Beklemmend und eindringlich
von Arne Ulbricht
Broschiert: 290 Seiten
Verlag: KLAK Verlag
ISBN-13: 9783943767582
Genre: Roman
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Heinz Gödel hat seit seinem Referendariat nie wieder vor
einer Klasse gestanden. Als sich plötzlich die Schulbehörde bei ihm meldet und
fragt, ob er eine Stelle als Vertretungslehrer übernehmen würde, und ihm
obendrein eine Festanstellung in Aussicht stellt, zögert Heinz nur kurz. Er
gibt seinen Bürojob auf, um doch noch in seinem ursprünglichen Traumberuf zu
arbeiten.
Aber schon bald merkt er, dass besonders die 9a zu seinem
persönlichen Albtraum wird. Auch dass die Kollegin Frau Huber sich immer wieder
in seinen Unterricht einmischt, belastet ihn zusehends mehr. Gefangen zwischen
seiner sich Angst vor dem Unterrichten und seiner Weigerung, sich sein
Scheitern einzugestehen und die richtigen Konsequenzen daraus zu ziehen, spitzt
sich seine Lage immer weiter zu und droht nicht nur ihn selbst in den Abgrund
zu reißen.
Arne Ulbricht hat seinen Roman durchweg aus der Sicht des
Protagonisten geschrieben, so dass der Leser immer wieder in die Gedankenwelt
von Heinz Gödel eintauchen kann. Auf die anfängliche Begeisterung doch noch als
Lehrer arbeiten können, folgt bald die Ernüchterung. Die Schüler haben vielfach
ihren eigenen Kopf, folgen mit ihren Handys lieber anderen Dingen als dem
Unterricht und gerade in der 9a wird Heinz Gödel zunehmend immer offener
provoziert. Jeder – Eltern, Schüler, Kollegen – hat Erwartungen an ihn, es gibt
Druck und er findet keinen Weg damit umzugehen.
Doch statt sich an jemanden aus dem Kollegium oder eine
Vertrauensperson zu wenden, ignoriert er sein Scheitern und versucht mit Hilfe
von Medikamenten die Unterrichtsstunden durchzustehen. Da er immer schon ein
Außenseiter war, ist auch sein Bekanntenkreis sehr überschaubar, seine
Beziehung zu Jenny eher fragwürdig und das Verhältnis zu seiner Familie kann
man bestenfalls mit schwierig umschreiben. So verliert Heinz Gödel sich immer häufiger
in gewaltsamen Szenen aus seinen geliebten Romanen und entwickelt befremdliche
und bedrohlich wirkende Rituale, um sich zu Hause abzureagieren.
Bereits der Prolog gibt dem Leser eine erschreckende
Vorahnung auf das weitere Geschehen. Dennoch ist das Ende überraschend und
zumindest für mich völlig unvorhersehbar. Es ist vor allem dadurch so
bestürzend und furchtbar, als dass es für Heinz Gödel tatsächlich Sinn ergibt
und er daher kaum anders handeln konnte.
Die Entwicklungen in diesem Buch sind tragisch und mehr als
einmal habe ich gedacht: Hätte er doch nie den Fehler gemacht die Stelle
anzunehmen! Doch mit der Zusage nahm das Unglück seinen Lauf. Heinz Gödel war
zu keiner Zeit ein sympathischer Charakter. Ich habe ihn mit Mitleid und
Abscheu betrachtet. Trotzdem konnte ich mich mit ihm freuen, dass zumindest
sein Kollege Sker ein Lichtblick für ihn war. Heinz Gödel erscheint vielfach
wirklich nicht von dieser Welt und auch nicht aus unserer Zeit. Vielleicht wäre
er in einer Zeit vor Smartphone, Internet und Social Media, als ein Lehrer noch
automatisch stets eine Respektperson war, ein guter Pädagoge geworden, doch in
unserer Gegenwart war es für ihn von Beginn an fast unmöglich.
Mein Fazit: Arne Ulbricht hat eine eindringliche Charakterstudie
eines Lehrers gezeichnet, der mehr und mehr an sich selbst, den Schülern, dem
System und der Gesellschaft zerbricht und auf den Abgrund zusteuert, bis es zu
spät ist, noch die Reißleine zu ziehen. „Nicht von dieser Welt“ ist kein schönes
Buch, aber sehr lesenswert. Es ist eine beklemmende Geschichte, die mich gefesselt
und nicht so schnell wieder losgelassen hat. Auch wenn das Buch einen
Extremfall schildert, so ist es für mich keineswegs unrealistisch, was das
Ganze umso erschreckender macht. Eine klare Leseempfehlung.
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