Freitag, 5. Januar 2018

Mutwille

Spannendes Gesellschaftsdrama




von Kai Lüdders


Taschenbuch: 364 Seiten
Verlag: Velum Verlag (November 2017)
ISBN: 9783947424009

Genre: Roman










Deutschland wird durch eine schockierende Nachricht erschüttert: Eine Studie zur Gesundheit der Nation hat ergeben, dass tausende Bürger mit einem tödlichen Virus infiziert sind. Panik bricht in der Bevölkerung aus, es wird beinahe ebenso fieberhaft nach einem Schuldigen gesucht wie nach einer medizinischen Lösung und die bisherige Ordnung scheint nur noch auf dem Papier zu existieren. Mitten in dieser Ausnahmesituation versuchen verschiedene Parteien möglichst viele Vorteile für sich herauszuschlagen. Intrigen, Machtgier und politische Ränkeschmiede führen das Land immer weiter an den Abgrund.

Mittendrin steht der Lobbyist Paul Schneider. Wie ein Puppenspieler manipuliert er Politiker und Wissenschaftler und verfolgt eisern seine klar definierten Pläne, die er mit dem Gesundheitskonzern UMC entwickelt hat. Doch hat er wirklich alles bedacht? Kann seine Vision Wirklichkeit werden?
Kai Lüdders entspinnt ein Gesellschaftsdrama, dass erschreckend ist und unwillkürlich fragt man sich, was in unserer realen Welt tatsächlich möglich wäre.

Den Beginn des Buches habe ich als etwas mühsam empfunden, da zu jeder neu auftretenden Person und zu jeder Organisation sogleich eine Fülle von Informationen geliefert wurden. In dem Umfang ist es kaum möglich sich jedes Detail zu merken und ich habe lediglich gehofft, dass ich die relevanten Informationen doch irgendwie abgespeichert habe. Mir persönlich ist es lieber Dinge nach und nach im Laufe der Geschichte zu erfahren und nicht alles auf einmal aufgelistet zu bekommen.

Dennoch hat es nicht allzu lange gedauert, bis mich das Buch völlig gepackt hatte. Es war wie ein Sog, der mich mitten in das Geschehen befördert hat. In atemberaubenden Tempo geht es durch die Geschichte und ich habe mich lange Zeit gefragt, wer tatsächlich hinter all dem steckt und vor allem welche Motivation es gab. Einige meiner Vermutungen haben sich bewahrheitet, andere nicht. 
Allerdings muss ich sagen, dass mich das Ende nicht ganz überzeugt hat. Vielleicht ist es naiv, aber ich glaube dann doch, dass die diversen Sicherheitsvorkehrungen in Deutschland gut genug sind, um solch ein Szenario zu verhindern.

Generell muss ich sagen, dass viele Charaktere und Entwicklungen sehr überzogen waren und auch wenn ich davon ausgehe, dass das gewollt ist, an einigen Punkten war es mir zu viel und zu plakativ.

Ein weiterer Punkt, der mich stört, ist die Tatsache, dass nicht einmal eine Reaktion aus dem Ausland zur Sprache kommt (sieht man mal ganz vom Ende ab). Sollte solch eine tödliche Epidemie tatsächlich in einem europäischen Land ausbrechen, so wird die Welt ringsum dies sicher nicht ignorieren. Auch einige weitere Entwicklungen blieben sicherlich nicht kommentarlos. Da der Autor ausdrücklich das heutige Berlin als Schauplatz benennt, kann man das gesamte Ausland meiner Meinung nach nicht so vollständig ausblenden.

Abgesehen von diesen Kritikpunkten hat mir das Buch durchaus gefallen und ich habe es binnen kurzer Zeit gelesen. Der Schreibstil war – vom Anfang abgesehen – mitreißend und die Idee, sowohl auf die gesamte Gesellschaft als auch auf persönliche Einzelschicksale einzugehen, wurde gut umgesetzt. Die Perspektivwechsel, die sich zwangsläufig daraus ergeben, haben mir im Gegensatz zu den Zeitsprüngen keine Schwierigkeiten bereitet. Letzte fand ich besonders am Anfang verwirrend, da dort recht häufig hin und her gesprungen wird.

Mein Fazit: Kai Lüdders, Politologe und Jurist, hat ein spannendes Gesellschaftsdrama entworfen, das mich zwar nicht in allen Punkten überzeugen konnte, aber eine spannende Lektüre geboten hat und ich werde sicher einen genaueren Blick auf sein nächstes Buch werfen.
 


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