- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 12.09.2016
- Verlag : Heyne
- ISBN: 9783453419551
- Flexibler Einband 512 Seiten
- Genre: Roman
Köln
1926: Die Geschwister Clementine, Magnus, Gustav, Josefine und Oskar haben
jemandem im Rhein versenkt, aber wen und warum?!
Köln
2014: Isabell hat nur noch ihre Oma Pauline und als die eine Erbschaft aus Amerika
erreicht, will sie ihr bei der Abwicklung helfen. Zu Paulines Überraschung hat
sie die alte Villa geerbt, in der sie geboren wurde. Sie dachte immer, dass diese
im Krieg zerstört wurde. Pauline war erst 6 Jahre alt, als die Bomben fielen
und sie die Villa verlassen mussten. Ihr Leben wurde vom Tod und Verlust der
Familienmitglieder geprägt. Jetzt ist Oskar, der letzte ihrer Geschwister
gestorben und obwohl er in Amerika lebte und sie keinen wirklichen Kontakt
hatten, holt die Trauer sie wieder ein: „Ich bin die Königin der Trauernden. Fast
scheint es mir, als habe ich mein ganzes Leben in Trauer verbracht.
Irgendjemand war immer gerade gestorben.“
Auch
Isabell ist nicht glücklich: heimatlos, unstet, nie irgendwo angekommen. Sie
arbeitet als freie Tanz- und Yoga-Lehrerin. Ihr Vater hat die Familie
verlassen, als sie 3 war. Beim Krebstod der Mutter war sie 23. Angstattacken
und Albträume prägen ihr Leben – genau wie das von Pauline.
Pauline
will die Villa nicht, ihr Unterbewusstsein warnt sie. Isabell soll das Erbe
übernehmen, doch auch die hat dunkle Ahnungen. Gibt es einen Familienfluch?
Kann sich Trauer und Ratslosigkeit vererben?
Und
dann gibt es da noch den charmanten Anwalt Julius, der sich sehr um Isabelle
und die Villa bemüht ...
Ich
hatte eine Familiensage a la Teresa Simon erwartet. Schon in der Leseprobe gab
es die Parallelen zum Holunderstrauch und den von ihm bewachten düsteren
Geheimnissen.
Leider
wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Der Einstieg ins Buch hat mir sehr
gut gefallen: die düstere Atmosphäre, die Beschreibungen der Orte und Personen
– man kann sich alles sehr gut vorstellen und fiebert auch sofort mit.
Nicht
ganz so gut kam ich mit den Zeitsprüngen klar. Paulines Familiengeschichte
umfasst den Zeitraum 1924 bis 1942 – innerhalb dieser 8 Jahre wird häufig vor-
und zurückgesprungen und ohne meine Notizen hätte ich die Ereignisse oft nicht richtig
einzuordnen können.
Dazu
kommt, dass mir schon nach wenigen Seiten klar war, wer da im Rhein versenkt
wurde. Auch die Hintergründe ließen sich erahnen, wobei sie letztendlich meine
schlimmsten Erwartungen noch übertrafen.
Darüber
hinaus war mir die Beziehung zwischen Julius und Isabell zu durchsichtig. Bald
wurden mir Isabells Gefühlsdrama zu langatmig. Es wiederholte sich zu oft und es
kamen nie wirkliche Zweifel auf, wie die Geschichte ausgeht.
Auch
der „Aberglauben“, oder wie immer man das nennen will, war mir etwas zu viel.
Die Schuldgefühle der Familie hätten m.E. für den Verlauf der Geschichte
vollauf gereicht, aber das ist nur mein persönliches Empfinden.
Richtig
gut hingegen fand ich das Drama um Pauline. Ihre Geschichte hat mich sehr
berührt.
Alles
in allem lässt mich die „Kirschvilla“ sehr zwiegespalten zurück. Das Thema fand
ich sehr gut, das Familiendrama auch. Aber mit weniger Zeitsprüngen und etwas
weniger durchsichtig hätte es mir noch besser gefallen.
Deshalb nur 3
Sterne.
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