- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 03.04.2017
- Verlag : Knaur Taschenbuch
- ISBN: 9783426519844
- Flexibler Einband 544 Seiten
- Genre: Roman
Das Buch beginnt
da, wo Liebesgeschichten normalerweise aufhören – auf einer Hochzeit mit dem
Kuss des Bräutigams. Nur küsst Jack leider nicht seine frischgebackene Ehefrau
Charlotte sondern seine Kollegin Edie, die er monatelang angeflirtet hat.
Natürlich überrascht Charlotte sie und Edie wird als alleinig Schuldige
hingestellt – ein Shitstorm ohne gleichen auf Facebook und Twitter beginnt und
fast alle Freunde sagen sich von Edie los. „Ein echter Freund war jemand, dem
du dich sogar in einem vollgekotzen Morgenmantel zeigen würdest.“ (S.
186)
Um sie aus der
Schusslinie zu bringen, beauftragt ihr Chef sie mit dem Ghostwriting der
Autobiografie des berühmten Schauspielers Elliot Owen. Dazu muss sie von London
zurück in ihre Heimatstadt Nottingham ziehen, aus der sie nach der Schule
regelrecht geflohen ist. Dort muss sich Edie mit ihrer aggressiven und militant
vegetarischen Schwester Meg, ihrem verbitterten Vater und natürlich dem
neurotischen Elliot auseinandersetzten.
„Irgendwie
hatte ich mir das (Buch) anders vorgestellt“ – denn vor allem im ersten Drittel
herrscht eine extrem depressive
Grundstimmung. Edie wird vom Weltschmerz gebeutelt. Dieser ergibt sich aus ihrer
trostlosen Situation zu Hause und den Nachrichten ihres schwulen „Freundes“
Louis, welcher sie über die Hetzkampagnen auf Facebook und Twitter auf dem
Laufenden hält. Edie war mir hier viel zu selbstzerstörerisch. Sie nimmt nur
noch das Schlechte um sich herum wahr und kann Gutes nicht mehr erkennen. Z.B.
weiß sie, dass Louis sich an ihrem Schmerz weidet und blockiert den Kontakt
trotzdem nicht. Außerdem hofft sie, dass Jack endlich zugibt, dass er der
Hauptschuldige war – was dieser natürlich nicht macht. Dazu kommt der Stress
mit ihrer zickigen Schwester, welche sie nur mit Samthandschuhen anfasst, statt
ihr mal ordentlich die Meinung zu sagen, und auch bei Elliot hat sie keinen
guten Start. Dabei hat dieser den gleichen zynischen Humor wie sie und beide
verbergen ein trauriges Familiengeheimnis.
Lange sind nur Edies
beste Freundin Hannah und ihr alter Schulfreund Nick ein Silberstreifen am
Horizont.
Die
herrlich skurrile Nachbarin Margot ist ein weiterer Lichtblick und meine Lieblingsfigur des
Buches. Sie streitet sich als einzige
fröhlich mit Meg (das ist ihr Lebenselixier) und gibt Edie ungefragt Ratschläge.
Eine tolle Frau.
Mhairi
McFarlanes andere Bücher waren deutlich leichter. Hier hingegen gibt es kaum
einen Protagonisten, der nicht unter einem Trauma oder zumindest Verlust
leidet. Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen. Es wirkt erschreckend real, wie
die Hetze gegen Edie nach und nach fast ihr Leben zerstört. Mir war nicht
bewusst, wie perfekt soziale Medien geeignet sind, wenn man jemanden richtig
fertig machen möchte. Im Gegenzug dazu wird aber auch dargestellt, wie wichtig
gute Freunde sind und dass man erst in solchen Augenblicken merkt, wer wirklich
dazu gehört. Hut ab für die gelungene Umsetzung dieses schwierigen Themas.
Wer locker leichte
Frauen-Unterhaltungsliteratur erwartet, wird von diesem Buch sicher enttäuscht.
Aber wer einen tiefgründigen Roman zum Thema soziale Netzwerke und dem Umgang deren
unerwünschten Nebenwirkungen sucht und trotzdem gut unterhalten werden möchte,
liegt bei diesem Buch genau richtig.
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