme. Tolle Aufgabe. Die Dreharbeiten beginnen noch in diesem Sommer.
Treibst du Sport?
Laufen - wenn es geht, laufe ich dreimal in der Woche. Wenn ich das nicht hinkriege, werde ich unausstehlich.
Was würdest Du machen, wenn Du 1 Mio € auf dem Konto hättest? Würdest Du Dein Leben ändern?
Da würde sich sehr viel ändern – vor allem wäre ich endlich ruhiger und nicht mehr so getrieben!
Wie würden Dich Deine Freunde beschreiben?
Wie Spike aus Notting Hill? Nein, hoffentlich nicht! Dann schon eher wie Barry aus High Fidelity. Oder wie Midnight Mark aus The Boat That Rocked?
Wie würden Dich Deine Feinde beschreiben?
Wie Kurgan aus Highlander! Oder wie Spike aus Notting Hill?
Trinkst Du lieber Kaffee oder Tee? Oder Bier?
Ich trinke morgens Kaffee, nachmittags Grünen Tee und abends Bier. An der Reihenfolge ändert sich selten etwas.
Hast Du einen Lieblingsort und verrätst Du ihn uns auch?
Das ist einfach: Mit meinen Freunden an einem gedeckten Tisch.
Erinnerst Du Dich an Dein erstes selbst gelesenes Buch? Wenn ja, welches Buch war es?
Geht Asterix als Buch durch? Wenn nicht, dann kann mich nicht erinnern, müsste aber etwas von Hohlbein gewesen sein. Dafür erinnere ich mich aber umso besser an meine Sommerferien, die ich mit „Herr der Ringe“ verbrachte ... jede Nacht, bis ins Morgengrauen ... eine unvergessliche Zeit!
Welches Buch hast Du als letztes gelesen und welches Buch liest Du aktuell?
Zuletzt habe ich Ryan Gattis „In den Straßen die Wut“ gelesen. Hammer! Derzeit bin ich an „Düsterbusch City Lights“ von Alexander Kühne – auch absolut empfehlenswert!
Welches Buch hat Dich bisher am meisten beeindruckt oder beeinflusst und warum?
Ich kann mich eigentlich unmöglich auf ein Buch oder einen Autor beschränken. Einerseits. Andererseits kann ich ausweichende Antworten nicht leiden ... also, wenn Ihr mir eine Pistole auf die Brust setzt, rufe ich: T.C. Boyles „Ein Freund der Erde“ ... der Sprachrhythmus, die Geschichte, die Charaktere, die Wortwahl und hautnahe Erzählweise, die handwerklich nahezu perfekte Zwei-Strang-Dramaturgie ... irre ... aber ich bin ohnehin Boyle-Fan: Mit „Wassermusik“, „Grün ist die Hoffnung“, „Samurai von Savannah“ oder „América“ hat er mir eine richtig gute Zeit beschert.
Verrätst Du uns Dein Lebensmotto?
Wenn ich eines hätte, würde ich es Euch verraten.
Welche Frage wolltest Du schon immer mal gestellt bekommen?
Meister, wie haben Sie es nur geschafft so unvergleichlich reich und berühmt zu werden, mehrere Weltbestseller zu verfassen, zigmal verfilmt, in achtundvierzig Sprachen übersetzt, wie haben Sie es nur geschafft, mit Ihren Büchern die Welt zu einem besseren Ort zu machen und dabei die Antwort auf die Frage aller Fragen zu finden – und wie sind Sie dabei nur so bodenständig, gelassen und genügsam geblieben?
Gibt es eine Figur aus Deinen Büchern, mit der Du Dich liebend gerne mal auf einen Kaffee zusammensetzen würdest?
Mit Evil Enrico. Bei ihm fühle ich mich sicher.
Buch kaufen!!! Unbedingt!!! |
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