Erscheinungsdatum Erstausgabe : 13.03.2017
Verlag : Blanvalet Verlag
ISBN: 9783641195021
Fester Einband 352 Seiten
Genre: Roman
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Micheles
Mutter hat die Familie verlassen, als er noch klein war. Ihr Verschwinden hat
damals sein Weltbild zerstört. Inzwischen ist er 30 und lebt auf dem Bahnhof,
dessen einzigen Zug er jede Nacht wartet. Die Fundstücke aus dem Zug bilden
seine einzige Verbindung zu Außenwelt. Eines Tages stürmt Elena in sein Haus,
weil auch sie etwas im Zug vergessen hat und bringt sein Leben durcheinander. „Elena war einfach nur die erste Frau, mit
der er nach langen Jahren des Schweigens gesprochen hatte, die erste Person,
die zu ihm ins Haus gekommen war und seine Isolation mit einem wahren
Paukenschlag durchbrochen hatte.“ S. 31
Kurz
darauf findet in seinem Zug sein Tagebuch, dass seine Mutter bei ihrem Weggang
mitgenommen hat. Nachdem er sich die letzten Jahre im Bahnhof regelrecht
versteckt hat, muss er diese Schutzhülle nun verlassen, wenn er sie
wiederfinden will. Eine abenteuerlichen Reise quer durch Italien beginnt ...
Michele
ist zu Beginn extrem introvertiert, lebt in seiner eigenen kleinen
geschlossenen Welt. „Im Grunde war der
Zug ein Teil seines Lebens, quasi eine Erweiterung seines Hauses.“ S. 125
Ausgerechnet dieser Zug, der so wichtig für ihn ist, bringt ihm die impulsive Elena, welche oft erst denkt
und dann handelt. Sie verguckt sich sofort in ihn und will ihm um jeden Preis
helfen, „überrollt“ ihn mit ihren Ideen und Gefühlen.
Natürlich
weckt diese Begegnung beim Leser sofort die Erwartungshaltung, dass aus den
beiden ein Paar wird. Aber Michele kreist nur um sich, will / kann Gefühle
nicht zulassen – aus Angst, enttäuscht zu werden, und verprellt die Menschen um
sich herum.
Auf
seiner Reise erlebt er all das, was er die ganzen Jahre verpasst hat – und das
war mir manchmal etwas zu viel auf einmal. Er lernt die unterschiedlichsten
Menschen kennen und nicht alle sind ihm wohlgesonnen. Aber jede Begegnung,
ändert ihn. Er streift die alten Fesseln ab, wagt Neues und fühlt sich endlich
als Mitglied der Gesellschaft, nicht mehr nur als Beobachter
Eine
besonders geheimnisvolle Komponente erhält die Handlung durch Elenas
Zwillingsschwester Milù - lange ist nicht klar, ob es sie wirklich gibt oder
nur ihrer Fantasie entspringt.
Das
Buch lässt mich sehr zwiegespalten zurück. Es ist poetisch und berührend,
gespickt mit vielen Lebensweisheiten und liest sich wunderbar leicht – wenn man
darüber hinweg sieht, dass es manchmal zu viele Zufälle braucht, damit die
Geschichte rund wird und sie deswegen sehr phantastisch – fast wie ein modernes
Märchen – wirkt.
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