Ein Raum voller Bücher, viele Menschen und vorne steht ein gefesselter und geknebelter Mann. Wo bin hier gelandet?
Ganz eindeutig: in der Buchhandlung Wolf in Bruchsal. Im
Rahmen der 3.bruchaler Lesezeit gab es eine ganz besondere Veranstaltung. Frau
Wolf, die Inhaberin der gleichnamigen Buchhandlung, hatte an diesem Abend die
Autoren Ivonne Keller und Daniel Holbe zu einer gemeinsamen Lesung eingeladen.
Während Frau Keller mit psychologischen Spannungsromanen
ihre Leser begeistert und die betroffenen Menschen in den Mittelpunkt stellt,
so schreibt Daniel Holbe nicht minder spannende Krimis. Fans dieses Genres
dürfte er als der Autor bekannt sein, der nach Andreas Franz‘ plötzlichem Tod,
dessen literarisches Erbe fortführt. Wie er selbst sagt, war es eine große
Herausforderung, als Droemer Knaur ihm anbot, den bereits begonnenen zwölften
Krimi der Reihe um Julia Durant zu beenden. Doch der Erfolg gab ihnen Recht und
so ist mit „Der Fänger“ in diesem Jahr inzwischen der 16. Band erschienen, in
denen die erfolgreiche Kommissarin ermittelt. Zudem veröffentlicht Daniel Holbe
auch unter eigenem Namen Krimis.
Bei Ivonne Kellers Romanen spielt die Polizei hingegen keine
allzu große Rolle. Ihr geht es um die betroffenen Menschen und sie ist fasziniert von der
Frage, was in den Menschen vor sich geht, die kurz davor sind durchzudrehen. So
ist auch Angst das große Thema ihres neuen Romans „Unglücksspiel“. Drei Frauen,
die kaum unterschiedlicher sein könnten, stehen im Vordergrund und jede hat mit
ihren eigenen Ängsten zu kämpfen.
Zwei ganz unterschiedliche Bücher, eine Lesung. Wie es dazu
kam, ist dennoch schnell beantwortet. Als sich die Autoren vor zwei Jahren auf
der Buchmesse kennenlernten und bei einer denkwürdigen Heimfahrt das Taxi
teilten, war schnell klar, dass sie auf einer Wellenlänge liegen und gerne
gemeinsam etwas auf die Beine stellen würden.
So entstand das Programm zu einem spannenden und lustigen
Abend, in dem die beiden nicht nur aus den jeweiligen Büchern lesen, sondern
auch allerhand andere Dinge erzählen – oder halt vorführen. Daniel Holbe wollte
für seinen Krimi wissen, ob, beziehungsweise wie schnell, sich ein Opfer
befreien kann, wenn es mit Gürtel und Klebeband gefesselt und geknebelt wurde.
Wie wir feststellen durften dauert es gar nicht so lange. Es empfiehlt sich
also im Falle eines Falls eine andere Fesselungstechnik anzuwenden…
Auch sonst gab es viel zu lernen. Frau Keller verfasst ihre
Romane zum Beispiel nicht in den heimischen vier Wänden, sondern bevorzugt die
örtliche Bibliothek. Daneben ist für sie auch die S-Bahn ein toller Ort zum
Schreiben. Gut, dass es Monatsfahrkarten gibt. So kann man notfalls stundenlang
mit der Bahn hin-und herfahren.
Als besonderes Bonbon für das Publikum haben die beiden
jeweils eine Schlüsselszene aus dem Buch des anderen vorgelesen. Das Besondere
daran: die Szene ist für das jeweilige Buch nicht übermäßig wichtig, doch sie
beruht auf einem gemeinsamen Erlebnis der beiden. Wer herausfinden will, um
welche Szene es sich handelt, besucht am besten selbst eine Lesung der beiden.
Oder wer beide oder eines der Bücher schon kennt: ihr dürft gerne die
Kommentarfunktion zum Spekulieren nutzen.
Gegen Ende der Lesung hatte Frau Wolf noch eine tolle Idee:
eine Interviewlotterie. Aus einer Schüssel mit einfachen (?)
Entweder-Oder-Fragen durften die Autoren je zwei Zettel ziehen. Bei der Frage
nach Kaffee oder Tee waren sich beide noch einig (Kaffee!), aber bei der
Entscheidung zwischen Strand oder Städtetripp, war Frau Keller überrascht, dass
ihr Kollege sich sofort an den Strand wollte. Beinahe zähneknirschend entschied sich Daniel Holbe dann noch für
das Schwimmen mit Haien, während Ivonne Keller kurzerhand beschloss zu krank
für Haie oder Bungee-Jumping zu sein.
Zum Abschluss wurde noch fleißig signiert und danach
waren Daniel Holbe und Ivonne Keller bereit, mir noch ein paar Fragen zu
beantworten, die nicht schon zuvor zur Sprache kamen. Denjenigen von Euch, die
regelmäßig bei uns vorbeischauen, dürften die Fragen bekannt vorkommen…
Können Sie sich
vorstellen mal in einem ganz anderen Genre zu schreiben?
Ivonne Keller: Unter
dem Pseudonym Alice Golding veröffentliche ich bereits romantische Komödien.
Daniel Holbe: Ja, auf
jeden Fall.
Wie würden Ihre
Freunde Sie beschreiben?
Daniel Holbe (lacht): Reich,
berühmt, gutaussehend…
Ivonne Keller (lacht noch mehr): Die seh
ich nie, die hängt dauernd mit dem Holbe ab.
Wie würden Ihre Feinde Sie beschreiben?
Ivonne
Keller: Hat immer das letzte Wort.
Daniel Holbe: Ist die
Frage ernst gemeint? Natürlich auch reich, berühmt… Oder ebenfalls: Hat immer das letzte
Wort.
Erinnern Sie sich an
Ihr erstes selbst gelesenes Buch? Wenn ja, welches Buch war es?
Ivonne Keller: Die
vornehme Katze Suleika.
Ivonne Keller wusste sogar noch, dass es in Schreibschrift
geschrieben war sie das Buch wohl im Jahr 1976 gelesen hat. Das hat mich
beeindruckt, denn mal Hand aufs Herz: wer von euch kann sich noch so genau
erinnern?
Daniel Holbe: Tom
Sawyer. Das war zwar nicht das erste, aber das, was mir immer noch im
Gedächtnis ist.
Gibt es eine Figur
aus Ihren Büchern, mit der Sie sich liebend gerne mal auf einen Kaffee zusammensetzen
würdest?
Ivonne Keller: Eigentlich
habe ich das Gefühl, ich hätte schon mit allen einen Kaffee getrunken. Aber
besonders mit Silvie aus „Hirngespenster“ würde ich mich gerne treffen.
Daniel Holbe: Ich habe
schon mit Julia Durant telefoniert. Mehr geht nicht.
Telefoniert?
Ja, Julia
Fischer, die Sprecherin der Hörbücher, rief mich an. Ihre Stimme ist für mich
einfach die von Julia Durant.
Nachdem Sie beide
während der Lesung so gut harmoniert haben, hat sich mir regelrecht die Frage
aufgedrängt, ob sie sich vorstellen könnten, gemeinsam ein Buch zu
schreiben.
Ivonne Keller: Herr
Holbe und ich haben schon mal eine Kurzgeschichte zusammen geschrieben. Sie
heißt Bitter & zart und ist in der Anthologie "Törtchen Mördchen"
erschienen. Das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und ich würde es jederzeit
wieder tun. Auch bei einem Roman würde ich nicht grundsätzlich nein sagen,
allerdings haben wir beide noch so viele Ideen für eigene Projekte, dass ich
gar nicht weiß, wann wir das noch machen sollten. Aber "sag niemals
nie".
Daniel Holbe:
Kurzgeschichten fast immer. Die kriegt man am ehesten mal unter zwischen den
großen Buchprojekten. Aber ein gemeinsames Buch, am liebsten etwas Skurriles im
Krimibereich, das wäre schon eine besondere Herausforderung. Irgendwann
bekommen wir das hin - WENN das Universum uns zur selben Zeit eine Lücke
beschert. Also stimme ich vollkommen überein mit meiner werten Kollegin: Sag
niemals nie ;-)
Ich bin gespannt...
An dieser Stelle darf ich mich nochmals bei Ihnen bedanken,
dass Sie spontan bereit waren ein kurzes Interview für unseren Blog zu geben.
Herzlichen Dank.
Mein weiterer Dank geht an Frau Wolf, denn ohne sie hätte es
dieses Interview nicht gegeben. Also auch an Sie: Vielen herzlichen Dank.
Mein Fazit des Abends: Ich durfte zwei wunderbare und
sympathische Autoren kennenlernen und hatte einen rundum gelungenen Abend mit
spannenden Einblicken und Anekdoten. Ich kann wirklich nur jedem empfehlen eine
Lesung der beiden zu besuchen, wenn sie mal in Eurer Nähe sind.
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