Erscheinungsdatum Erstausgabe : 09.12.2016
Verlag : Bastei Lübbe
ISBN: 9783404174812
Flexibler Einband 640 Seiten
Genre: Historischer Roman
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Historisches Roadmovie mit leichten Längen
Was der
Klappentext verspricht:
Rostock 1608. Von
Kindesbeinen an ist Clarissa von der Kunst des Fechtens fasziniert. Für sie
geht ein Traum in Erfüllung, als sie ihren Vater, einen angesehenen
Fechtmeister, nach Frankfurt begleiten darf, wo sich alljährlich die besten
Schwertkämpfer des Reiches messen. Doch zwischen den verfeindeten
Fechtbruderschaften schwelt ein Krieg, und bei einem heimtückischen Überfall
wird Clarissas Vater ermordet - und sie selbst als seine Mörderin verleumdet.
Als sie von einer Verschwörung hört, die das ganze Reich ins Chaos zu stürzen
droht, muss sie sich fragen: Hatte ihr Vater etwas damit zu tun? Wer sind seine
wahren Mörder? Eine Suche, die Clarissa bis an den Kaiserhof nach Prag führt.
Wie ich es
empfunden habe:
Vom Klappentext
ausgehen hatte ich mir eine Geschichte a la „Die 3 Musketiere“ erhofft, welche sich
um Clarissas Leben, das Fechten und ihren Kampf um den Beweis ihrer Unschuld
dreht. Wobei ich natürlich schon gespannt war, inwieweit Frauen wirklich
Fechter waren. Im Nachwort wird dies von der Autorin dann auch erklärt.
Die Geschichte
selbst ist dann deutlich vielschichtiger, sich eng an historischen Ereignissen
orientierend und auch einen größeren Zeitraum umfassend, als erwartet. Clarissa
ist nämlich nur eine der Hauptpersonen. Die eigentliche Story beginnt bereits
mit der Kindheit ihres Vaters Fridjoff und der Erklärung, warum er zu dem
geworden ist, der er ist. Dazu kommen dann u.a. noch 2 Fechtschüler – Alexander
und Marius - und viele historisch verbürgte Persönlichkeiten.
Und genau da lag
mein Problem. Ich hatte leider ab und an das Gefühl, dass die Handlung
zugunsten der Historie in den Hintergrund treten musste. Nach den ersten sehr
spannenden 100 Seiten zog es sich zwischendrin immer mal wieder. Es kamen neue
Handlungsstränge dazu, z.B. der um den Spiegelfechter Leander oder der um den
Kaiser Rudolph und seine Brüder. Alle diese Stränge werden zwar spätestens am
Ende aufgelöst, aber ich musste mich zwischendurch sehr konzentrieren, um den
Faden nicht zu verlieren. Im Laufe der Handlung werden immer wieder neue
Geheimnisse angedeutet und erst später gelüftet, aber auch das hat die Spannung
nicht durchgehend halten können.
Die Protagonisten
haben mir gut gefallen. Fridjoff hatte eine schwere Kindheit bzw. Jugend und
sich seinen Stand selbst hart erarbeitet. Er ist ein guter Schwertkämpfer und
Fechtmeister, extrem selbstbewusst, sehr gerecht und ein Schwerenöter – und ein
guter Vater, der Clarissa zur Selbstverteidigung (via Fechten) erzieht. Seine
Frau Lievke hingegen ist zu Beginn der Handlung extrem weinerlich, beeinflusst
Clarissa durch emotionale Erpressung und Schuldgefühle. Aber auch sie
entwickelt sich weiter.
Clarissa ist mutig und
kann sich ihrer Haut erwehren, aber sie ist auch etwas blauäugig, zu gut
behütet und muss förmlich über sich hinauswachsen. Zudem ist sie zwischen den
beiden Schülern ihres Vaters, Alexander und Marius, hin- und hergerissen.
Der Spiegelfechter
Leander hat ein hartes Leben, immer auf der Straße, um jeden Groschen kämpfend
und Schuld, sobald irgendetwas passiert. Dazu kommt, dass sein Vater als Leiter
der Truppe das Geld oft durchbringt. Dabei würde Alexander so gern richtig
Fechten lernen.
Das Leben damals
wird sehr anschaulich dargestellt. Für uns heute mag es zum Teil sehr
abenteuerlich klingen, aber es war ein harter Überlebenskampf. Auch die
Beschreibung der verschiedenen Städte und das Leben in ihnen hat mir gut gefallen.
Dazu kommen die spannenden Details zur Fechtkunst und ihrer Entwicklung sowie
die politischen Hintergründe und Verwicklungen. Für mich wäre aber an einigen
Stellen weniger mehr gewesen.
Wenn ihr jetzt
wissen wollt, wie Prag in die Geschichte passt und warum (mir) das Ende (zu)
dramatisch und (gleichzeitig zu) romantisch war, müsst ihr „Die Tochter des
Fechtmeisters“ schon selbst lesen.
Ein Personenverzeichnis,
das Glossar und die Anmerkungen der Autorin helfen beim Verständnis des Buches.
Ausnahmsweise möchte ich
mich auch zur Ausstattung des Buches äußern. Es ist extrem hochwertig verarbeitet
– durch den runden Rücken liegt es sehr gut in der Hand und man sieht keinerlei
Lesespuren am Buchrücken.
Auch das Cover und die
Klappbroschur gefallen mir gut und bestechen durch eine wunderbar zum Thema
passende Gestaltung und eine Karte im Einband.
3,5 Sterne,
aufgerundet also 4.
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