- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 11.10.2016
- Verlag : btb
- ISBN: 9783442714445
- Flexibler Einband 280 Seiten
- Genre: Krimi
Eigentlich beherrschen die
Katzen Montmarte, aber wir Menschen nehmen sie nicht wahr. Dabei könnten sie
uns so viel erzählen. Bonnard z.B. muss nur auf seiner Bank auf dem Friedhof
liegen, schon kommen die Besucher, setzen sich dazu, streicheln ihn und
irgendwann beginnt jeder, ihm sein Geheimnis zu enthüllen. Grisette wohnt im
Kiosk bei Madam Chauchat. Sie hält sich für eine Besonderheit, meint,
orientalischer Abstammung zu sein, und will als Modell für die Straßenmaler
groß rauskommen - die Kater lieben sie dafür. Und Suzanne, die Katze der
Bäckerin Madame Valladon, würde ihrer ewig seufzenden Besitzerin so gern einen
eigenen Wurf Kinder oder wenigstens einen Mann wünschen – aber wir hören ja
nicht auf sie ...
Die Katzen in diesem Krimi
haben genau wie wir Menschen ihre Stärken und Schwächen – sie sind tröstend,
aufreizend, Chefs, verspielt, jugendliche Rowdys oder besorgte Mütter. Sie
kümmern sich nicht nur umeinander, sondern auch um „ihre“ Menschen. Denn auch
diese haben ihre Besonderheiten und Geheimnisse. Madame Valladon, die Bäckerin,
meint für die Sünden ihres Vaters büßen zu müssen, obwohl nur sie sich daran
stört. Madame Chauchat, die Kioskbesitzerin, schaut den Menschen nicht nur ins
Gesicht sondern vor allem in die Hand und enthüllt dabei so manches. Das Lokal
von Monsieur Martis ist der Treffpunkt des Viertels. Er „hat Verbindungen“,
kann fast alles besorgen. Und auch seine schüchterne Küchenhilfe Emil verbirgt
seine wahre Berufung.
Eines Tages tauchen auf dem
Friedhof von Montmartre ein deutsches Mädchen, ein arabischer Junge und ein
alter Straßenmaler auf. Sie kommen und gehen getrennt, haben ihre Geheimnisse, nichts
verbindet sie. Kurz darauf ist das Mädchen tot und Grisette verschwunden. Während
die Menschen nach dem Mörder des Mädchens suchen, kümmern sie die Katzen um Grisettes
Verschwinden. Und doch treffen sie bei ihren Ermittlungen immer wieder
aufeinander. Die Spuren scheinen sich zu kreuzen.
Genau wie die Katzen meist
auf leisen Pfoten durch ihr Revier streichen, ist auch dieses Buch sehr ruhig,
kein knallharter reißerischer Krimi. Aber keine Angst, der Fall und dessen
Auflösung sind sehr überraschend und erschreckend zugleich.
Der Krimi besticht durch
sein Flair: Paris im Sommer, das Künstlerviertel Montmarte, der Zusammenhalt.
Man möchte sofort den nächsten Urlaub buchen. Für mich hätte der Fall aber
etwas mehr Spannung vertragen können. Selbst der ermittelnde Commissair,
ausgelaugt vom Leben und den Enttäuschungen, agiert nur agiert still im
Hintergrund, ist dabei aber hellwach und unerwartet menschlich.
„Dann ist es mit den Menschen wie mit
den Kunstwerken. Interessant macht sie dass, was man nicht sieht, aber ahnt.“
Vielen Dank an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.
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