Erscheinungsdatum Erstausgabe: 06.11.2017
Aktuelle Ausgabe: 06.11.2017
Verlag: Atlantik Verlag
ISBN: 9783455002621
Fester Einband: 288 Seiten
Genre: Kriminalroman
Kürzlich habe ich Agatha Christies Autobiografie gelesen und darin viel über ihr Leben erfahren. Für mich war sie eine außergewöhnliche Frau und brillante Krimiautorin, deren Werke ich mit großer Begeisterung gelesen habe.
Als ich nun hörte, dass bei Hoffmann und Campe ein unbekannter Roman von Agatha Christie mit dem Titel „Passagier nach Frankfurt“ veröffentlicht wurde, war ich sofort Feuer und Flamme.
Der britische Diplomat Sir Stafford Nye ist auf dem Heimweg von Malaysia, als er ungeplant in Frankfurt umsteigen muss. Während der Wartezeit bittet ihn eine junge Frau um Hilfe. Sie fragt ihn nach seinem Pass, da sie unerkannt nach London einreisen muss. Angeblich will sie jemand töten. Sir Stafford Nye lässt sich auf dieses riskante Spiel ein und begibt sich damit selbst in höchste Gefahr. Es beginnt ein intrigantes Gerangel internationalen Ausmaßes.
Zunächst liest sich der Roman, wie man es von Agatha Christie gewohnt ist. Ihr Schreibstil und die Wortwahl sind von gestern, aber genau das mag ich persönlich sehr.
Doch schon ein paar Seiten weiter ändert sich alles. Die Handlung wird total verworren und selbst der konzentrierteste Leser verliert hier den Überblick. Sie driftet von der eigentlichen Handlung ab und inszeniert immer abstrusere Ereignisse in ihre Geschichte. Ich war zutiefst erschüttert und entsetzt. Christie lässt Hitler weiterleben, indem sie ihn aus einer Einrichtung für psychisch Kranke fliehen lässt. Dem nicht genug, dichtet sie ihm auch noch einen Sohn an und etabliert eine neue Richtung des Faschismus, der von einer reichen Gräfin gefördert wird. Mir kamen Zweifel, ob dieses „verwirrte Geschreibsel“ tatsächlich aus der Feder der First Lady of Crime stammt. Es ist kaum zu glauben.
Oder kann es möglich sein, dass die Autorin im Alter von 80 Jahren an der Krankheit des Vergessens litt?
Wie dem auch sei, ich habe mich als bekennender Fan von Agatha Christie durch den Roman gequält. Es war ermüdend. Immer auf einen Richtungswechsel hoffend, wurde meine Frustration von Seite zu Seite größer. Wäre es nicht ein Agatha Christie Roman gewesen, hätte ich das Buch auf jeden Fall abgebrochen. Man könnte ihr zugute halten, dass sie die neonazistischen Ströme erkannt und angeprangert hat, wobei ich ihre Verschwörungstheorien mitunter echt haarsträubend fand.
„Passagier nach Fankfurt“ hat mich schockiert, aber doch zum Nachdenken gebracht. Zwischen Genie und Wahnsinn liegt ein schmaler Grat und wer weiß, welche Dämonen Agatha Christie beim Schreiben dieses Romans verfolgten.
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