Erscheinungsdatum Erstausgabe : 14.11.2016
Verlag : Heyne
ISBN: 9783453419988
Flexibler Einband 608 Seiten
Genre:Historischer Roman
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1937: Cora Flyn arbeitet
hart in einer Hutfabrik in London, weil sie sich irgendwann ihren Traum von
Paris erfüllen will, aber ihr Vater nimmt ihr den Verdienst regelmäßig ab. Bei
einem Pferderennen lernt sie den geheimnisvollen Deutschen Dietrich kennen und
gibt sich als Hutmacherin Coralie de Lirac aus. Er ist fasziniert von ihr und
bietet ihr an, mit ihm nach Paris zu gehen - als seine „Begleitung“. Sie könnte
natürlich auch versuchen, in der Fabrik Karriere zu machen, aber das ist nicht,
was sie will. Sie will reich und angesehen sein – ein Leben wie in den
Hollywoodfilmen: „Wollen sie wirklich das Leben anderer Leute leben?“ ... „Auf jeden
Fall.“
Also ergreift „Coralie“ ihre
Chance und geht mit Dietrich. Er erweist sich als eine Art „Big Daddy“, stattet
sie mit Kleidern und Geld aus, einer neuen Vergangenheit inkl. Papieren (denn
er hatte sie sofort durchschaut), verfeinert ihre Aussprache und Bildung - und
er stellt ihr andere Frauen vor. Sie kann sich seiner nie sicher sein!
„Das Geheimnis der
Hutmacherin“ ist sehr spannend. Man ist sofort mittendrin, gefangen von der
Handlung. Bei Coralies ersten Schritten in Paris war ich mindestens genau so
aufgeregt wie sie. Sie ergreift jede sich ihr bietende Chance, stürzt sich ins
Leben, genießt es, kostet es aus und legt dabei ein unheimliches Tempo vor. Auch
ihren Traum von der Hutmacherei kann sie verwirklichen, aber die Neider(innen)
bleiben nicht aus. Sie knüpft Freundschaften und Beziehungen mit den
verschiedensten Menschen, auch Engländern und Deutschen. Doch außer Dietrich
kennt niemand das Geheimnis ihrer Herkunft – hofft sie zumindest ...
Dann bricht der Krieg aus. Plötzlich
sind überall Deutsche, Abstammungen und Religionen werden wichtig. Die Angst
wird übermächtig, überall lauern Gefahren. Es ist verstörend, niemand – auch
nicht der Leser - weiß noch, wer Freund und wer Feind ist, wem man noch (ver)trauen
kann.
Zu den wichtigsten
Protagonisten gehören neben Coralie und Dietrich die Engländerin Una McBride
und die Deutsche Ottilia (Tilly). So stark und kämpferisch wie Una ist, so
weltfremd und hilflos ist Tilly. Sie lässt sich einfach treiben - sie tut ja
niemandem was, wer sollte ihr also ans Leder wollen? Dabei verdrängt sie
allerdings, dass sie Jüdin ist und es alle wissen. Während sich Una immer mehr gegen
die Deutschen engagiert, verkriecht sich Tilly in ihr Schneckenhaus und
verweigert die Emigration in die sichere Schweiz.
Auch Coralie kommt
irgendwann an den Punkt, an dem sie sich entscheiden muss, auf welcher Seite
des Krieges sie steht und welche Beziehungen sie noch pflegen darf.
Dietrich bleibt die ganze
Zeit über geheimnisvoll. Nur Stück für Stück erfährt man mehr aus seinem Leben
und von seinen Geheimnissen, auch er hat viel zu verbergen.
Alle Persönlichkeiten sind
sehr gut ausgearbeitet, wirken authentisch und glaubhaft. Man kann ihre
Handlungen und Beweggründe jederzeit nachvollziehen. Besonders gefallen hat
mir, dass die Autorin hier keine Schwarz-Weiß-Malerei betreibt sondern das
Leben und den Krieg in all seinen Facetten beschreibt.
Lediglich das Ende konnte
ich nicht ganz nachvollziehen, daher gibt es 4 von 5 Sternen.
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