- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 17.06.2016
- Verlag : Aufbau TB
- ISBN: 9783746632186
- Flexibler Einband 304 Seiten
- Genre: Krimi
We will, we
will rock you
Lizzi wird von der Leiterin der Seniorenresidenz zu einem Konzertabend „verdonnert“. Deshalb ist sie ganz froh, als eine Rockerbande vorfährt und sie vom Fleck weg als Detektivin engagiert. Auch Mareike, eine ehemalige Pflegerin der Residenz ist happy - hofft sie doch schon seit dem ersten erfolgreich gelösten Fall (Lizzis letzter Tango), dass Lizzi „Deutschlands erste Senioren-Detektei“ eröffnet und sie einstellt.
Der Fall hat es wirklich in sich: die Rocker vermissen ihre
Kiezgrößen Opa Edel und dessen Frau Gertrud, die so etwas wie eine
Ersatzfamilie für sie waren. Doch schnell wird klar, dass nicht die Sehnsucht
„Muckiprinz“, Knochen-Kalli, Richie und Schoko-Schorsch antreiben, die beiden Rentner
zu finden ...
Ein weiteres Problem ist das Verschwinden von Mareikes
minderjährigem Sohn Mirko, der sich irgendwo auf dem Kiez versteckt und immer
mehr in dunkle Machenschaften verstrickt wird. Da Mareike dieses Problem
unbedingt allein lösen will, ist sie vom eigentlichen Fall ganz schön
abgelenkt. Trotzdem hat auch sie so ihre Methoden um an Informationen zu
kommen.
Zum Glück gibt es Kommissar a.D. Pfeiffer. Er hat Lizzi bei
ihrem letzten Fall das Leben gerettet und passt auch dieses Mal wieder auf sie
auf. Er hofft ebenfalls auf die Detektei und dass Lizzi ihn einstellt.
Mir hat schon beim ersten Teil gefallen, wie lebendig, authentisch und
realitätsnah Anja Marschalls Protagonisten sind.
Lizzi hat Existenzangst, weil sie durch den Diebstahl ihrer
Ersparnisse pleite und demzufolge von der fiesen Heimleiterin abhängig ist.
Eigentlich wollte sie einen entspannten Lebensabend verbringen, nun lässt ihre
Neugier sie Kriminalfälle lösen und immer wieder in Gefahr geraten. Aber sie
hat für ihr Alter noch echt Mumm in den Knochen, ist extrem selbstbewusst (oder
tut zumindest so) und zeigt nie Angst. Zudem ist sie mit einer ausgezeichneten
Beobachtungsgabe und Bauernschläue gesegnet, die so manchen Polizisten blass
aussehen lässt.
Mareike hat Angst um ihren Sohn und dass das Jugendamt ihn
ihr wegnimmt. Sie versteht die Welt und vor allem Mirko nicht mehr, will die
guten alten Zeiten zurück.
Pfeiffer geht es ähnlich. Nach seinem vorgezogenen Ruhestand
hatte er sich in seiner Wohnung verkrochen und keine Lebenslust mehr, erst die
Bekanntschaft mit Lizzi hat ihn aus seiner Lethargie gerissen. Er genießt ihre
Gesellschaft, sie hält ihn jung. Bei diesem Fall ist er mir (und auch Mareike)
immer mehr ans Herz gewachsen: eigentlich ist er doch ganz sympathisch.
Mareike und Pfeiffer liefern sich erbitterte, sehr amüsante
Gefechte. Sie mögen einander nicht wirklich, wissen aber um die positiven
Seiten des Anderen.
Auch die „Nebendarsteller“ sind wieder sehr gut gelungen.
Sei es die Nachbarin der Edels, eine abgehalfterte Puffmutter, die ich förmlich
vor mir sehen konnte; der russische Mafiosi und nicht zuletzt die Rocker, die
man sich genau so vorstellt – es lebe das (positive) Klischee.
„Lizzi und die schweren Jungs“ ist kein 08/15 Krimi – er ist
sehr spannend, humorvoll, überraschend, ungemein fesselnd und mit einem sehr
aufregenden Showdown - aber er zeigt auch auf sehr unterhaltsame Art und Weise
und ohne erhobenen Zeigefinger, wohin Gier, Altersarmut und falscher Stolz die
Menschen treiben kann. Ein bisschen erschüttert und nachdenklich hat mich das
Ende dann doch zurückgelassen. Das Buch hat wirklich alles, was ich von einem 5
Sterne Krimi erwarte!
PS: Meine Lieblingsstelle im Buch ist übrigens die
Lagebesprechung im Sex-Shop und Lizzis Überlegungen zur Latexallergie des
Angestellten – was genau es damit auf sich hat, müsst ihr aber selbst
herausfinden ;-).
PPS: Mareike hat schon die passenden Räume für die Detektei
im Auge – ich hoffe also auf eine baldige Fortsetzung.
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