- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 02.05.2017
- Verlag : Knaur Taschenbuch
- ISBN: 9783426519370
- Flexibler Einband 656 Seiten
- Genre: Historischer Roman
Ergreifende jüdische Familiengeschichte
Mit der Eröffnung des
Kaufhauses Hirschvogl am Rindermarkt wird Jacob Hirschvogl zum Königlich-Bayerischen
Hoflieferanten ernannt – endlich hat er es geschafft, sich zusammen mit seiner
Frau Thea nicht nur den Traum vom eigenen Kaufhaus zu erfüllen, sondern auch
als Jude in der Münchner Gesellschaft anerkannt zu werden. Um ihre spätere
Nachfolge müssten sie sich keine Sorgen machen, ihr ältester Sohn Benno soll
das Kaufhaus übernehmen, aber ausgerechnet er hat dafür überhaupt kein
Interesse. Auch der jüngste Spross der Familie, Sepp, scheint nicht geeignet zu
sein, da er ewig kränkelt. Die naheliegendste Lösung, ihre Tochter Lily, passt
Jacob eigentlich nicht, trotzdem wird sie später seine würdige Nachfolgerin.
„Das Haus der schönen Dinge“
umfasst den Zeitraum von 1897 bis 1952. In dieser Spanne haben die Hirschvogls
gegen Konkurrenten, Neider, Wirtschaftskrisen und Weltkriege zu kämpfen. Sie
meistern diese Herausforderungen mit ihrem guten Gespür für die jeweilige Lage
und immer wieder neuen fortschrittlichen Ideen – auch wenn sie oft als
skandalös verschrien werden, der Erfolg gibt ihnen letzten Endes Recht. Doch
dann kommen die Nazis an die Macht und alles wird anders ...
Heidi Rehns neues Buch ist
unglaublich bunt, wild, atmosphärisch und zeigt die ganze Bandbreite des
Lebens. Es behandelt unstandesgemäße Beziehungen zwischen verschiedenen
Gesellschaftsschichten, Christen und Juden bzw. homosexuellen Partnern. Das
ergreifende Schicksal der Familie und ihrer Freunde ist dabei eng mit Politik
und (Stadt-)Geschichte verwoben.
Die Hirschvogls nehmen unter
den Münchner Kaufhausbetreibern eine Vorreiterrolle ein. Sie haben z.B. als
erstes „Kleider von der Stange“ und Lingerie, verkaufen Fahrräder und
Hosenröcke und motivieren ihre Angestellten durch Umsatzbeteiligungen. Das
Kaufhaus wird vor allem Dank Theas und später Lilys Wagemut und Ideen schnell
die allererste Adresse in München. Überhaupt wird der Erfolg der Familie vor
allem von starken Frauen bestimmt.
Die Geschichte wirkt dabei
so real, dass ich kaum glauben kann, dass es das Hirschvogl und die Familie so
gar nicht hat gegeben hat, sondern beispielhaft für die fast ausschließlich
jüdischen Kaufhäuser dieser Zeit steht.
Der Roman ist sehr bildhaft
und lebendig – ich bewundere die Autorin für ihre Fantasie und das Können,
diese zum Leser transportieren.
Das Hirschvogl habe ich mir
übrigens immer wie die „Galeries LaFayette“ in Paris vorgestellt: überbordend,
opulent, beeindruckend.
Ich habe die Hirschvogls gern
auf ihrem wechselvollen Lebensweg begleitet – die knapp 660 Seiten waren leider
viel zu schnell ausgelesen.
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