- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 05.03.2014
- Verlag : Gmeiner-Verlag
- ISBN: 9783839214930
- Flexibler Einband 339 Seiten
- Sprache: Deutsch
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Über-recherchierter Geschichtsunterricht
Ich
bin ja eigentlich ein Fan gut recherchierter historischer Romane, aber dieser
hier hat mich an meine Grenzen gebracht. Für mich war er „über-recherchiert“.
Es gab Seiten, die bestanden gefühlt aus mehr Quellenangaben bzw. Erläuterungen,
als Romaninhalt.
Dabei
ist der Fall an sich eigentlich extrem spannend: Innerhalb nur eines Jahres verliert
der angesehene Lippstädter Kaufmann Overkamp alles: seine Ehre, seine Würde,
sein Geschäft, sein Haus – seinen Lebensmut. Am Ende „flieht“ er gebrochen und
pleite nach Lübeck zu seiner dort lebenden Tochter. Wie es genau dazu kam,
erzählt Rita Maria Fust in „Der Kaufmann von Lippstadt“. Dabei bedient sie sich
zweier Zeitebenen – 1764/65 geht es um Overkamps Absturz und 2010 stößt der
Student Oliver auf einen Brief, der mit Overkamps Fall zusammenhängt und
versucht deshalb, dessen Geschichte zu rekonstruieren.
Alles
beginnt damit, dass Overkamps unverheiratete Tochter Elisabeth schwanger ist
und den Vater des Kindes verheimlicht. Das will und kann Overkamp nicht
hinnehmen, also spioniert er ihr hinterher und glaubt, den Kindsvater zu
kennen. Kurz darauf explodiert ein Munitionslager der Stadt und 2 Leichen
werden gefunden. Später verschwinden weitere Männer, Gerüchte kommen auf, dass
Overkamp vor der Explosion gesehen wurde. Der kann oder will sich nicht wehren
und lässt sich erpressen, bis er letztendlich alles verliert.
Die
Spirale aus Gewalt und Schuld, in die sich Overkamp immer mehr verstrickt, hat
mir sehr gut gefallen. Für ihn geht es ab einem bestimmten Punkt nur noch
abwärts, weil er sich in einer ausweglosen Situation wähnt und jedes
persönliche Unglück als Strafe Gottes wertet.
Hingegen
fand ich Olivers Part in der Geschichte oft etwas unmotiviert und unüberlegt. Nur
auf einen geerbten Brief seiner Oma hin unterbricht er sein Studium und geht
nach Lippstadt, um nach Overkamp zu forschen. Auch seine plötzlich auftauchende
Freundin Annika und die daraus resultierende Liebesgeschichte empfand ich als
eher störend und zu plötzlich. Ich verstehe zwar die Beweggründe der Autorin
(Oliver ist dabei, als Leichen und Munition aus Overkamps Zeit auftauchen, dass
gibt ihm neue Hinweise), aber das hätte m.E. irgendwie eleganter gelöst werden
können. Zumal Annika nur eine sehr blasse Randfigur bleibt.
Generell würde ich sagen, dass das Buch für Ortsansässige sicher
interessant ist, da viele historische Hintergründe und aktuelle Gegebenheiten
verwendet wurden. Mir waren die diversen Stadtrundgänge und sich wiederholenden
Erläuterungen zur Stadtgeschichte durch Overkamp bzw. Oliver einfach zu viel
und leider zum Teil auch zu trocken und holprig in die Handlung integriert.
Deshalb kann ich leider nur 2 Sterne vergeben.
Herzlichen Dank an den Gmeiner-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
Herzlichen Dank an den Gmeiner-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
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