Erscheinungsdatum Erstausgabe : 25.11.2016
Verlag : ROWOHLT Taschenbuch
ISBN: 9783499290244
Flexibler Einband 464 Seiten
Genre: Familiensaga
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1946:
Die Brüder Jack, George und Fox (eigentlich Harry) kehren nach dem Krieg zu
ihrem Familienanwesen Hartgrove Hall zurück. Das sieht genau so aus, wie sie
sich fühlen – wie Invaliden. Sie sind pleite, es gibt nichts mehr, was sie zu
Geld machen könnten. Die Gemälde und anderen Kunstgegenstände sind längst alle
verkauft. Also versuchen sie jeweils auf ihre Art, das Anwesen zu retten. Jack
nimmt Geld von seiner Freundin, der berühmten Sängerin Edie, George besinnt sich
auf die Landwirtschaft und Fox will mit dem Komponieren Geld verdienen. Er ist
geradezu besessen von Musik, hat das absolute Gehör. Und er ist verliebt in
Jacks Freundin Edie – das Drama ist also vorprogrammiert.
2000:
Fox, inzwischen ein berühmter Komponist, kann seit dem Tod seiner Frau vor
kurzem nicht mehr komponieren oder Klavier spielen. Sie war seine bessere, ihn
ergänzende Hälfte. Wie soll er nach 50 Jahren mit ihr jetzt ohne sie
weiterleben? „Ich verweilte am Rand der Dinge, ein
Beobachter, dem es nicht mehr gelang, an irgendeinem Gespräch richtig
teilzunehmen.“
Sein
einziger Lichtblick ist sein 4jähriger Enkel Robin, der sein musikalisches
Talent geerbt hat. Robin versteht und
fühlt die Musik genau wie er - als wären sie 2 getrennte Seelen. Nur mit ihm
fühlt sich Fox nicht mehr einsam. Aber Robin ist kein einfacher Charakter. Ist
er „nur“ ein Wunderkind oder hat er eine psychische Störung?
Fox
Leben ist gezeichnet von der Suche – jetzt nach den langsam verblassenden
Erinnerungen an seine Frau, früher nach Erinnerungen an seine früh verstorbene
Mutter und die Gemeinsamkeiten mit ihr. Und immer wieder sucht er nach fast
vergessenen Melodien, um sie zu erhalten.
Seine
Brüder sind extrem verschieden. George ist durch den Krieg noch ruhiger und
introvertierter geworden, lebt nur für das Anwesen.
Jack,
der Älteste, ist eine Erscheinung. Die Frauen liegen ihm zu Füßen. Er ist der
geborene Macher und Anführer. Es ist für die Brüder also nur natürlich, dass
sich die berühmte Edie Rose für ihn entschieden hat.
Aber
Edie ist eine Kunstfigur, nur selten gibt sie etwas von ihrem Innersten preis. Sie mag Fox sehr, „entblättert“ sich im Laufe der
Jahre für ihn, erzählt Fragmente ihrer Herkunft, ihren wahren Namen.
„Ein
letztes Lied für Dich“ spielt auf zwei Zeitebenen und besticht durch seine sehr
dichte Handlung. Alles ist miteinander verwoben. In Rückblicken werden immer
nur Bruchstücke der Vergangenheit preisgegeben, dadurch bleibt es extrem
spannend.
Ich habe das Schicksal von
Fox und seiner Familie sehr gern verfolgt. Die Protagonisten haben Ecken und
Kanten, sind keine Heiligen und wirken deshalb so lebensecht, dass es sich
durchaus auch um eine Biographie handeln könnte. Ich liebe solche Familiensagas
vor realen zeitlichen Hintergründen. Die Entwicklung des englischen Adels nach
dem zweiten Weltkrieg, ihr Überlebenskampf wird hier sehr gut widergegeben.
Doch das Buch hat mich sehr
zwiespältig zurückgelassen. Es ist ergreifend, einerseits träge wie ein lauer
Sommerabend, dann wieder schnell wie ein Gebirgsfluss. Freud und Leid liegen sehr
eng beieinander. Aber am Ende bleiben für mich zwei wichtige Fragen offen.
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