- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 14.05.2018
- Verlag : Goldmann
- ISBN: 9783442314157
- Fester Einband 370 Seiten
- Genre: biorgraphischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Christinas Welt
Maine um die 1900: Welche
Farbe hat der Himmel heute? Diese Frage hat sich Christina sicher nicht oft
gestellt, als sie noch jünger war. Durch eine unheilbare Krankheit nehmen ihre
Muskeln immer mehr ab und sie muss sie beim Gehen stets auf den unmittelbaren
Bereich vor ihren Füße schauen, um nicht zu oft hinzufallen. Ihr Körper ist
übersäht von frischen Wunden und alten Narben, aber sie ist eine Kämpfernatur.
Mit Mitte 30 kann sie nur noch kriechen, ihre Beine haben keine Kraft mehr. Doch
zur Not robbt sie auf den Ellenbogen aufs Feld. Es ist ein hartes Leben, Abwechslungen
bringen nur die Abenteuergeschichten ihrer Vorfahren, die ihre Mammey (Großmutter)
erzählt.
Christina wäre gern Lehrerin
geworden. Sie ist sehr intelligent, aber ihre Eltern waren dagegen. In ihren
20ern ist sie 4 Jahre lang verlobt – Walton Hall kommt jeden Sommer und
verspricht ihr die Ehe, heiratet am Ende aber eine gesunde Frau. Christina
verbittert. Zwei jüngere Brüder fliehen in die Stadt, sobald sie alt genug
sind. „Über Dich habe ich mir gar keine Gedanken gemacht.“ „Natürlich
nicht. Warum auch? Warum sollte das irgendjemand tun?“ (S. 241) Nur ihr
Bruder Alvaro bleibt und kümmert sich mit ihr um die Eltern und das Land.
1939 taucht der Maler Andrew
Wyeth das erste Mal bei ihnen auf. Ihn faszinieren das Licht und das Haus. Bald
richtet er sein Atelier auf ihrem Dachboden ein. Er bewundert, wie Christina
den Alltag meistert. Sie könnte doch sicher Hilfe gebrauchen. „Ich
komme schon zurecht ...“ „Das tust du wirklich, Christina, oder? Alle
Achtung.“ (S. 156) – endlich mal jemand, der sie versteht und so sieht,
wie sie ist.
Ich bin ehrlich, Christina
war kein einfacher Charakter, haderte als sie älter wurde mit ihrem Schicksal
und lies das an ihrem Bruder Al aus. Trotzdem hatte auch ich beim Lesen auch
oft Mitleid mit ihr und hätte in keiner Minute ihres Lebens mit ihr tauschen
wollen. Am erschreckendsten fand ich sie Zeit, als sie, um ihre Eltern zu
pflegen, auf allen vieren die Treppen in den ersten Stock kriechen musste.
Die Autorin Christina Baker
Kline hat eine sehr ungewöhnliche Romanbiografie über Christina Olson und den
Maler Andrew Wyeth geschrieben. Das Trostlose der Landschaft und von Christinas
Leben spiegeln sich in der Sprache wieder. Das Buch ist sehr schwermütig, düster
und eindringlich. Es zeigt ungeschönt das Leben im ländlichen Amerika Anfang
des 20. Jahrhunderts, geprägt von zwei Weltkriegen und dem Abwandern der
Jugend.
Der Fortschritt kommt bei den
Olsons nie an, sie haben weder Strom noch eine Wasserleitung. Da Christina nach
Ansicht ihrer Eltern sowieso nie einen Mann finden wird, muss sie von früh bis
spät im Haus und auf der Farm schuften - heute wäre sie ein Pflegefall. Sie
wird ihr Leben lang bemitleidet, erst recht, nachdem ihre Verlobung geplatzt
ist. Erst Andrew Wyeth und seine Frau Betsy sehen den Menschen in ihr, nicht
den Krüppel. Wyeth setzt ihr mit dem Bild „Christinas Welt“ ein Denkmal. Er hat
verstanden, was das Land und das Haus für sie bedeuten – „Mal Zufluchtsstätte, mal
Gefängnis, war dieses Haus auf dem Hügel immer mein Zuhause.“ (S. 9)
2 Kommentare:
Puh, das klingt so, als müsse man selbst in positiver Stimmung sein, um das Buch überhaupt ertragen zu können. Die Rezension hat mich schon neugierig gemacht und ich kann mir vorstellen, dass ich das Buch auch interessant finden würde. Aber dieser schwere Lebenweg ist bestimmt bedrückend, dass man dafür in der richtigen Stimmung sein muss.
Danke für diese Buchvorstellung!
LG Gabi
Ja genau, für depressive Menschen ist es wahrscheinlich nichts. Obwohl es wirklich sehr interessant die damaligen Lebensumstände schildert.
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