- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 08.08.2016
- Verlag : Diana
- ISBN: 9783453291812
- Flexibler Einband 412 Seiten
- Genre: Historischer Roman
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Frankreich,
Sommer 1911: Nach dem Tod ihres Vaters wird die 15jährige Schottin Clare nach
Mille Mots zu Freunden der Familie gebracht, denn ihre Mutter hat die Familie
vor Jahren verlassen. Sie wollte Künstlerin sein, keine Hausfrau.
Der
Unterschied zwischen dem grauen Schottland und dem bunten Frankreich könnte
größer kaum sein. Clare fühlt sich schier überfordert von den Farben und Formen
der Landschaft, den Gerüchen der Natur und den Speisen, die im Haus des Malers
Claude Crépet auf den Tisch kommen. Alles ist bunt, die Kleider der Familie,
die Räume des Hauses, selbst die Uniformen der Diener wirken übertrieben auf sie.
Das Trauern gestattet sie sich nur nachts, allein auf ihrem Zimmer. Dann denkt sie
an das Vermächtnis ihres Vaters: „Die Welt mag kommen und gehen, aber die
Sterne bleiben immer gleich.“
Doch
schon bald kann der Sohn des Hauses, Luc, ihre Schale aufbrechen. Sie nähern
sich über die Bilder an, die im ganzen Haus verteilt sind. „Sie sind wie Seiten eines
Tagebuchs, im ganzen Haus verteilt.“ meint Clare. Sie sieht die
Geschichte hinter den Bildern. „Wenn man genau hinschaut, hat man immer
Freunde.“ Überhaupt könnte der Kontrast zwischen Clare und Luc kaum
größer sein. Sie würde gern Malerin werde, wie ihre Mutter, aber nicht so wie
sie. Luc hingegen schlägt sich in Paris als Kellner und Zeichner durch, um sein
Studium als Lehrer finanzieren zu können. Für ihn ist die Kunst eher Mittel zum
Zwecke, aber er erkennt Clare’s Potential. Zwischen beiden entspinnt sich eine
zarte Freundschaft. Sie gehen sehr gefühlvoll, rücksichtsvoll, fast zärtlich
miteinander um – obwohl sie nur Freunde sind. Der Sommer schreitet voran und
beide verlieben sich, immer unter den wachsamen Augen seiner Eltern, die dies
nicht gutheißen. Doch eines Tages taucht ihr Großvater auf, um sie nach Hause
zu holen, nach England.
Zu
Beginn dieser Trennung schreiben sich Luce und Clare noch Briefe, doch ihr
Großvater ist Linguist, unternimmt weite Forschungsreisen und sie begleitet
ihn. Sie sind 1,5 Jahre auf einer Expedition und bemerken nicht einmal, dass
der 1. Weltkrieg ausgebrochen ist.
In
der Zwischenzeit erlebt Luc die Grauen des Krieges, die Hinterhältigkeit des
Gegners. Er überlebt den Krieg, aber er ist nicht mehr derselbe. Er und Clare
haben den Kontakt verloren. Werden sie sich wiederfinden?!
Das
Buch beginnt mit einer unglaublichen Leichtigkeit, man kann den Sommer auf dem
Land förmlich spüren und schmecken. Clares Trauer überschattet die Szenerie nur
zart, sie hat sich zu gut im Griff. Nur Luc scheint sie zu durchschauen „...
sie mag stark und unüberwindlich und ganz und gar unabhängig wirken, aber das
ist sie nicht. Tief im Inneren zerbricht sie, ohne es einer Menschenseele zu
verraten.“
Auch
Luc hat zwei Seiten, gefühlvoll, sehnsuchtsvoll und zärtlich, wenn er mit ihr
allein ist oder ihr schreibt und hart und kämpferisch, wenn es ums Überleben
geht. Aber er ist leider auch (zu) vertrauensselig. Der Krieg verändert alles. Luc
verliert den Glauben an die Menschheit, erlangt ihn erst durch die Kunst wieder.
Clare
hingegen entdeckt erst durch den Krieg, was für ein Talent eigentlich in ihr
steckt. „Kunst bietet die Möglichkeit, den flüchtigen Eindruck des Herzens auf
Papier und Leinwand zu bannen. Sie ist eine Erinnerung, festgehalten mit
Holzkohle, eine Emotion, verewigt in Farbe.“
Das
Buch hat mich sehr berührt. Man erlebt die Geschichte der beiden Protagonisten
zum großen Teil durch die Briefe, die sie sich schreiben, dadurch ist man mittendrin,
es wirkt fast schon intim. Ich habe mit ihnen gelitten und getrauert, gehofft
und gebangt – mehr kann man von einem Roman kaum erwarten. Und obwohl „Ein
französischer Sommer“ bereits mein 3. oder 4. Buch in diesem Jahr ist, welches
einen Weltkrieg und Frankreich zum Thema hat, ist es doch wieder anders, zeigt
andere Facetten, bezieht sich mehr auf die Kunst und die Rolle der Frau und
ihrer Stellung in der Gesellschaft zu dieser Zeit.
„Ein
französischer Sommer“ erhält meine uneingeschränkte Leseempfehlung und 5 von 5
Sternen.
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