Erscheinungsdatum Erstausgabe : 01.09.2016
Verlag : Knaur Taschenbuch
ISBN: 9783426516515
Flexibler Einband 560 Seiten
Genre: Historischer Roman
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Starke Frauen und sakrale Bauten
„Der Sünderchor“ ist der
abschließend Band einer Trilogie, die sich um den Bau der Naumburger Kathedrale
dreht, wobei die Bücher unabhängig voneinander gelesen werden können. Ich habe
die Vorgängerbände nicht gelesen und hatte keine Probleme, in die Geschichte
einzusteigen.
Im Winter 1248 wird die
Burg, auf welcher die 17jährige Hortensia mit ihrer Familie lebt, mittels
Brandbomben dem Erdboden gleich gemacht – nur sie überlebt. Hortensia weiß
nicht wohin, also flieht sie durch den Schnee, bis sie halberfroren liegen
bleibt. Gerettet wird sie ausgerecht vom Meißner Markgrafen Heinrich. Als
dieser merkt, dass Hortensias Vater Schreiber war und sie unterrichtet hat,
„überredet“ er sie, seinen Halbbruder Dietrich (den Erzbischof von Naumburg)
und vor allem dessen Baumeister Matizo von Mainz bzgl. deren Baupläne für den
Westchor des Naumburger Doms auszuspionieren.
Doch Hortensia fühlt sich
bald zu Matizo hingezogen und außerdem muss sie erfahren, dass Heinrich sie in
einer wichtigen Sache belogen hat. Aber auch Matizo hat ein Geheimnis, welches alles
ändern könnte ...
Die Geschichte lebt vor
allem von den starken Frauen und ihrem Zusammenspiel mit den schier
übermächtigen Männern.
Hortensia ist von Heinrich
beeindruckt und fühlt sich ihm verpflichtet. Sie spioniert gern für ihn, bis
sie an seiner Redlichkeit zu zweifeln beginnt. Zudem bindet Matizo sie immer
mehr in seine Arbeit ein und aus Vertrauen wird Zuneigung.
Auch Matizos Magd Line ist
eine starke Frau. Schon lange verwitwet, macht sie Matizo und Hortensia zu
ihrer neuen Familie. Ihre eigene hat sie vor Jahren durch den Freiberger
Silberbergbau (und damit Heinrich) verloren.
Diese 3 Protagonisten müssen
sich ihren Ängsten und der Vergangenheit stellen, um in ihrem neuen
Lebensabschnitt glücklich zu werden.
Heinrichs Frau Agnes ist ebenfalls
eine starke Persönlichkeit. Sie versucht alles, damit er ihr entgegen der
damaligen Gepflogenheiten treu bleibt und setzt dabei ihr eigenes Leben aufs
Spiel.
Ein weiterer sehr spannender
Charakter ist Erzbischof Dietrich, Heinrichs Halbbruder. Der Makel als Bastard
hängt ihm trotz päpstlichem Dispens immer noch an. Mit dem Bau des Westchores will
er diesen endlich überwinden, sich selbst ein Denkmal setzen. Und er hat Humor,
denn es wird vermutet, dass die 10 Stifter (Standbilder des Chores) zu
Lebzeiten Sünder waren - daher auch der Buchtitel „Sünderchor“.
Das Schicksal der
Protagonisten ist sehr eng mit der Handlung verwoben. Dadurch ist das Buch
ungemein fesselnd – eine Mischung aus
historischem Roman und Krimi vor realem geschichtlichem Hintergrund. Die damaligen
Gegebenheiten werden sehr anschaulich dargestellt. Einzig den letzten Abschnitt
mit der für mich etwas zu detailgetreuen Beschreibung der Zeichnungen des Chores
fand ich etwas langatmig. Man sieht sie dadurch zwar förmlich vor sich, aber das
war für die Handlung m. E. nicht ausschlaggebend.
Ergänzt wird das Buch u.a. durch
ein Vorwort der Autorinnen zur Geschichte der Uta von Ballenstedt und des
Naumburger Doms, außerdem einem Personenverzeichnis, einem Glossar und einem interessanten
Kapitel über Dichtung und Wahrheit.
Auch das Cover hat Knaur
wieder wunderschön passend gestaltet. Der Prägedruck und die Karte im Inneren
des Umschlages machen es sehr hochwertig.
4,5 von 5 Sternen
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