Donnerstag, 7. Dezember 2017

Ich schwöre!

Brisantes Thema


von Marc Hudek


Taschenbuch: 216 Seiten
Verlag: tredition (Oktober 2017)
ISBN: 9783743953178
Genre: Roman







Das Leben des Sportstudenten Lenny verläuft recht eintönig und ereignislos. Seine Tage verbringt er beim Studium oder trifft sich mit Faris und Yussuf, seinen Freunden. Als im Jugendtreff der undurchsichtige Omar auftaucht, verändern sich Faris und Yussuf zunehmend. Begeistert übernehmen sie Omars wohlformulierten Ideen. Wollen Faris und Yussuf wirklich Salafisten werden und für den IS kämpfen? Lenny erkennt seine Freunde kaum noch wieder. Doch eines ist klar: Er will nicht tatenlos mitansehen, wie sie sich immer weiter in den Ideologien des IS verlieren, sondern sie retten.

Neben dem schlichten, aber meines Erachtens nach sehr gelungenen Covers, ist mir vor dem Lesen besonders die kurze Information auf Seite 3 aufgefallen: „Marc Hudek ist ein Pseudonym.“ Ein kurzer Satz nur, fünf Worte. Und dennoch sagen sie so unglaublich viel und verdeutlichen die Brisanz des Themas. Sicher schreiben viele Autoren unter einem oder sogar mehreren Pseudonymen, doch ich fürchte die Motivation, die in diesem Fall dahintersteckt ist eine andere.

Als mir die Agentur Literaturtest ein Rezensionsexemplar des Buches anbot, wusste ich nicht so recht, was ich von dem Buch erwarten soll, auch wenn mir die Thematik klar war, aber ich war neugierig und gespannt auf das Buch gewartet. Als es dann kam, habe ich einige Seiten gebraucht, um mich in die Geschichte einzufinden. Das lag allerdings vor allem am Protagonisten Lenny. Auch wenn er ein Studium begonnen, was er damit später anfangen soll, weiß er nicht so recht. Er wirkt ziemlich plan-und ziellos. Dazu kommt, dass mir sein familiäres Umfeld einfach völlig fremd ist. Ich habe daher eine Weile gebraucht, um einen Zugang zu diesem Lenny zu finden. Doch je aktiver und zielgerichteter er wird, desto leichter fiel es mir. Ich glaube, spätestens bei seiner Begegnung mit dem Greenpeace-Aktivisten war dann das Eis gebrochen. Dass Lenny so wortgewandt und schlagfertig sein kann, hätte ich bis dahin nicht gedacht.

Erstaunlicherweise hatte ich Faris und Yussuf hingegen direkt gut vor Augen. Anfangs lassen sie sich ebenso treiben wie Lenny, doch schneller als einem lieb ist, sind sie sehr fokussiert und zielgerichtet. Ihre immer stärkere Verbindung zum Gedankengut des IS wurde gut dargestellt und die Charaktere wirken authentisch in ihrem Handeln und auch in dem Wandel, den sie durchmachen.
Inwiefern die Aktionen, die die beiden in Deutschland starten, tatsächlich realistisch sind, kann ich nicht sagen, doch ich kann mir gut vorstellen, dass es in der Tat solche oder ähnlich gelagerte Szenarien gibt.

Erzählt wird die Geschichte aus Lennys Sicht. Vor allem seine vielen Gedanken und Befürchtungen bezüglich Yussuf und Faris werden so gut deutlich und ich konnte gut verstehen, warum er sich auf das ein oder andere einlässt, selbst wenn ich überzeugt bin, dass ich einige Sachen nie getan hätte. Schade nur, dass wir nicht einen ähnlichen Einblick in die Gedankenwelt von Yussuf und Faris erhalten. Nicht, dass dem Buch etwas fehlt, ich hätte es einfach nur wahnsinnig interessant gefunden, wobei ich nicht sagen kann, wessen Gedanken ich lieber hätte lesen mögen. Beide haben mich mit ihrem Verhalten mehr als einmal überrascht und sind dennoch ihrem Charakter treu geblieben.

Da ich nicht spoilern will, nur soviel zum Ende: Ich habe den Ausgang zu keinem Zeitpunkt vorhersehen können, aber ich finde ihn gut gewählt und passend.

Mein Fazit: Ein lesenswertes Buch, das zum Nachdenken anregt und dass ich nach den anfänglichen Schwierigkeiten kaum aus der Hand legen mochte.

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