- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 02.08.2017
- Verlag : Gmeiner-Verlag
- ISBN: 9783839221501
- Flexibler Einband
- Genre: biographischer Roman
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
Fast jeder hat wohl
irgendeine Schwäche, die ihn im Alltag stört. Bei mir ist es mein nicht
vorhandenes Personengedächtnis. Ich kann mir Namen und Gesichter ums Verrecken
nicht merken und grüße darum freundlich jeden zurück, der mir auch nur im
Entferntesten zunickt. Wenn man mich dann fragt, wer das war, kann ich meist
nur hilflos die Schultern zucken - „Alzheimer lässt grüßen“ ...
Umso gespannter war ich auf
die Geschichte, die hinter der Krankheit und ihrem Entdecker steckt. Jørn
Precht hat Alois Alzheimers Forschung und Wirken geschickt in einem spannenden
historischen Roman verpackt.
Karl Walz muss als Kind
hilflos mit ansehen, wie seine Mutter nach dem Alkoholtod des Vaters immer mehr
verfällt und schließlich im Irrenhaus „Affenstein“ landet. Die Zustände dort
sind katastrophal und erinnern an Gefängnisse des Mittelalters. Karl muss
daraufhin in verschiedene Kinderheime und erlebt dort Dinge, die mir jetzt noch
Gänsehaut über den Rücken jagen. Zum Glück holt ihn seine „Ziehmutter“ Auguste
Deter wenigstens an den Wochenenden da raus.
Um 1900 arbeitet Karl als
Pfleger für einen Kinderpsychiater und liest in seiner Freizeit medizinische Fachbücher.
Er träumt davon, eines Tage ebenfalls Arzt zu werden, kann sehr gut mit Kinder umgehen
und sein Ruf eilt ihm voraus. Als seine Ziehmutter Auguste Deter immer
verwirrter wird und schließlich auf dem „Affenstein“ landet, nutzt Karl
Alzheimers Angebot und arbeitet ab da für ihn.
Seit der Eilieferung seiner
leiblichen Mutter in die Anstalt sind nur 13 Jahre vergangen, aber Karl erkennt
die Räumlichkeiten kaum wieder. Alles ist sauber und modern, man behandelt die
Erkrankten nach den neusten Erkenntnissen und vor allem wie Menschen, nicht
mehr wie Tiere. Alzheimer ist von Auguste Deters Erkrankung fasziniert. Die
Anzeichen erinnern an Altersdemenz, aber dazu ist sie zu jung. Sie selbst beschreibt
ihren Zustand so: „Ach, ich bin so verwirrt. Ich habe mich sozusagen verloren.“
(S. 53).
Jørn Precht erzählt sehr
bildlich und einfühlsam die Anzeichen und Auswirkungen der Krankheit aus
verschiedenen Sichtweisen. Da ist Auguste, deren helle Momente immer seltener
werden, ihr Mann, der damit nicht umgehen kann (oder möchte), Karl, der unter
ihrem Verfall immer mehr leidet und Dr. Alzheimer, der unbedingt erforschen
möchte, was genau Auguste hat. Dabei stützt sich der Autor auf originale
Mitschriften von Dr. Alzheimer, denn Auguste Deter war wirklich die erste
Patientin, an der er die Erkrankung nachweisen konnte.
Mein Fazit: Deutsche Medizingeschichte
unterhaltsam, spannend und lehrreich erzählt.
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