Ungewöhnlicher Stil, spannender Thriller
von Luca D'Andrea
Broschiert: 480 Seiten
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt
ISBN-13: 9783421047595
Buch kaufen
Jeremiah Salinger verbringt mit seiner Frau einige Zeit in
deren winzigem Heimatort Siebenhoch, einem Dorf mitten in den Bergen von Südtirol. Als er
von den Bletterbach-Morden erfährt, lässt ihn der Gedanke an diese Morde nicht
mehr los, obwohl sie bereits vor gut dreißig Jahren stattfanden. Damals gab es
während eines heftigen Unwetters ein regelrechtes Massaker in der gleichnamigen Schlucht, der Täter wurde nie gefunden.
Kann es wirklich sein, dass niemand im Dorf weiß, was damals
geschah? Salinger startet eigene Nachforschungen, auch wenn er seiner Frau hoch
und heilig versprochen hat, alles ruhen zu lassen.
Doch der Fall wird für ihn
immer mehr zu einem Sog und er kann sich ihm immer weniger entziehen. Nach und nach wird klar, dass er so nicht nur seine Ehe aufs Spiel
setzt.
Jeremiah Salinger, eigentlich Dokumentarfilmer statt
Ermittler, war für mich zwar keine Identifikationsfigur, dennoch habe ich mich
mit in seine Geschichte hineinziehen lassen. Mit jedem Detail, dass er ans
Licht bringt, habe auch ich gerätselt, wie dieses Stückchen Information
einzuordnen ist und lange Zeit hatte ich keinerlei Idee, was sich wirklich in
der Schlucht ereignet hat.
Der Schreibstil ist ungewöhnlich und sicher nicht jedermanns
Fall. Erzählt wird aus Sicht von Salinger. Dabei ist jedes Kapitel nochmals
unterteilt in erstens, zweitens, drittens usw. Daher gleicht die Erzählweise
immer wieder einer Aufzählung von Ereignissen, besonders, wenn die
durchnummerierten Abschnitte nur ein paar Zeilen umfassen. Doch zum Ausgleich gibt es ebenso auch
längere, mehr erzählendere Abschnitte. Dieser ganz eigene Stil ist gut an den
Aufbau des Plots angepasst, so dass trotzdem schnell Spannung und eine leicht
bedrohliche Grundstimmung erzeugt wird. Die Atmosphäre in den kargen,
lebensfeindlichen Bergen, die ablehnende Haltung der Bevölkerung und auch
Salingers innerer Drang, all dies wird gut eingefangen.
Neben den lange zurückliegenden Morden und Salingers
Geschichte, wird auch viel über das Dorf Siebenhoch, seine Geschichte und Brauchtümer
erzählt. Dies war für mich nicht immer so interessant, aber sie waren in Teilen
wichtig für die Ereignisse und insgesamt herrschte eine ausgewogene Balance
zwischen den einzelnen Komponenten der Geschichte.
Mein größter Kritikpunkt ist eigentlich die Auflösung. Eigentlich
in sich logisch, doch die Art, wie die Lösung präsentiert wurde, wirkte auf
mich überzogen und zu dramatisch. Dennoch konnte mich das Buch bis zum Ende
fesseln und hat mir ein paar spannende Lesestunden beschert.
Zuletzt noch ein paar Worte zum Einband des Buches, den ich nicht
nur von der Optik her gelungen finde. Neben den leicht erhabenen Buchstaben des
Titels sind die Illustrationen auf dem Cover und auch auf der Rückseite des
Einbandes mit einer rauen Beschichtung überzogen. Sie fühlen sich beinahe so
wie die Oberfläche von Steinen oder Felsen an und das Buch ist dadurch auch
haptisch ungewöhnlich.
Mein Fazit: „Der Tod so kalt“ ist ein spannender Thriller,
den der Autor Luca D’Andrea geschickt aufbaut und der auf den Leser leicht eine
ähnliche Sogwirkung haben kann, wie die Bletterbach-Morde auf Salinger. Nachdem
dies erst der erste Roman des Autors ist, dürfen wir gespannt sein, was er sich
als nächstes ausdenkt. Ich würde jedenfalls direkt nochmal zu einem Thriller
aus seiner Feder greifen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen