Buchdetails:
Erscheinungsdatum: 21.08.2018
Herausgeber: Rowohlt Buchverlag
Umfang: 528 Seiten
ISBN: 9783498009465
Genre: Roman
Ein erster Blick auf das Cover und ich wusste, diesen Roman muss ich lesen.
Ich mag die alten Filme der beiden Komiker Oliver Hardy und Stan Laurel sehr.
Besonders Stan’s tollpatschige Art hat mich immer zum Lachen gebracht.
Wie war er wirklich?
„Der Mann, den sie Doof nannten, war ein Jahrhundertkünstler. Und vielleicht ein größerer Komiker als Charlie Chaplin“
Buchautor John Connelly hat mit „Stan“ einen biografischen Roman geschaffen, der die wichtigsten Eckdaten aus dem Leben des als Arthur Stanley Jefferson geborenen englischen Künstlers, in eine fiktive Story einbettet. Die Aufmachung des Buches ist hochwertig.
„Im Oceana Apartment Hotel jagt er, während die letzten Tage anbrechen, Erinnerungsschmetterlingen hinterher.“ (Auszug aus „Stan“)
Stan fühlt, dass sein Leben langsam dem Ende entgegengeht und lässt es noch einmal Revue passieren. Er berichtet von den Anfängen seiner Karriere, in denen er bei einer fahrenden Theatertruppe anheuerte. Schon damals brachte er sein Publikum zum Lachen. Als Stan nach Amerika kommt, erschließt sich ihm ein ganz neues Wirkungsfeld. Er dreht seinen ersten Film in Hollywood, das damals noch ein stilles kalifornisches Dorf war.
Nachdem sich Stan viel zu lange an Charlie Chaplin orientierte und ständig versuchte ihm nachzueifern, ändert sich sein Berufsleben, als er dem Produzenten Oliver Hardy begegnet. Gemeinsam sind sie erfolgreich, werden Stars und sind bis zu Ollie’s Tod unzertrennlich.
John Connelly schreibt lebendig und voller Emotionen. Seine Milieu-Beschreibungen Gefallen mir sehr. Das Lesen des Romans fühlte sich wie eine Reise mit einer Zeitmaschine an. Ein Schwarzweißfilm spielt sich in meinem Kopf ab. Ich blicke tief in die Anfänge der Filmbranche.
Nie zuvor habe ich mir Gedanken gemacht, wie schwierig es war, einen Stummfilm zu drehen.
Unabhängig von der Lebensgeschichte des Stan Laurel ist dem Buchautor ein beeindruckender historischer Abriss der damaligen Zeit gelungen. Gefesselt folge ich dem Geschehen. Nebenbei vermittelt Connolly interessante Hintergrundinformationen.
Plötzlich ist aus Hollywood ein glamouröser Ort geworden, an welchem die Stars in prächtigen Villen leben.
Überrascht hat mich, dass Ollie in Stan’s Leben so eine tragende Rolle gespielt hat. Der frühe Tod seines Kollegen, seines Freundes, offensichtlich seines wichtigsten Wegbegleiters hat Stan in Melancholie gestürzt. Bis zuletzt hat er Dialoge für sich und Oliver geschrieben.
Mich berühren diese Textstellen im Buch zutiefst. Ich sehe einen weichen liebenswerten Mann hinter dieser Komikerfassade, der von seinem Erfolg überrollt wurde. Nach der bitteren Armut kam plötzlich der große Reichtum. Ob Stan damit überfordert war? Die Frauen lagen ihm zu Füßen und merkten schnell, dass sie ihm das Geld locker aus der Tasche ziehen konnten. Unendliche Hochzeiten Affären und Skandale folgten. Mit Alkohol wurde der Alltag erträglicher. Ähnlich verlief auch Olivers Leben.
Ein atmosphärisch dichter Roman aus der Perspektive eines alten Mannes erzählt, der am Ende seines Lebens wenig mit dem einst gefeierten Star Stan Laurel gemeinsam hat.
"Stan" - die Geschichte eines Ausnahmetalentes der die ganze Welt zum Lachen bringen konnte, aber in seiner Seele von einer tiefen Traurigkeit erfasst war.
Toll geschrieben! Leseempfehlung!
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