- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 22.07.2016
- Verlag : ROWOHLT Taschenbuch
- ISBN: 9783499269585
- Flexibler Einband 512 Seiten
- Genre: Historischer Roman
Buch kaufen
Das Ende
einer Ära?!
Adelina, die Protagonistin des Buches, kenne ich nun schon
seit 11 Jahren - da erschien mit „Tod im
Beginenhaus“ der erste Teil der Reihe und „Vergeltung im Münzhaus“ soll sie nun
leider endgültig abschließen. Also habe ich das Buch von vornherein mit einem
lachenden und einem weinenden Auge gelesen – genauer gesagt habe ich es
regelrecht verschlungen, denn man fliegt nur so durch die Seiten. Wie auch die
Vorgängerbände ist es sehr spannend, unterhaltsam und witzig. Letzteres liegt
vor allem an den Wortgefechten zwischen Griet und Cristan. Bisher trugen ja
eher Adelina und Neklas diese aus, aber sie haben würdige Nachfolger gefunden.
Köln 1408: Clara, eine Bekannte von Adelina und Griet, ist
die neue Hebamme der Stadt. Als ihr Vater Urs und dessen Knecht Wendel
plötzlich in Köln auftauchen, wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt: Urs
hat sie und ihre Mutter vor Jahren ans Hurenhaus verpfändet, um seine Schulden
zu tilgen. Damals konnte Clara fliehen und sie will sich ihm jetzt erst Recht nicht
unterordnen. Als Urs kurze Zeit später im Haus des Münzhändler Birboim ermordet
aufgefunden wird, fällt der Verdacht schnell auf Clara, da sie zum Tatzeitpunkt
Birboims Frau behandelt hat. Doch damit nicht genug, wird sie bald noch eines
zweiten Mordes beschuldigt!
Griet, Adelinas Zieh-Tochter, will unbedingt Claras Unschuld
beweisen und wird Adelina dabei immer ähnlicher. Doch Griet wird durch den Fall
von den Dämonen ihrer Kindheit eingeholt.
Dazu kommt, dass Griet immer wieder von ihrem neuen Nachbarn
Cristan Reese, einem Hauptmann der Stadtwache, abgelenkt wird. Eigentlich soll
sie ihm nur bei der Befragung von Clara helfen, doch auch er hütet offenbar ein
dunkles Geheimnis!
Schon der Einstieg in das Buch ist gut gelungen, denn „Erstleser“
werden auf sehr charmante Weise abgeholt, da alle Personen und ihre
Zugehörigkeiten erzählerisch vorgestellt werden.
Bei diesem Adelina-Teil geht es, neben dem zu lösenden Mord,
hauptsächlich um Griet und Cristan. Durch Claras Verhaftung und die
Zusammenarbeit mit Cristan muss auch Griet sich ihrer Vergangenheit stellen und
evtl. damit abschließen. Dazu kommt, dass Cristan ihr ein ungewöhnliches und
verlockendes Angebot macht. Mir hat ihre Entwicklung im Laufe der Handlung sehr
gut gefallen. Zu Beginn ist Griet verängstigt und introvertiert, aber schon bei
Claras Verhaftung wächst sie über sich hinaus. Nur wenn es um ihre eigenen
Belange geht, kann sie diese Kraft lange nicht einsetzen.
Auch Cristan Rees ist ein interessanter Charakter. Lange ist
unklar, worin sein Geheimnis besteht und wenn ich ehrlich bin, wäre ich nie
darauf gekommen (verraten wird hier aber nix ;-) ). Er ist extrem einfühlsam
und rücksichtsvoll, nicht nur im Umgang mit Griet, und so hat er sich bald in
die Herzen aller Familienmitglieder geschlichen. Doch wenn sein Geheimnis ans
Licht kommt, bringt er sie alle in Gefahr.
Aber die Burkas waren
schon immer eine ungewöhnliche Familie mit einem tollen Zusammenhalt. Sie kümmern
sich rührend umeinander, sei es um den behinderten oder um die traumatisierte Griet.
Vitus habe ich schon in den vorangegangenen Büchern besonders ins Herz
geschlossen. Er hat ein sehr gutes Gespür für Menschen und Tiere und ist extrem
liebenswert.
Adelina und ihr Mann Neklas sind sehr besorgte Eltern, die
Griet so gut wie irgend möglich behüten und beschützen möchten. Sorgenvoll
betrachten sie daher, dass Cristan sich Griet nähert und sie dadurch sehr
aufwühlt.
Und so ganz
nebenbei gilt es ja auch noch, den Tod von Claras Vater aufzuklären. Der Fall
wird immer verzwickter. Warum wohnte er bei dem Münzwechsler, wenn sie sich gar nicht
leiden konnten? Er hatte schon in Aachen
Dreck am stecken – hat sich vielleicht jemand aus seiner Vergangenheit an ihm
gerecht?! Und auch Birboim hat wohl keine saubere Weste.
„Vergeltung im Münzhaus“ ist ein würdiger Abschluss der
Adelina-Reihe *tränchenwegdrück*. Ende gut, alles gut. Fast alles. Ich zitiere
mal Adelina: „Manchmal komme ich mir vor, als wäre ich nur eine Figur in einer
Geschichte, die jemand erzählt. ... Wir hören ja nicht auf zu leben, bloß weil
wieder einmal ein Kapitel unserer Familiengeschichte abgeschlossen ist. “
Und wie heißt es so schön: Jedes Ende ist ein neuer Anfang!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen