Vielfältig, spannend, faszinierend
von Jan-Philipp Sendker
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Karl Blessing Verlag (September 2017)
ISBN-13: 978-3896675811
Genre: Märchen und Fabeln
Zum Buch
Nachdem mich vor ein paar Jahren „Das Herzenhören“ sehr
begeistert hat, war ich umso gespannter auf die Märchen und Fabeln aus Burma,
die Jan-Philipp Sendker mit Hilfe seines Sohnes und der amerikanischen Autorin
Lorie Karnath, die auch die Idee zu diesem Buch hatte, gesammelt und zusammengetragen hat.
Seit 1995 hat Jan-Philipp Sendker Burma, das heutige
Myanmar, dutzende Male besucht. Mit den Märchen und Fabeln nimmt er uns mit in
eine fremde und faszinierende Welt, deren Vielfalt auch in den Märchen sichtbar
wird. So gibt es Märchen, die den unseren gar nicht so unähnlich sind, aber
auch viele, die völlig anders sind, als wir es von den Gebrüdern Grimm oder
auch Hans Christian Andersen kennen. Nicht immer hat sich mir die Moral oder
der Sinn hinter den Geschichten erschlossen, so dass ich manches Mal etwas
ratlos zurückblieb und mich fragte, was ich damit anfangen soll. Zudem hat es
mich sehr überrascht, wie viele Tote es in den Märchen gibt. Oft sind es die
Protagonisten, die nicht selten einen gewaltsamen Tod erleiden. Mal endet das
Märchen mit dem Tod, doch in vielen Fällen werden die Verstorbenen wiedergeboren, sei
es als Mensch oder als ein anderes Lebewesen oder auch als Geist, und sie
widmen ihr neues Leben fortan entweder der Rache und dem Unheil oder helfen
Gutes zu tun.
Die unglaubliche Vielfalt hat mich jedes neue Märchen und jede
neue Fabel mit Spannung lesen lassen, da ich niemals den Ausgang vorhersagen
konnte. Der Erzählstil variiert ein wenig, da jeder der drei Geschichtensammler
seine eigene Erzählweise in die Geschichten hineinbringt, doch die Unterschiede
sind nicht so stark ausgeprägt, dass es mich in irgendeiner Art und Weise
gestört hätte. Im Gegenteil, ich finde die leichten Abweichungen für diese
bunte Mischung sehr passend.
Neben den über 50 Märchen und Fabeln gibt es auch eine
Einleitung und ein Nachwort des Autors, welche mich nicht minder fasziniert
haben. Der Autor lässt uns in ein spannendes Land eintauchen und erweckt für
uns seine Erinnerungen zum Leben. Die Begebenheiten, die er schildert, haben
mich des Öfteren schmunzeln lassen und sie haben mir vor allem gezeigt, welche
Unterschiede es zu meinem üblichen Alltag gibt, vor allem wenn er das Burma der 90er Jahre beschreibt. Seine Erzählungen sind stets
warmherzig, offen und respektvoll und man merkt mit jeder Zeile, dass ihm das
Land und seine Bewohner sehr ans Herz gewachsen sind.
Mein Fazit: Wer Märchen und Fabeln mag oder sich für das
Land und die Kultur Myanmars interessiert, der sollte bei diesem Buch auf jeden
Fall zugreifen.
„Die Seele eines
Volkes, wie sie in Märchen beschrieben wird, ändert sich nicht so schnell.“
(S.281, Zitat von Than Htun, einem
Buch- und Antiquitätenhändler, mit dem der Autor über die Veränderungen in
Burma sprach.)
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