Erscheinungsdatum Erstausgabe : 17.03.2017
Verlag : Hoffmann und Campe
ISBN: 9783455000092
Flexibler Einband 288 Seiten
Genre: Krimi
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Neubeginn im
Aquitain
Vor
15 Jahren hat Commisaire Luc Verlain das Aquitain verlassen, um in Paris
Karriere zu machen und vor seinen Erinnerungen zu fliehen. Jetzt kommt er
wieder, weil er sich um seinen erkrankten Vater kümmern muss. Außerdem braucht
er nach den Attentaten in Paris (u.a. Charlie Hebdo) einen entspannteren
Arbeitsplatz - er muss zur Ruhe kommen, alles verarbeiten.
Doch
bereits an seinem ersten Arbeitstag wird die Leiche einen jungen Mädchen am
Strand gefunden – sie wurde erschlagen. Für die Bewohner ihres Dorfes ist klar
– es muss Hakim, ihr algerischer Ex-Freund gewesen sein.
„Retour“
ist das sehr unterhaltsame Krimidebüt von Alexander Oetker. Er war lange Zeit
Korrespondent in Paris und verbringt einen großen Teil des Jahres in Frankreich
– und genau das merkt man dem Buch auch an. Gerade in den Szenen, die in Paris
spielen habe ich die Straßen und Plätze förmlich sehen können. Ich habe während
zweier Urlaub in einer Nebenstraße der Rue der Rivoli gewohnt (die eine
wichtige Rolle spielt) und es war wie nach Hause kommen.
Auch
die Schilderungen des Aquitain, der Städte, Landschaften und des Meeres sind
toll. Man möchte sich sofort ins Auto setzen und losfahren, bildet sich ein,
das Salz auf der Haut und den Wind im Gesicht spüren zu können. Und wenn dann
noch das Essen und der Wein beschrieben wird - das grenzt schon fast an
seelische Grausamkeit ;-).
Luc
war mir zwar etwas zu promiskuitiv, aber er wird ja schon im Klappentext als
„Lebemann“ beschrieben und diesem Ruf wird er voll gerecht. Tolle Frauen und
Affären säumen seinen Weg – hier wäre weniger manchmal mehr gewesen. Sich
gleich am ersten Tag und auf den ersten Blick in die neue Kollegin zu
verlieben, die ihn dann auch noch beständig anflirtet – das war mir etwas zu
viel des Guten. Dabei wirkt er eher zerbrechlich, wenn er in lange verdrängten
Erinnerungen schwelgt. Hat er doch in der Nähe des Leichen-Fundortes seine
Jugendliebe verloren und auch das Schicksal seiner Mutter bleibt geheimnisvoll.
Sein
gleichgestellter Kollege Etxeberria hat ein Ego so groß wie ganz Frankreich und
ist extrem unsympathisch. Die Unterschiede zwischen den beiden Protagonisten
und die Spannungen zwischen ihnen sind extrem realitätsnah und machen die
Figuren und Handlungen lebendig.
Der
Kriminalfall an sich ist sehr spannend. Ich hatte zwar relativ früh einen
Verdacht, konnte diesen aber nicht begründen und auch das Motiv war mir bis zur
endgültigen Aufklärung nicht klar. Die Tote hatte so einige Geheimnisse, die
erst nach und nach ans Licht kommen und weitere Verdächtige ins Visier von Luc
und seinen Kollegen (und des Lesers) rücken. Man hat also genügend
Anhaltspunkte zum Miträtseln. Auch die Art und Weise, wie das Thema Fremdenhass
und Lynchjustiz im Zusammenhang mit dem Fall behandelt wird, fand ich sehr
gelungen.
Alles
in allem ist „Retour“ der vielversprechende Start einer neuen Krimireihe (der
nächste Teil erscheint im März 2018) und macht Lust auf Frankreich, Sonne und
noch viel Mee(h)r ...
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