Liebe Christiane, wir kennen uns ja persönlich, aber würdest Du Dich unseren Lesern bitte kurz vorstellen?
Hallo, erst einmal danke für das Interview und eure
Fragen.
Ich heiße Christiane Lind, bin
Sozialwissenschaftlerin, in Niedersachsen geboren und aufgewachsen. Geschichten
habe ich mir immer schon ausgedacht und meinen Freundinnen erzählt, aber nur
selten zu Papier gebracht. Erst zur Jahrtausendwende habe ich begonnen, mich
mehr mit Schreiben zu beschäftigen und Kurzgeschichten veröffentlicht. Nach
beruflichen Zwischenstationen in Göttingen, Gelsenkirchen und Bremen teile ich
heute in Kassel eine Wohnung mit unzähligen und ungezählten Büchern, einem
Ehemann und vier Katern. Die Samtpfoten erwarten von mir, dass mindestens eine
Katze in ihren Geschichten vorkommt. Beim Schreiben begebe ich mich am liebsten
auf die Spur von Familien und deren Geheimnisse, sei es im Mittelalter, dem 20.
Jahrhundert oder auf anderen Kontinenten.
Internetseite: www.christianelind.de
Facebook: https://de-de.facebook.com/ChristianeLind
Du schreibst auch
unter mindestens einem Pseudonymen (Clarissa Linden). Ist eins davon eigentlich
Dein richtiger Name? (Du musst auch nicht verraten, welcher ...) Und wurde das
vom Verlag gewünscht, um die verschiedenen Genres zu unterscheiden oder war das
Deine Idee?
Nein, Christiane Lind kommt meinem richtigen Namen am
nächsten. Zu der Zeit, als ich mit dem Schreiben begann, habe ich noch als
Wissenschaftlerin gearbeitet und veröffentlicht und mich daher für ein
Pseudonym entschieden, um meine Lebensbereiche zu trennen. Eingestiegen ins
Schreiben bin ich mit Kurzgeschichten, die ich als Chris Lind geschrieben habe.
Als ich meinen ersten Roman bei einem Verlag unterbringen konnte (yeah!), haben
wir uns für Christiane Lind entschieden.
Von neuen Verlagen kam dann der Wunsch, neue
Autorinnen zu erschaffen. Inzwischen gibt es in vielen Verlagen die Politik,
für unterschiedliche Genres unterschiedliche Pseudonyme zu nutzen, damit die
Leserinnen und Leser eine klare Orientierung erhalten. Daher hatte ich zwischenzeitlich
so viele Pseudonyme wie Kater. Inzwischen ist Laura Antoni gestorben und von
Carolyn Lucas haben die Leserinnen auch lange nichts mehr gehört. Alles, was in
nächster Zeit veröffentlicht wird, werden Christiane Linds sein.
Wie viele Bücher
hast Du bisher insgesamt veröffentlicht?
Viele – achtzehn, um genau zu sei. Die Zahl hat mich
selbst überrascht, als ich sie für euch aufgelistet habe! Ich habe sie nach
Pseudonymen sortiert:
Clarissa Linden
Ich warte auf dich, jeden Tag. Knaur 2015
Unsere Hälfte des Himmels. Knaur 2017
Christiane Lind
Die Geliebte des Sarazenen: Historischer Roman. rororo
2010
Weiße Rosen auf der Titanic. Personal Novel 2012
Weihnachtspunsch & Weihnachtskater. Rororo 2012
Das Haus auf der Blumeninsel. Knaur 2013
Endlich Schnurrlaub! Geschichten von Katzen auf
Reisen. rororo 2014
Die Heilerin und der Feuertod. Historischer Roman.
Aufbau-Verlag. 2014
Die Medica und das Teufelsmoor. Aufbau-Verlag 2015
Das Shakespeare-Geheimnis. Amazon Publishing 2016
Phillips letztes Geschenk. Amazon Publishing 2016
Im Schatten der goldenen Akazie, Self Publishing 2016
Im Land des ewigen Frühlings, Self Publishing 2016
Carolyn Lucas
Liebe unter dunklem Stern, Self Publishing 2014
Vermächtnis der Engel, Self Publishing 2014
Verrat der Engel, Self Publishing 2014
Chris Lind
Kein Gott wie jeder andere. Sieben Verlag 2014
Laura Antoni
Im Land der Kaffeeblüten. Thienemann 2012
Nicht alle Romane sind noch auf dem Markt zu haben –
von einigen habe ich die Rechte zurückerhalten, andere gibt es nur noch als
eBook.
„Im Land des
ewigen Frühlings“ basiert ja auf einem Jugendbuch von Dir. Warum bzw. wie ist daraus jetzt
dieser Roman geworden?
Geschrieben habe
ich die erste Fassung von „Im Land des ewigen Frühlings“ im Jahr 2011 – sie
wurde als Jugendbuch unter dem Titel „Im Land der Kaffeeblüten“ veröffentlicht.
Bereits 2014 habe ich die Rechte für das Buch zurückbekommen und seitdem immer
wieder überlegt, die Geschichte, die ich aus unterschiedlichen Gründen sehr mag
(Maya, Maultier, Margarete, Juan, Elise J) irgendwie neu
aufleben zu lassen, damit sie nicht vergessen wird. Aber ich war nie richtig
glücklich mit der Freundinnengeschichte in der Gegenwart, die in Bremen spielte
– auch die Leserinnen fanden den Teil deutlich weniger ansprechend. Also bin
ich in den vergangenen Jahren immer wieder nach Guatemala zurückgekehrt, um
Isabell und Julia zu ändern. Im letzten Sommer hatte ich dann die zündende
Idee: Isabell alterte um 20 Jahre, Julia wurde zu einem Julian und zu Isabells
Love Interest. Später habe ich ihn umbenannt, weil Julian und Juan mir als
Namen zu ähnlich erschienen, aber seine Persönlichkeit blieb gleich. Manchmal
vermisse ich die jugendliche Leichtigkeit zwischen Isabell und Julia, aber
alles im allem sind mir die neue (gealterte) Isabell und Julian / Fabian
lieber. So konnte ich die Geschichte etwas dunkler gestalten, Fabians Familie
ein düsteres Geheimnis in Guatemala geben und schließlich Isabell eine neue
Chance für die Liebe zu geben. Auch für Margarete und Elise brachte die
Neuausrichtung ein paar stilistische Änderungen, eine Stärkung der
Familienkonflikte und leider musste ich alles streichen, was mit der
Weltuntergangsprophezeiung zu tun hatte, denn 2012 ging die Welt ja
glücklicherweise nicht unter.
Und natürlich
gleich die Standardfragen:
Wie bist Du zum
Schreiben gekommen?
Hmm, das ist eine wenig romantische Geschichte. Im
letzten Jahrhundert (klingt gut, nicht wahr?) habe ich in Bremen gearbeitet und
saß eines schönen Sommertages mit meiner Freundin Annette auf deren
wunderschöner Dachterrasse. Wir beide mochten unsere Jobs nicht mehr leiden und
irgendwann sagte eine von uns: „Warum schreiben wir nicht einen
Krimi-Bestseller … und müssen dann nie wieder arbeiten.“
Keine wirklich originelle Idee und leider auch keine,
die wir erfolgreich in die Praxis umsetzen konnten. Wir haben weder den Krimi
geschrieben noch einen Bestseller gelandet. Aber für mich war das der Anstoß,
mich mit Schreibhandwerk und dem Veröffentlichen zu beschäftigen. Tja, und
heute kann ich mir ein Leben ohne Schreiben so wenig vorstellen wie ein Leben
ohne Kater (und natürlich meinen Ehemann!).
Woher nimmst Du
die Ideen für Deine Bücher?
Manchmal ist es ein Bild, das ich im Kopf habe,
manchmal ist es etwas, was ich in der Zeitung lese, manchmal gibt es eine
Anfrage durch einen Verlag. Als ich die ersten Ideen zu „Im Land des ewigen
Frühlings“ entwickelte, suchten Verlage nach Geschichten, die in exotischen
Ländern spielten. Mittelamerika interessierte mich als Region, so dass ich
anfing, etwas quer zu lesen und bald auf die Geschichte der deutschen Einwanderer
in Guatemala stieß. Je mehr ich las, desto spannender fand ich Land, Landschaft
und Leute. Dann fehlten mir nur noch die Figuren und die Geschichte. Margarete,
die starke Heldin, war als erste da. Als ich mich mit ihrem Leben und ihrer
Familie beschäftigte (was bedeutet, dass ich ihr ein Leben und eine Familie
schrieb), kam schnell Juan als verbotene Liebe dazu.
Weil ich unbedingt auch die Mayakultur und
Forschungsreisen einbringen wollte, brauchte ich noch eine zweite Hauptfigur,
die noch so ortsgebunden war wie Margarete. So kam ich zu Elise, die von Anfang
an ganz anders als Margarete war, genauso, wie ich sie mir wünschte.
Ziemlich schnell stand der Grobplot, also die
Grundidee der Geschichte, nur das Ende fehlte mir. Hier kommt nun die Recherche
ins Spiel. Irgendwann stieß ich auf den Vulkanausbruch des Santa Maria im Jahr
1902 – und damit hatte ich endlich den abschließenden, dramatischen Höhepunktes
des Buchs.
An welchem
Projekt/Buch arbeitest Du aktuell?
Aktuell bin ich
zwischen zwei Projekten. Ein Buch ist gerade im Korrektorat und kommt
hoffentlich zur Buchmesse heraus.
Für das nächste
Buch schwanke ich noch zwischen zwei Ideen – einmal einem modernen historischen
Roman oder – mal etwas anderes – eine moderne Geschichte in Richtung freche
Frauen mit Katze.
Da wir ein
Buchblog sind, interessieren uns natürlich auch Deine Lesegewohnheiten!
Erinnerst Du Dich
an Dein erstes selbst gelesenes Buch? Wenn ja, welches Buch war es?
Den Titel weiß ich nicht leider mehr. Es war ein Buch
über eine Ente, das ich aus unserer Dorfbibliothek, die übrigens großartig und
sehr lesefördernd war, ausgeliehen hatte und nie beendete, weil ich soooo
langsam gelesen habe. Meine Mutter hat gern die Geschichte erzählt, dass ich im
Bett gesessen habe, die Zungenspitze vor Anstrengung rausgestreckt, und als sie
sagte: „So, Licht aus.“, antwortete ich: „Nur noch das eine Wort. Nur noch das
eine Wort.“
Das erste Buch, an das ich mich bewusst erinnere, ist
„Der König des Windes“, eine hochdramatische und auf Tatsachen beruhende
Pferdegeschichte.
Welches Buch hast
Du als letztes gelesen und welches Buch liest Du aktuell?
Gelesen habe ich „Ein kleines Stück Paris“ von Yvonne
Jarré, das mich dazu gebracht hat, Paris ganz weit nach oben auf der
Urlaubswunschliste zu setzen. Ein wunderbarer Wohlfühlroman, den ich allen
Macaronfans an Herz legen möchte.
Aktuell lese ich „Teufelstritt“ von Ursula Hahnenberg,
eine Geschichte, die in einer mir sehr fremden Welt spielt – in einem
katholischen Dorf in Bayern. Die Heldin ist Försterin, was ich sehr
faszinierend finde.
Wir haben ein paar letzte kurze Fragen:
Was ist Deine…
Lieblingsfarbe?
Als Kind habe ich
immer „rot“ geantwortet und mich scher geärgert, wenn so ein pfiffiges Kind
„Regenbogen“ geantwortet hat.
Heute schwanke ich
zwischen rot, lila und blau und nehme … Regenbogen. ;-)
Lieblingsessen?
Ich bin ein
Süßigkeitenfan: Macarons oder Pancakes mit Ahornsirup und Obst (wegen der
Gesundheit)
Liebste Jahreszeit?
Da ich
heuschnupfengeplagt bin – der Winter, aber nur mit Schnee, wenn alles unter
eine Lage Puderzucker verschwindet.
Lieblingsblume?
Orchideen oder
Ranunkeln oder Hyazinthen.
(Habe ich schon
erwähnt, dass ich eine Entscheidungsschwäche habe?)
Wofür entscheidest Du Dich?
Bungee-jumping oder mit Haien schwimmen?
Wegen Höhenangst
wähle ich die Haie … und hoffe, dass sie a) klein sind, b) gut gefressen haben
und c) Menschen nicht auf ihrer Speisekarte stehen.
Kino oder Theater?
Kommt auf den Film
oder das Stück an :-)
Hund oder Katze?
Wenn ich Hund
sage, muss ich ausziehen!
Sport oder Faulenzen?
Faulenzen mit Buch
Liebesfilm oder Thriller?
Thriller, es sei
denn: Casablanca, So wie wir waren oder Der Liebe verfallen. Hach!
Kino oder DVD?
Kino in 3D mit
Freund/innen
DVDs mit Ehemann
und dickem Kater auf dem Sofa, wobei der Kater schnarcht und versucht, mich vom
Sofa zu drängeln.
Hier kannst Du Dich frei entfalten ;-)
Vielen Dank für
das Interview – und die wunderbaren Leserunden. Ich freue mich, dass ihr euch
für meine Bücher und für mich interessiert. Außerdem finde ich es klasse, dass
ihr euch auf Lovelybooks gefunden habt.
Danke an meine
Leserinnen, die ihr meine Bücher kauft und lest und rezensiert. Ich freue mich
über Rückmeldungen und antworte, was manchmal etwas länger dauert – wegen der
Arbeit, der Kater und des Schreibens, aber ich antworte.
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